Olympia kompakt (13):Grandiose Schlussrunde von Claudia Nystad

Deutsche Langläuferinnen holen noch Silber, "Schande" im Springen der Kombinierer, Vancouvers Bürgermeister fürchtet den Schnaps. Olympia kompakt

Mit einer unwiderstehlichen Attacke am letzten Anstieg hat Claudia Nystad den deutschen Langläuferinnen Olympia-Silber in der Staffel beschert. Drei Tage nach ihrem Olympiasieg im Teamsprint lieferte die Oberwiesenthalerin am Donnerstag in Whistler erneut ein überragendes Rennen und wurde im Ziel des 4 x 5 Kilometer-Rennens von ihren Kolleginnen Katrin Zeller, Evi Sachenbacher-Stehle und Miriam Gössner begeistert gefeiert. Gold holte sich Norwegen mit Schlussläuferin Marit Björgen, die mit dem dritten Gold zur erfolgreichsten Starterin in Vancouver aufstieg. Bronze ging an die Finninnen. "Das haben die Mädchen ganz hervorragend gemacht. Miriam hat die Staffel wie vor einem Jahr in Liberec wieder ins Rennen gebracht und Claudia ist eine hervorragende Schlussläuferin", lobte Bundestrainer Jochen Behle. Startläuferin Zeller zeigte sich immer wieder an der Spitze des Feldes, als Dritte schickte die 30 Jahre alte Oberstdorferin nach fünf Kilometern Teamsprint-Olympiasiegerin Sachenbacher-Stehle ins Rennen. Die Bayerin übernahm sich dann aber auf der ersten Runde, sie büßte Zeit ein, während an der Spitze die nach vorne gestürmte Polin Justyna Kowalczyk Tempo machte. Gössner rechtfertigte ihren Einsatz wie bei der WM des Vorjahres in Tschechien mit einer tollen Aufholjagd. Sie machte 15 Sekunden gut und brachte das deutsche Quartett wieder bis auf Rang drei heran. Während Norwegens Schlussläuferin Björgen mit sicherem Vorsprung ihrem dritten Gold der Spiele entgegenstürmte, entbrannte dahinter ein spannender Kampf um Silber, den Nystad mit einem energischen Zwischenspurt für das deutsche Team entschied.

Ein fragwürdiger Sprungwettbewerb hat Deutschlands Nordische Kombinierer im olympischen Einzel-Wettkampf um die Medaillenchance gebracht. Als bester des DSV-Quartetts belegte Björn Kircheisen am Donnerstag in Whistler beim Sieg des US-Amerikaners Bill Demong nach einem Sprung von der Großschanze und dem anschließenden 10 Kilometer-Langlauf den 20. Platz. "Er hat nichts drauf gehabt heute. Das war kein fairer Wettkampf heute", sagte Bundestrainer Hermann Weinbuch. Hinter Demong, der das erste nordische Ski-Gold bei Olympia für die USA holte, wurde dessen Landsmann Johnny Spillane Zweiter vor Bernhard Gruber aus Österreich. In einer Windlotterie auf der Schanze hatten die deutschen Kombinierer alle Chancen eingebüßt. "Man hätte nicht springen dürfen! Das war ein unfairer Wettbewerb, der nichts mit Olympia zu tun hatte", schimpfte Weinbuch nach dem Springen. Felix Gottwald (Österreich) wurde noch deutlicher: "Der Unterschied zwischen Athleten und Jury ist der, dass sich die Athleten vier Jahre auf Olympia vorbereiten und die Jury im Warmen sitzt. Die besten Athleten sind heute vorgeführt worden. Das war eine Schande - und das bei Olympia." Turin-Olympiasieger Hettich kam bei seinem ersten Einsatz in Whistler auf 121,5 Meter. "Mehr war nicht drin", sagte Hettich, der nach dem Springen schon 1:23 Minuten hinter dem Führenden lag. Noch weiter zurück waren Edelmann als 35. und Frenzel als 41.

Finnland hat die Bronzemedaille beim olympischen Eishockey-Turnier der Frauen gewonnen. Im spannenden Spiel um Platz drei bezwang das Team am Donnerstag im Canada Hockey Place von Vancouver den skandinavischen Rivalen Schweden mit 3:2 nach Verlängerung. Das entscheidende Tor erzielte Karoliina Rantamäki nach 2:33 Minuten in der Overtime. Die Schwedinnen gingen damit nach Olympia-Silber 2006 in Turin diesmal leer aus. Heidi Pelttari hatte die finnische Auswahl im zweiten Drittel in Führung gebracht, Maria Rooth glich in Überzahl aus. Michelle Karvinens 2:1 egalisierte die Schwedin Daniejela Rundqvist. Im Finale traf Gastgeber Kanada am Donnerstagnachmittag (Ortszeit) auf Erzrivale USA.

