Olympia:Medaillenspiegel: Grenada gewinnt vor den Bahamas

Athletics - Olympics: Day 9

Kirani James aus Grenada holte Silber über 400 Meter.

(Foto: Getty Images)

Die Nationen-Liste mit allen Medaillen ist das inoffizielle Abschlusszeugnis von Olympia. In ihr stecken kuriose Informationen über Länder und Athleten, die niemand auf dem Zettel hatte.

Von Martin Schneider

Der Medaillenspiegel ist das inoffizielle Abschlusszeugnis der Olympischen Spiele. Wer ist der Klassenbeste? Wer hat sich gesteigert? Bei wem ist die Versetzung gefährdet? Arbeitet man sich durch diese Liste aus Medaillen-Farben und Nationalflaggen, kommen ein paar Erkenntnisse, die über "Die USA sind die Nummer eins" hinausgehen.

Welcher Medaillenspiegel ist der richtige?

Man kann den Medaillenspiegel auf zwei Arten lesen. Die übliche Version ist: Wer die meisten Goldmedaillen hat, liegt vorne. Haben zwei Länder die gleiche Anzahl, zählen die Silbermedaillen, sind auch die gleich, zählen die Bronzemedaillen. In Europa ist diese Zählweise üblich, in den USA zählen die Statistiker aber einfach alle Medaillen zusammen. Dort liegt beispielsweise China auf Rang zwei vor Großbritannien (70 Medaillen vor 67 Medaillen) während in Europa Großbritannien zweitbeste Nation hinter den USA und vor China ist (27 Goldmedaillen zu 26). Theoretisch kann man auch für die Medaillen Punkte vergeben, drei für Gold, zwei für Silber, eine für Bronze. Eine offizielle Version gibt es nicht, das IOC bietet auf seiner Internetseite beide Zählweisen an, es gibt auch keinen formalen Akt bei der Schlussfeier, in dem die beste Nation gewürdigt wird.

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Alles ist relativ

Die erfolgreichste Nation bei den Olympischen Spielen ist: Grenada. Jedenfalls im Verhältnis Medaillen zu Einwohnern. Dort kommt eine Medaille auf 110 000 Einwohner, eben weil der Inselstaat 110 000 Einwohner hat und genau eine Medaille gewonnen hat: Kirani James holte Silber über 400 Meter. Die meisten Goldmedaillen pro Einwohner holten die Bahamas durch Shaunae Millers Hechtsprung (ebenfalls über 400 Meter) mit einer Medaille auf 320 000 Einohner. Die Bahamas haben mit zwei Medaillen auch die zweitbeste Medaillenquote insgesamt hinter Grenada.

Es folgt Neuseeland: Etwa 4,4 Millionen durften sich über 18 Medaillen freuen - das bedeutet 250 000 Einwohner pro Plakette. Knapp dahinter liegt Jamaika, auch dank Usain Bolt, mit einer Quote von etwa 270 000 Einwohnern pro Medaille in Rio. Es folgen: Dänemark, Kroatien, Slowenien und Aserbaidschan. Deutschland schlägt in diesem Ranking übrigens die USA mit einer Medaille pro 1,9 Millionen Einwohner zu einer Medaille pro 2,6 Millionen. Die meisten Medaillen pro entsendetem Athleten holte Aserbaidschan vor Äthiopien, den USA und Nordkorea.

Abgehängtes Afrika

Afrika schneidet bei den Olympischen Spielen der Kontinente zusammen mit Ozeanien am schlechtesten ab - mit nur fünf Prozent aller Medaillen. Sechs Goldmedaillen holten die kenianischen Läufer, drei weitere Goldmedaillen holten Südafrika (zwei) und Äthiopien auf der Laufbahn. Cheikh Sissé von der Elfenbeinküste holte im Taekwondo die einzige Nicht-Lauf-Goldmedaille für Afrika. 48 Prozent der Medaillen gingen nach Europa, 22 Prozent nach Amerika und 21 Prozent nach Asien. Nach den Spielen in Rio ist Afrika zudem der einzige Kontinent (neben der Antarktis natürlich), auf dem noch nie Olympische Spiele stattfanden.

Erfolglose Sportnationen

Österreich hat eine einzige Medaille gewonnen. Im Segeln holten Tanja Frank und Thomas Zajac Bronze im Narca-17-Wettkampf. Damit hat Österreich aber eine Medaille mehr als in London 2012 und ist obendrein das einzige Land ohne Küste, das eine Segelmedaille gewonnen hat. Ebenfalls mit nur einer Brozemedaille ausgestattet: Portugal und Finnland. Norwegen, bei Winterspielen immer vorne dabei, holte vier Bronze-Medaillen, und Indien, das zweitbevölkerungsreichste Land der Erde, gewann eine Silber- und eine Bronzemedaille im Badminton und im Ringen. Am ungünstigsten hat Kanada seine Medaillen verteilt und holte bei vier Goldmedaillen ganze 15 mal Bronze. Das größte Team (42 Mitglieder), das ohne Medaille blieb, hat Chile nach Rio geschickt.

1996 fand sich übrigens auch Großbritannien noch in dieser Rubrik wieder. In Atlanta holte das Vereinigte Königreich nur eine einzige Goldmedaille im Rudern.

Gold-Premiere

Folgende Nationen gewannen zum ersten Mal eine Goldmedaille bei Olympischen Spielen: Bahrain (3000 Meter Hindernis), Fidschi (7er Rugby), die Elfenbeinküste, Jordanien (beide Taekwondo), Kosovo (Judo), Puerto Rico (Tennis), Singapur (100 Meter Schmetterling), Tadschikistan (Hammerwerfen) und Vietnam (Luftgewehr).

Die besten Athleten

Erfolgreichster Athlet der Olympischen Spiele war US-Schwimmer Michael Phelps mit fünf Goldmedaillen und einmal Silber. Mit insgesamt 23 Goldmedaillen hat er nun mehr Olympiasiege als zum Beispiel Argentinien, Österreich, Indien oder Iran in ihrer Geschichte geholt haben.

Zweitbeste Athletin wurde US-Schwimmerin Katie Ledecky (4 Gold, 1 Silber) vor US-Turnerin Simone Biles (4 Gold, 1 Bronze). Weitere erfolgreiche Athleten, die ohne Google kaum jemand ihrer Sportart zuordnen könnte, waren der Brite Jason Kenny (Bahnrad), die Ungarin Danuta Kozak (Kajak) und der Amerikaner Ryan Murphy (Schwimmen). Sie alle holten genauso oft Gold wie Usain Bolt (dreimal).

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