Olympia kompakt (12):Zweites Silber auf Eis

Eisschnellläuferin Beckert wird über 5000 Meter Zweite, ein deutscher Bob stürzt, als er auf Medaillenkurs liegt, Kanadas Eishockeyspieler demütigen Russland, die Riesenslalom-Entscheidung wird vertagt.

Eisschnellläuferin Stephanie Beckert hat bei den Olympischen Winterspielen ihre zweite Medaille erkämpft. Die 21-Jährige Erfurterin kam über 5000 Meter am Mittwoch (Ortszeit) im Richmond Olympic Oval in 6:51,39 Minuten auf Platz zwei. Gold eroberte die favorisierte Tschechin Martina Sablikova in 6:50,91. Bronze ging an die 37-jährige Kanadierin Clara Hughes. Erneut olympisches Edelmetall verpasst hat Beckerts Clubkollegin Daniela Anschütz-Thoms als Vierte. Die Berlinerin Katrin Mattscherodt wurde disqualifiziert, weil sie auf ein Klötzchen der Bahnbegrenzung getreten war.

Alle drei deutschen Bobpilotinnen haben in der olympischen Zweier-Konkurrenz im Whistler Sliding Centre die Medaillen verpasst. Sandra Kiriasis aus Winterberg und die Oberhoferin Claudia Schramm belegten die Plätze 4 und 7. Cathleen Martini aus Oberbärenburg hatte nach drei Läufen auf Platz vier gelegen, büßte aber ihre Medaillenchancen durch einen Sturz ein. Martini und ihre Anschieberin Romy Logsch blieben dabei unverletzt. Das erste Bob-Gold für die kanadischen Frauen gewannen Kaillie Humphries und Heather Moyse. Den Doppelsieg der Gastgeberinnen machten Helen Upperton und Shelley-Ann-Brown auf Platz zwei perfekt. Bronze ging an die US-Amerikanerinnen Erin Pac und Elana Meyers.

Die deutschen Ski-Rennläuferinnen um Kombi-Olympiasiegerin Maria Riesch müssen ihre Medaillenjagd im olympischen Riesenslalom am Donnerstag fortsetzen. Wegen Nebels und dadurch bedingter schlechter Sicht über der Strecke "Franz's Run" musste das Olympia-Rennen am Mittwoch nach dem ersten Durchgang abgebrochen werden, der zweite Lauf soll nun mit 24 Stunden Verzögerung folgen. Die drei deutschen Damen liegen nach dem ersten Durchgang allesamt hinter den Podiumsplätzen, das Trio hat aber weiterhin Medaillenchancen. Viktoria Rebensburg (Kreuth) ist mit 0,35 Sekunden Rückstand auf die führende Elisabeth Görgl (Österreich) Sechste, Maria Riesch (Partenkirchen/0,48) Siebte und Weltmeisterin Hölzl (Bischofswiesen/0,69) Zehnte. Eine Wertung nach nur einem Lauf ist laut den Statuten des Ski-Weltverbandes FIS nicht zulässig: "Ein Riesenslalom muss immer in zwei Durchgängen entschieden werden", heißt es in Regel 906.1. Dort wird auch die Austragung der beiden Läufe an zwei Tagen nicht ausgeschlossen: "Die beiden Durchgänge sollten, wenn möglich, an einem Tag gefahren werden."

Ein Fehlgriff in die Wachskiste hat die deutschen Langläufer bei der Materialschlacht von Whistler um die erhoffte Olympia-Medaille in der Staffel gebracht. Mit Platz sechs über 4 x 10 Kilometer liefen Jens Filbrich, Axel Teichmann, Rene Sommerfeldt und Tobias Angerer am Mittwoch nach Bronze 2002 in Salt Lake City und Silber vor vier Jahren in Turin klar am erträumten Edelmetall vorbei. "Wir hatten uns für Wachs-Ski entschieden, die bei dem extremen Schneefall hinten raus stumpf waren. Das war für uns natürlich sehr ungünstig", sagte Bundestrainer Jochen Behle über das Rennen, das praktisch bereits nach den beiden Klassik-Runden verloren war. Staffel-Olympiasieger wurden die Schweden vor dem Quartett aus Norwegen, für das Schlussläufer Petter Northug mit einem furiosen Schlussspurt Silber aus dem Feuer riss. Bronze ging an die Tschechen. Teichmann wurde zum großen Pechvogel des deutschen Quartetts. Denn als im Callaghan Valley die großen Flocken vom Himmel fielen, konnte der 30-Jährige mit immer stumpfer werdenden Ski der Spitze nicht mehr folgen und verlor auf seiner Schleife fast 30 Sekunden. "Ich hatte mich für Wachs-Ski entschieden. Der baute am Ende stark ab. Ich habe gekämpft wie ein Löwe. Aber mehr war nicht drin", sagte Teichmann.