Titelverteidiger Schweden und Gastgeber Kanada haben das olympische Curling-Finale der Frauen erreicht. Das Team aus Skandinavien um Skip Anette Norberg setzte sich am Donnerstag im Halbfinale unerwartet deutlich mit 9:4 gegen Weltmeister China durch, der nach dem neunten End aufgab. Die Kanadierinnen, nach der Vorrunde mit der besten Bilanz aller Teams, hatten gegen den Olympia-Zweiten Schweiz beim 6:5 mehr Mühe. Das Finale ist für Freitag angesetzt.

Die deutschen Biathleten müssen in der Staffel an diesem Freitag (20.30 Uhr) auf Christoph Stephan verzichten. Der Vize-Weltmeister hat sich einen grippalen Infekt eingefangen und musste das Abschlusstraining am Donnerstag (Ortszeit) abbrechen. "Christoph fühlt sich platt. Es macht keinen Sinn, ihn einzusetzen", sagte Bundestrainer Frank Ullrich vor seinem letzten Olympia-Rennen. Für Stephan wird der erst 21 Jahre alte Simon Schempp als Startläufer in die Loipe gehen. Danach komplettieren Andreas Birnbacher, Arnd Peiffer und der dreimalige Olympiasieger Michael Greis das deutsche Quartett.

Vancouvers Bürgermeister Gregor Robertson befürchtet am Abschluss-Wochenende der Olympischen Winterspiele Sicherheitsprobleme. "Ich bin definitiv besorgt. Die Leute werden vom Schnaps verleitet, sich so zu verhalten", sagte Robertson der Tageszeitung The Province, nachdem es am Mittwoch einige kleinere Zwischenfälle gegeben hatte. Besonders bei den weiteren Eishockey-Spielen mit kanadischer Beteiligung werden riesige Menschenmengen auf den Straßen erwartet. Phasenweise habe er sich "am Robson Square und an der Granville Street unwohl gefühlt", sagte Robertson. Ein Großaufgebot der Polizei und eine Beschränkung des Alkoholverkaufs sollen die Sicherheit der Besucher garantieren.

In einem persönlichen Brief hat IOC-Präsident Jacques Rogge die Organisatoren der Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi aufgefordert, eine sichere Bob- und Rodelbahn zu bauen. Nach dem tödlichen Unfall des georgischen Rodlers Nodar Kumaritaschwili auf der Hochgeschwindigkeitsbahn in Whistler müsse das Internationale Olympische Komitee (IOC) noch mehr auf die Sicherheit der Athleten achten. "Wir haben Sotschi gebeten, bitte sorgt für eine sichere Bahn. Sicherheit ist unser oberstes Gebot", erklärte Rogge am Donnerstag in Vancouver. "Das IOC hat nie nach mehr Tempo verlangt. Das ist nicht unsere Philosophie." Die Topgeschwindigkeiten auf der Bahn im "Whistler Sliding Centre" betrugen mehr als 150 Stundenkilometer. Trotzdem sei auch das IOC neben dem Weltverband FIL und dem Organisationskomitee VANOC mitverantwortlich für das Unglück am Eröffnungstag. "Jeder ist dafür verantwortlich. Das Design der Strecke liegt in den Händen des Weltverbandes, VANOC kümmert sich um den Bau der Strecke, und für die Wettkampfabwicklung ist wieder der Weltverband verantwortlich", stellte Rogge klar, "und das IOC hat die moralische Verantwortung, dass es gute Spiele sind und dass es kein unnötiges Risiko gibt."

Katharina Gutensohn hat nach ihrer vierten Olympia-Teilnahme wie erwartet auch ihre zweite Karriere im Wintersport beendet. Die 43-Jährige war in Vancouver im Skicross für Österreich an den Start gegangen, zuvor war sie dreimal als Alpine für den Deutschen Skiverband (DSV) dabei. "Es waren meine letzten Olympischen Spiele und auch mein letztes Rennen", sagte Gutensohn. Bei der Olympia-Premiere der Skicrosser belegte sie den 26. Platz. "Es war eine super Phase in meiner Karriere, es war ein Riesenspaß, in dieser Gruppe drinnen zu sein", sagte die Sportlerin des SK Kirchberg.

Nass und ungemütlich in Vancouver: Überwiegend regnerisch und grau hat sich der 13. Wettkampftag der Olympischen Winterspiele in Vancouver präsentiert. Auch für den Rest der Woche werden an der kanadischen Westküste Niederschläge erwartet. Am Donnerstag waren bei Temperaturen von 10 Grad immerhin gelegentliche sonnige Abschnitte vorhergesagt. Trüb und feucht bleibt bei 9 Grad am Tage und 7 Grad in der Nacht auch der Freitag. In Whistler ist für den Rest der Winterspiele ebenfalls ungemütliches Wetter angekündigt. Für Donnerstag wurden bei 4 Grad neue Regenschauer erwartet. Der Freitag hält bei 5 Grad und Nachtwerten von 1 Grad einen Mix aus Schnee und Regen bereit.

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