Olympia in London:Dabei sein kann schnell vorbei sein

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Die Olympischen Spiele sollen der Höhepunkt im Leben eines Sportlers sein, manche bereiten sich jahrelang darauf vor - doch dann kann es nach wenigen Augenblicken schon vorbei sein. Ein paar tragische Geschichten vom ersten Wettkampf-Wochenende.

Jürgen Schmieder, London

Sportler sprechen gerne über die Temperatur ihrer Körperteile, wenn sie beschreiben wollen, wie es ihnen gerade geht. Das ist grundsätzlich sehr schön, weil man anhand der verwendeten Stellen und der Hitze oder Kälte einen recht deutlichen Einblick in die Gefühle bekommt. Der Boxer Stefan Härtel etwa erzählte von seinen Eindrücken vor seinem ersten Kampf: "Als ich in die Halle gekommen bin, habe ich kalte Füße bekommen, mir ist es eiskalt den Rücken heruntergelaufen." Da weiß man sofort: Auf einer Nervositätsskala von eins bis zehn lag Härtel ungefähr bei elf.

Außergewöhnliche Athleten in London
:Einhändig und halbblind

10.500 Sportler treten bei den Olympischen Spiele an: Der älteste Sportler sitzt auf einem Pferd, beim Tischtennis tritt eine Einhändige an und bei den Luftgewehrschützen steht eine Hochschwangere am Schießstand. Außergewöhnliche Sportler in London.

Er sagte dann noch einen Satz, und der war für einen Boxer in dieser Situation einfach nur wunderbar: "Ich wusste aber, dass ich ihn schlagen darf." Härtel schlug seinen Gegner Enrique Collazo Pelaiz aus Puerto Rico dann 18 Mal und erreichte damit souverän das Achtelfinale im Mittelgewicht. Dort wartet der Ire Darren O'Neil, das ist auch einer, den er schlagen darf.

Am Wochenende gab es im ExCel Centre einige Körperteile, die eine ungewöhnliche Temperatur hatten - schließlich werden dort die K.-o.-Modus-Sportarten Boxen, Judo, Tischtennis und Fechten ausgetragen. Wer verliert, der scheidet aus, für den sind die Olympischen Spiele beendet. Dabei sein, so heißt es immer, dabei sein ist alles. Doch dabei sein, kann auch ganz schnell vorbei sein.

Beim deutschen Judoka Tobias Englmaier dauerte es vier Minuten und 46 Sekunden, dann gelang seinem Gegner Hovhannes Davtyan aus Armenien ein Ippon, ein Wurf mit der höchsten Wertung. "Ich wollte Druck auf seine linke Seite ausüben", sagte Englmaier danach, "doch nach der Wertung wurde mir heiß, ich musste mehr riskieren." Auch schnell draußen waren die Schützinnen Beate Gauss und Jessica Mager, das Tennismatch von Mona Barthel dauerte immerhin 67 Minuten, dann war Olympia für sie nach dem 4:6 und 3:6 gegen Ursula Radwanska vorbei.

Auch beim Schwimmen kann es recht schnell gehen, wenn ein Athlet nur in einer Disziplin antritt: Für Lisa Vitting dauerten die Olympischen Spiele 2012 exakt 54,77 Sekunden. So lange brauchte sie über ihre Strecke im 4x100-Meter-Vorlauf. Das deutsche Team schied aus - und Vitting wollte danach lieber nichts sagen. Man will sich aber auch gar nicht ausdenken, welche Körperteile und Adjektive sie verwendet hätte.

Zurück zum Boxen: Da gibt es noch den ghanaischen Schwergewichtler Maxwell Amponsah, der bei der Eröffnungsfeier gar die Flagge seines Landes trug. Zum offiziellen Wiegen jedoch erschien er nicht, also darf er nicht starten. Begründung für sein Fehlen: Der Unterkiefer schmerzte zu sehr.

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