Olympia:Sportschützin Karsch: Erst geflattert, dann gefreut

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Sportschützin Monika Karsch. (Foto: Getty Images)

Die nächste Medaille fürs deutsche Team: Monika Karsch aus Regensburg wird mit der Sportpistole Zweite. Eine Griechin nutzt im finalen Duell die Nervosität der Deutschen.

Von Jürgen Schmieder

Natürlich sind Olympische Spiele immer auch ein gewaltiger Wettbewerb im Floskel-Weitwurf. Beinahe jeder Athlet hat auf seiner Homepage einen sinnentleerten und doch höchst motivierenden Spruch stehen, auf den Pressekonferenzen in Rio hört man, wenn die Athleten nicht gerade Samba tanzen, andauernd was von "alles geben", "das Beste rausholen" und "das Optimum erreichen" - und der Tatsache, dass ja immer alles möglich sei. Sie Sportschützin Monika Karsch ist da keine Ausnahme, vor dem Wettbewerb mit der Sportpistole hatte sie gesagt: "Das Finale mit den besten acht Schützinnen ist immer das Ziel. Wenn man dann einmal da ist, dann kann alles passieren."

Karsch, 33, erreichte das Finale, und es passierte dann wirklich fast alles: Die junge Frau aus Regensburg kam sogar ins Endspiel gegen die Griechin Anna Korakaki und gewann die Silbermedaille.

Dieser letzte Wettkampf war eine spannende, eine dramatische Angelegenheit mit High-Noon-Charakter. Beide Finalistinnen mussten gleichzeitig aus 25 Metern auf eine Scheibe zielen. Wer bei einer Serie aus fünf Schüssen häufiger trifft, der bekommt zwei Punkte, bei einem Unentschieden werden die Punkte geteilt. Wer zuerst sieben Zähler erreicht, der gewinnt. Die Kameras sind dabei nicht auf das Ziel gerichtet, sondern stets auf die Gesichter der beiden Athletinnen und verraten bei jedem einzelnen Schuss, was da gerade passiert ist.

Korakaki gewann die ersten drei Serien und führte schnell mit 6:0, weil Karsch dann doch arg nervös wirkte und oft verschoss. Sie schüttelte ungläubig den Kopf, sie kniff das rechte Auge zusammen, sie ließ ihre Pistole verzweifelt senken. "Eigentlich bin ich kein Ruhepol, aber im Wettkampf bin ich völlig ruhig", hatte Karsch vor den Spielen gesagt. Eine Floskel, gewiss, doch Karsch zeigte in diesem Finale, dass das stimmt.

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Sie blieb trotz des Rückstandes und der vielen Fehler gelassen, sie holte auf und glich zum 6:6 aus. Es gab eine letzte, entscheidende Serie: Karsch verschoss. Korakaki verschoss. Karsch verschoss. Korakaki traf und gewann. Karsch jedoch ärgerte sich nicht über die Fehler, sie gratulierte der Siegerin und lief dann lächelnd zu ihrem Team. Sie hatte nicht Gold verloren, sie hatte Silber gewonnen.

Karsch begann im Alter von elf Jahren mit dem Schießsport, sie fing gleich mit der Pistole an. "Ich glaube, dass mir das einen gewissen Vorteil verschafft hat", sagte sie vor den Olympischen Spielen: "Es war immer mein Traum, bei den Olympischen Spielen dabei zu sein - vielleicht hat es mir geholfen, dass ich das schon so lange mache." Beim ersten Wettbewerb am Sonntag mit der Luftpistole erreichte sie nur Platz 25, eine kleine Enttäuschung. "Leider wurde ich ungeduldig, deshalb bin ich nicht zufrieden", sagte sie danach: "Aber es geht weiter und meine Lieblingsdisziplin mit der Sportpistole kommt ja noch."

Diese Lieblingsdisziplin folgte dann am Dienstag, ihre besten Ergebnisse bislang: zweiter Patz bei der Europameisterschaft (2013 und 2014), Rang vier bei der Weltmeisterschaft 2014. Nun ist sie, und das ist keine Floskel, Silbermedaillengewinnerin bei Olympia.

© SZ vom 10.8.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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