Olympia:Olympia-Maskottchen: Kuschelige Zyklopen und Flackerfackeln

Am Anfang war der Hund: Die Geschichte des olympischen Maskottchens ist voller Fantasiegeschöpfe. Manches Plüschtier wurde geliebt, andere verspottet. Eine Typologie.

Saskia Aleythe

Geschichte der Olympia-Maskottchen

München 1972: Waldi

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(Foto: imago sportfotodienst)

Am Anfang war der Hund: Die Geschichte des olympischen Maskottchens ist eine der farbenfrohen Kreaturen, von Glückskläffer Waldi bis zum einäugigen Stahltropfen. So manches Plüschtier wurde geliebt, andere hingegen verspottet. Eine Typologie der Olympia-Maskottchen. Von Saskia Aleythe Etliche Olympische Spiele mussten vergehen, bis in Dackel Waldi das erste offizielle Maskottchen ins Olympische Dorf einzog. Als Neuheit wurde er 1972 in München vorgestellt und die Welt nahm Waldi an, als hätte sie nie auf etwas anderes gewartet. Nicht nur Staffelläuferin Ingrid Becker schloss den pastellgestreiften Dackel schnell ins Herz, auch auf den Rängen begann das große Kuscheln. Vermarktet wurde der Dackel als Figur aus Plüsch und Plastik, als Anstecker und sogar in Form von Gummidrops gab es ihn damals. Widerstandskraft, Zähigkeit und Beweglichkeit sollte der Vierbeiner symbolisieren, seine bunten Streifen verliehen ihm eine große Portion Fröhlichkeit. Die Mehrfarbigkeit brachte Waldi allerdings auch den Spitznamen "LSD-Dackel" ein.

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Montréal 1976: Amik

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(Foto: Imago)

Kreativität war erforderlich, um beim Maskottchen von Montréal die richtige Tierart zu bestimmen. Minimalistisch angehaucht bestand Amik lediglich aus Kopf, Bauch und Schwanz. Was sollte es sein? Richtig, ein Biber! Der ist nicht nur das Nationaltier Kanadas, sondern steht auch für harte Arbeit. Seine Schärpe legte der stolze Nager niemals ab.

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Moskau 1980: Mischa

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(Foto: imago sportfotodienst)

Mit Mischa, dem Bären, begann 1980 die Ära der freilaufenden Plüschgestalten. Das vom Kinderbuch-Illustratur Viktor Tschischikow gestaltete Maskottchen war in Miniaturform zudem ein beliebtes Mitbringsel. Bei der Abschlusszeremonie trat der brummige Zeitgenosse mit einer Träne im Gesicht auf. Noch viele Jahre nach seinem großen Auftritt war Mischa ein beliebter Bär: 1988 traf er auf Mickymaus in dessen Comic.

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Los Angeles 1984: Sam the Eagle

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(Foto: imago sportfotodienst)

Wie macht man aus einem Weißkopfadler ein olympisches Maskottchen? Man nehme eine pompöse Kopfbedeckung und eine Schleife und schon ist er fertig, der Olympia-Vogel. So simpel - so gut? Nicht ganz, Sam musste aufgrund seiner kapitalistischen Dagobert-Duck-Optik auch viel Kritik einstecken. Die Ähnlichkeit kam nicht von ungefähr: Schließlich war es ein Disney-Designer, der den Greifvogel erschuf.

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Seoul 1988: Hodori und Hosuni

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(Foto: N/A)

Das wohl anmutigste Maskottchen der Geschichte hatte Seoul 1988 zu bieten. Der Tiger Hodori kam mit Melone daher und gab im Vergleich zu seinen Mitstreitern kaum Anlass zu Spott. Sein Name deutet auf keinen besonders ehrfürchtigen Hintergrund, sondern bedeutet übersetzt ganz einfach "Tigerjunge". Der später geständige Dopingsünder Robert Lechner (r.) holte damals Bronze im Zeitfahren auf der Bahn. Doping für Hodoris Gemüt war vermutlich die ihn begleitende Tigerdame Hosuni.

Geschichte der Olympia-Maskottchen

Barcelona 1992: Cobi

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(Foto: N/A)

Ein riesiges fleischfarbenes Kissen mit Gliedmaßen, gestatten: Cobi. Nur entfernt erinnerte Cobi an das, was er eigentlich darstellen sollte: einen Hund. Aber das hatte auch seinen Grund, schließlich war Cobi die kubistische Version eines Hundes. In seiner abstrakten Art sollte er an Pablo Picasso erinnern, den berühmtesten spanischen Wunderpinsler.

