Olympia:Indonesische Olympiasieger verdienen 17 Mal mehr als deutsche

Rio 2016 Olympic medals

Foto: David J. Phillip/AP

Die Regierung hofft, mit den üppigen Prämien "die Moral der Sportler anzutreiben". Für das Land könnte das teuer werden.

Eigentlich können sich die deutschen Sportler nicht beschweren: Für eine gewonnene Medaille erhalten die Athleten mit dem Adler auf der Brust die gleichen Prämien wie schon 2014 in Sotschi. Damals lobte die Deutsche Sporthilfe 20 000 Euro für Gold, 15 000 Euro für Silber und 10 000 Euro für Bronze aus. Deutschland liegt damit im Mittelfeld der Prämien-Tabelle.

Die indonesischen Sportler können über die Medaillenprämien für Robert Harting und Co. indes nur müde lächeln. Sagenhafte 345 000 Euro und damit mehr als das 17-Fache der deutschen Athleten erhalten die erfolgreichen Indonesier für einen Triumph bei den Olympischen Spielen in Rio. "Wir hoffen", begründete Sportminister Imam Nahrawi, "dass wir mir dieser Belohnung die Moral unserer Sportler antreiben."

Die einmalige Zahlung ist freilich nicht das einzige Zubrot, das es geben könnte. Sollten wie erhofft im Badminton, Gewichtheben oder Bogenschießen Podestplätze herausspringen, sind zudem regelmäßige Zahlungen von bis zu 1380 Euro im Monat möglich - ein Leben lang! "Das ist ein schönes Zeichen und beweist, dass uns die Regierung besser behandeln will", sagte Gewichtheber Triyatno Triyatno, der bei den Spielen in London vor vier Jahren Silber gewonnen hatte.

Sporthilfe-Chef Michael Ilgner findet die deutschen Prämien dennoch vollkommen in Ordnung: "Unsere Aufgabe ist es ja nicht, Olympia-Erfolge so zu honorieren, dass ein junger Mensch ausgesorgt hat", sagte Ilgner. Vielmehr beruhe das Konzept auf der festen Überzeugung, "dass wir die Leistungs- und Persönlichkeitsentwicklung eines Talents über viele Jahre fördern und auch eine duale Karriere bis zum potenzialgerechten Einstieg in einen Beruf konstruktiv begleiten müssen". Auch die geregelte Auszahlung der Prämie in Raten setzt daran an.

Für Prämienauszahlung mit Rasierklingen posieren

Beim Gastgeber beispielsweise ist die Prämienvergabe dagegen etwas anders geregelt. Die Brasilianer bekommen nur dann knapp 10 000 Euro für ihren Podestplatz, wenn sie sich bei der Übergabezeremonie mit den Rasierklingen eines Sponsors ins rechte Bild rücken lassen. Ein anderer Bonus in Form einer privaten Altersvorsorge würde sich erst langfristig bezahlt machen. Das brasilianische NOK hatte die Prämien für ihre Sportler ausgehandelt, weil es selber wegen seiner Statuten keinen Platzierungsbonus auszahlen darf.

Die deutschen Sportler erhalten selbst bei einem achten Platz im Finale noch 1500 Euro - eine Staffelung, die Indonesien beispielsweise nicht vorsieht. Zudem müssen sich der Deutschland-Achter oder ein anderes Team den Betrag keinesfalls teilen, da jeder Teilnehmer die Summe bekommt. Im Fußball gibt es dagegen eine Sonderregelung. Sollten beide deutschen Mannschaften in Rio Gold holen, müsste die Sporthilfe keine 720000 Euro für die jeweils 18 Spielerinnen und Spieler ausschütten. Der Deutsche Fußball-Bund wäre dann für die Prämien zuständig.

In anderen Nationen setzt man hingegen auf Mannschaftsgeist. Während laufstarke Staffeln aus Trinidad und Tobago eine Bonuszahlung für das gesamte Quartett erhalten, müssen südafrikanische Medaillengewinner einen Prozentsatz der Prämie an den Trainer abtreten. Bei einem Olympiasieg sind das von insgesamt 31 000 Euro rund 6000, bei Silber (12 000 Euro) und Bronze (5000 Euro) jeweils ein Viertel der Summe.

"Die finanzielle Unterstützung ist ein Anreiz, der die Sportler motiviert", meint Tubby Reddy, Chef des südafrikanischen NOK: "Aber allein eine Medaille bei Olympischen Spielen gewinnen zu können, ist Anreiz genug. Der ideelle Wert ist gigantisch." Reddy dürfte daher nicht allzuviel von der Idee des US-amerikanischen Eishockeyspielers Mark Wells gehalten haben, der seine Goldmedaille vom Sensationserfolg der Winterspiele 1980 beim Auktionshaus Christie's versteigern ließ. 2010 erbrachte das wertvolle und historische Stück etwa 310 000 Dollar - und Jahrzehnte später somit eine üppige Prämie.

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