Kanadas Eishockey-Team ist mit einer Galavorstellung ins Halbfinale eingezogen. Die Gastgeber demütigten am Mittwoch im olympischen Viertelfinale Weltmeister Russland mit 7:3. In einem begeisternden Spiel vor 19.300 Zuschauern im ausverkauften Canada Hockey Place zeigte "Team Canada" seine bislang beste Turnierleistung. Ryan Getzlaf, Dan Boyle, Rick Nash und Brenden Morrow stellten schon im ersten Drittel die Weichen für den Gold-Favoriten. Corey Perry (2) und Shea Weber sorgten für die zweithöchste Pleite der Russen in der Olympia-Geschichte. Im Halbfinale treffen die Kanadier auf Schweden oder die Slowakei. Zuvor hatte die USA die Schweiz 2:0 besiegt.

Mit einer schweren Kopfverletzung ist der slowakische Eishockeystürmer Lubos Bartecko während des Play-off-Spiels um den Viertelfinaleinzug gegen Norwegen (4:3) in die Klinik des Olympischen Dorfes in Vancouver transportiert worden. Sein Zustand sei stabil, teilte der Teamsprecher der Slowaken mit. Der 33 Jahre alte Bartecko war nach einem Ellbogencheck des Norwegers Ole-Kristian Tollefsen mit seinem ungeschützten Kopf auf das Eis geprallt. Als Bartecko kurz seinen Kopf anhob, war darunter eine kleine Blutlache zu sehen. Das Spiel wurde beim Stand von 0:0 für sechs Minuten unterbrochen. Tollefsen, in der nordamerikanischen Profiliga NHL für die Detroit Red Wings aktiv, erhielt umgehend eine Matchstrafe.

Olympia-Touristen haben in der ersten Woche der Winterspiele mehr als 40 Millionen US-Dollar (29 Millionen Euro) in die Wirtschaft der Olympia-Provinz British Columbia gespült. Dabei hatten besonders Besucher aus den USA, China, Großbritannien, Japan und Australien die Spendierhosen an: Deren Ausgaben machten zusammen genommen mehr als 75 Prozent aus.

Die Clown-Hosen der norwegischen Curler sorgen für Aufsehen. Das wollten die norwegischen Skirennfahrer nicht auf sich sitzen lassen. Nach Silber und Bronze betraten Kjetil Jansrud und Aksel Lund Svindal den Raum der Pressekonferenz in kunterbunten Hosen mit grünen, blauen, gelben, roten und allen möglichen anderen Klecksen. Sie stiegen auf die Stühle und hatten die Lacher auf ihrer Seite.

Regen und starke Bewölkung in Vancouver: Nass und trüb hat der zwölfte Wettkampftag der Winterspiele in Vancouver begonnen. Auch für den Rest der zweiten Olympia-Woche werden in der Metropole Niederschläge vorhergesagt. Schon am Mittwoch regnete es aus einem wolkenverhangenen Himmel. Die Temperaturen liegen bei 8 Grad. Grau in grau bleibt bei 10 Grad am Tage und 7 Grad in der Nacht auch der Donnerstag. Auch in Whistler bleibt es für den Rest der Winterspiele ungemütlich. Für Mittwoch wurden bei 3 Grad Celsius Schnee- und Regenschauer erwartet. Am Donnerstag soll es bei 5 Grad und Nachtwerten von 1 Grad zwar ein wenig milder sein, doch weitere Niederschläge sind vorhergesagt.

Olympia kommt unter den Hammer: Mit Internetauktionen von besonderen Erinnerungsstücken will das Organisationskomitee VANOC einen kleinen Teil der Kosten für die Ausrichtung der Winterspiele wieder hereinholen. Unter www.vancouver2010.com/auctions versteigert der Olympia-Gastgeber Original-Trikots, Startnummern, signierte Eintrittskarten und alles, was das Herz begehrt. Auch Tore aus Skirennen und 20 der 23 Siegertreppchen sind unter den insgesamt 10.000 Souvenirs. Die beliebtesten Memorabilia stammen natürlich aus dem Eishockey-Turnier. Die ersten 40 Plätze in der Rangliste der teuersten Souvenirs belegten am Mittwoch Eishockey-Trikots - mit Ausnahme des Original-Leibchens von Kanadas Skeleton-Olympiasieger Jon Montgomery, für das drei Tage vor Auktionsende bereits 585 Dollar aufgerufen waren. Unbestritten an der Spitze lag aber am Mittwoch ein im Spiel getragenes Eishockey-Trikot von Kanadas Megastar Sidney Crosby. Das signierte rote Hemd mit der Nummer 87 kostete zweieinhalb Tage vor dem Ende der Versteigerung bereits 2850 Dollar.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: