Olympia:Luxusbordell, Luxusyacht, Goldmedaille

Olympic Games 2016 Basketball

Naturgewalten unter sich: DeMarcus Cousins und DeAndre Jordan freuen sich über Gold.

(Foto: dpa)
  • Die US-Basketballer gewinnen das Olympia-Finale in Rio gegen Serbien mit 96:66.
  • Nationalcoach Mike Krzyzewski hört nun nach drei Olympiasiegen und zwei Weltmeister-Titeln auf.
  • In Brasilien war er noch einmal auf einer heiklen Gratwanderung mit seinem Team unterwegs.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Am Ende, da lächelte sogar der Mann, den sie alle nur Coach K nennen. Mike Krzyzewski, seit 36 Jahren Trainer der Duke University und seit zehn Jahren auch der amerikanischen Nationalmannschaft, hatte sich ja durchaus ärgern müssen bei diesen Olympischen Spielen. Nun aber stand er an der Seitenlinie und freute sich wie ein Vater, dessen ungezogener und fauler Sohn am Ende doch den Abschluss geschafft hat. Die US-Basketballer gewannen das Endspiel gegen Serbien mit 96:66 (52:29). "Ich bin glücklich", sagte Krzyzewski, der nach drei Olympiasiegen und zwei Weltmeister-Titeln nun aufhören wird: "Es war mir eine Ehre."

Sie befanden sich auf außenpolitischer Mission in Rio, wie alle amerikanischen Basketballteams seit 1992: Damals war der Begriff Dream Team entstanden, weil die Amerikaner erstmals Akteure der Profiliga NBA rekrutierten und eine Mannschaft mit Michael Jordan, Magic Johnson und Larry Bird zu den Olympischen Spielen schickten. Dieses Traumteam besiegte in Barcelona seine Gegner mit einem Vorsprung von durchschnittlich 44 Punkten. Souverän war das, aber nicht arrogant. Unterhaltsam, aber kein Klamauk.

"Wir hatten ein bisschen viel Spaß und müssen bescheidener auftreten"

Die Nachfolger von 2016 hatten zunächst Schwierigkeiten mit dieser durchaus kniffligen Gratwanderung. Beim Vorbereitungsspiel gegen China versuchte DeMar Derozan einen Dunking mit Drehung um die eigene Achse, weshalb Krzyzewski sagte: "Wir hatten ein bisschen zu viel Spaß und müssen ein bisschen bescheidener auftreten." In Rio dann wurden einige Spieler im Luxusbordell Termas Monte Carlo erwischt, andere gaben lieber das Maskottchen bei Auftritten von Kollegen wie Michael Phelps und Simone Biles und hatten deshalb keine besondere Lust aufs Training. Ach ja: Sie lebten nicht im Olympischen Dorf, sondern auf einer Luxusyacht.

Das alles wäre freilich in Ordnung gewesen, wenn die eigenen Auftritte die erwartete Mischung aus souveräneren Siegen und spektakulärer Show gewesen wären. Nach zwei klaren Erfolgen gegen China und Venezuela gab es drei spannende Partien gegen Australien, Serbien und Frankreich - in der Heimat wurde gar debattiert, ob diese Mannschaft tatsächlich die Goldmedaille würde gewinnen können. Den Akteuren, so schien es, war die eigene Punktausbeute und Anzahl der Dunkings wichtiger als das Gesamtergebnis - sie gewannen nur deshalb, weil die Ein-Mann-Naturgewalt DeAndre Jordan die zahlreichen Fehlwürfe seiner Gegner vom Ring pflückte.

Krzyzewski, 69, stand deshalb häufiger kopfschüttelnd an der Linie, während der Auszeiten predigte er seinem Team, doch bitteschön häufiger abzuspielen und in der Defensive ein wenig aufmerksamer zu agieren. Manchmal winkte er entnervt ab, denn was sollte er machen? Am Ende gewann seine Mannschaft ja immer, aufgrund der körperlichen Überlegenheit und der Qualität der Einzelspieler. Von der K.o.-Runde an spielten die Amerikaner dann ein wenig ernster, sie besiegten Argentinien (100:75), Spanien (82:76) und auch Serbien souverän.

"Ich glaube, wir sind erst während des Turniers aufgewacht", sagte Kevin Durant, mit 19 Punkten pro Partie der beste Werfer der Amerikaner. Er hatte während der Olympischen Spiele noch zu verarbeiten, dass er für seinen Wechsel von Oklahoma City Thunder zu den Golden State Warriors vor allem in der Heimat als Verräter und Opportunist beschimpft wurde: "Ich habe versucht, mich hier in Rio auf Basketball zu konzentrieren und darauf, dass mir nur ja niemand die Freude an diesem Spiel nimmt." Er habe das Turnier dazu genutzt, mit sich selbst zufrieden zu sein: "All der Lärm um mich herum wurde plötzlich leiser, und ich konnte das genießen." Nach dem Finale rannte er auf die Tribüne zu den amerikanischen Fans, ließ sich umarmen und posierte für Fotos.

Mike Krzyzewski verfolgte die Party seiner Spieler mit mildem Lächeln. Es war vielleicht nicht so spektakulär wie geplant, es war aber dennoch souverän und nie arrogant. "Sie haben mir damals ein Geschenk gemacht, das ich gerne geöffnet habe", sagte er, angesprochen auf sein Karriereende als Coach des Nationalteams: "Ich hatte eine wunderbare Zeit mit diesem Team, die Spiele in Rio waren noch mal ein Höhepunkt." Nun übernimmt der Mann, der wohl noch nicht einmal lächeln würde, sollte sein Sohn den Abschluss mit Bestnote schaffen. Gregg Popovich (San Antonio Spurs) hat es einst als Spieler nicht in den Kader zu den Olympischen Spielen 1972 geschafft und kürzlich erklärt, dass ihn diese fehlende Medaille noch immer schmerze. Der Typ, den sie alle nur Coach Pop nennen, kann sie nun als Trainer gewinnen - und wird dann sicherlich auch mal lächeln wie Coach K.

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