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Atlanta 1996: Izzy

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(Foto: N/A)

Große Augen, große Klappe: Bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta machte Maskottchen Izzy auf sich aufmerksam. Entgegen der üblichen Tradition des Gastgeberlandes, ein typisches Nationaltier als Figur ins Leben zu rufen, entschieden sich die Amerikaner für dieses beturnschuhte Etwas. Schwimmerin Franziska van Almsick, die damals als 18-Jährige über 200 Meter Freistil Silber holte, störte sich offensichtlich nicht daran.

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Sydney 2000: Olly, Syd und Millie

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(Foto: DPA)

Ein Dreierpack der Flauschigkeit hatte Sydney 2000 im Angebot. Dabei bedienten sich die Australier gemäß der eigenen Fauna höchst exotischer Tierarten: Schnabeltier Syd, Ameisenigel Millie und Kookaburra Olly waren die offiziellen Maskottchen. Wofür sie standen? Olly für Großzügigkeit, Syd für die Umwelt und Millie - nun ja - fürs neue Millennium.

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Athen 2004: Athena und Phoibos

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(Foto: dpa/dpaweb)

Ein Zwillingspärchen mit Elefantenfüßen: Athena und Phoibos begleiteten die Olympischen Spiele 2004 in Athen. Hinter ihrer unaufdringlichen Erscheinung steckte große Symbolkraft: Sie stellten die griechischen Götter der Weisheit sowie des Lichts und der Musik dar, mit den farbigen Kleidern sollte an das griechische Meer und die Sonne erinnert werden. Und damit sich niemand über den seltsamen Körperbau beschweren konnte, gab es auch dafür eine Erklärung: Athena und Phoibos wurden einer glockenförmigen Terrakottapuppe aus dem archaischen Zeitalter nachempfunden.

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Peking 2008: Die Fuwa

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(Foto: imago sportfotodienst)

Eine ganze Riege an Maskottchen schickte Peking 2008 zu den Spielen. "Die freundlichen Fünf" oder auch einfach "Glückspuppen" wurden sie hierzulande genannt. Doch die fünf waren nicht nur bunt und rund: Die brennenden Haare symbolisierten die Olympische Fackel, der schwarz-weiße Panda durfte als Nationaltier Chinas auch nicht fehlen. Den Zoo komplettierten ein blauer Fisch, eine Tibetantilope sowie eine grüne Schwalbe. Da jedes auch einen eigenen Namen trug, ergab sich aus einer gewieften Aneinanderreihung der ersten Silben übersetzt der Satz "Peking heißt dich willkommen".

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London 2012: Wenlock und Mandeville

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(Foto: AFP)

Kommt ein Zyklop zum Augearzt: Wenlock und Mandeville sollen den Beweis dafür anstellen, wie kuschlig Stahl sein kann. Ja richtig, Stahltropfen sollen die beiden symbolisieren. Alternativ hätten die Londoner auch zwei einäugige Teebeutel ins Rennen schicken können, was mit dem britischen Wetter eine schöne Kombination ergeben hätte. "Die bisherigen Maskottchen sind einem sehr eindimensionalen Weg gefolgt und veraltet", sagt Designer Grant Hunter, der die beiden Zyklopen geschaffen hat. Mit seinem Werk wolle er die Vielfältigkeit Großbritanniens einfangen. Auf der offiziellen Webseite der Maskottchen kann man Farbe, Kleidung und Accessoires der Londoner Maskottchen individuell gestalten. Auch wenn die mutige Optik sie angreifbar macht, die Namen sind immerhin mit Bedacht gewählt: Wenlock ist nach dem Örtchen Much Wenlock benannt, in dem Mitte des 19. Jahrhundert der Dorfarzt die Einwohner zu mehr Sport aufgefordert und zur Motivation Wettkämpfe erschaffen hatte. Stoke Mandeville ist der Ort in England, wo 1948 parallel zu Olympia die ersten Paralympics-Vorläufer stattfanden.

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Rio 2016: Vinicius

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(Foto: AFP)

Vinicius - ein ... was bitte? Manche sehen im Maskottchen von Rio eine Mischung aus Affe und Wildkatze, worüber sich sicherlich so mancher humane Erdenbewohner bei Wiedergeburt freuen würde. "Die Maskottchen gehören zu den repräsentativen Symbolen der Spiele. Ihr Sinn ist es, die Zuschauer zu erfreuen und sie einzubinden, vor allem die Kinder", sagt OK-Präsident Carlos Nuzman. Wir fühlen uns eingebunden, auch durch ...

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Rio 2016: Vinicius und Tom

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(Foto: dpa)

... Tom, den Partner von Vinicius. Der erinnert irgendwie an einen - genau - Baum. Wir denken an Regenwald. Und so gar nicht an "The Girl from Ipanema". Wir wir jetzt darauf kommen? Die Maskottchen in Rio sind nach den Schöpfern des berühmten Hits benannt: Vinicius de Moraes und Tom Jobim.

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