Olympia in Deutschland:"Vision mit drei Ausrufezeichen"

Olympia in Deutschland: Amtszeit mit viel Schatten: Alfons Hörmann trat vorzeitig als DOSB-Präsident ab.

Amtszeit mit viel Schatten: Alfons Hörmann trat vorzeitig als DOSB-Präsident ab.

(Foto: Tobias Hase/dpa)

Ist es schon Zeit für eine neue deutsche Olympia-Bewerbung? DOSB-Präsident Alfons Hörmann befeuert auf der Abschluss-Pressekonferenz in Pyeongchang die anschwellende Debatte mit einer neuen Wortwahl.

Von Johannes Aumüller, Pyeongchang

Sichtlich zufrieden saßen die Vertreter des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) auf dem Podium. Sie haben erfolgreiche Spiele hinter sich, und zu den 13 goldenen, acht silbernen und sieben bronzenen Medaillen können am Schlusstag in Pyeongchang noch weitere hinzukommen. Von dieser Bilanz versprechen sie sich Rückenwind für die anstehende und umstrittene Reform des Leistungssportes. Und auch für die damit einhergehenden Verhandlungen mit dem Bundesinnenministerium (BMI), in denen der Etat für den Spitzensport von derzeit 160 Millionen Euro um bis zu 100 Millionen Euro ansteigen soll. Die Reform müsse gelingen, er sage das "mit drei Ausrufezeichen", so DOSB-Präsident Alfons Hörmann.

Aber darüber hinaus erhofft sich der Sport von den Erfolgen offenkundig noch eine weitere Form von Rückenwind: nämlich mit Blick auf eine Bewerbung für Olympische Spiele. "Die Vision Olympische Spiele in Deutschland bleibt auf unserer Agenda", teilte Hörmann mit - "auch gerne mit drei Ausrufezeichen". Und das war doch eine recht erstaunliche Aussage. Denn so deutlich hat sich die DOSB-Spitze seit dem im Herbst 2015 gescheiterten Referendum für Sommerspiele in Hamburg nicht mehr geäußert. Wenn es in den vergangenen Monaten um das Thema ging, gaben sich der Sportdachverband und Bundesinnenministerium tendenziell zurückhaltend. Zwar formulierten sie, dass eine Bewerbung für Olympia ein grundsätzliches Ziel sei. Aber sie verwiesen zugleich stets darauf, dass es erst einmal eine Strategie für nationale Sportereignisse geben solle.

Die Zurückhaltung klang nachvollziehbar. Denn noch immer ist nicht aufgearbeitet worden, warum in Deutschland zuletzt zwei Bewerbungen am Nein der Bevölkerung scheiterten, die von München 2022 und die von Hamburg 2024. Jedoch begann die Debatte in Deutschland zu glimmen. An Rhein und Ruhr hat sich um den Sportmanager Michael Mronz eine Initiative formiert, die 2032 die Sommerspiele austragen möchte. In den vergangenen Wochen mehrten sich auch in der Berliner Landespolitik die Stimmen, die sich die Bundeshauptstadt als Austragungsort für die Spiele vorstellen könnten. Altkanzler Gerhard Schröder meinte in Fortsetzung vergangener Basta-Tage gar, diesmal brauche es aber kein Referendum.

Im Koalitionsvertrag ist von "übergeordneten Leitlinien" für Sportgroßveranstaltungen die Rede

Via Sportbild mischte sich auch Thomas Bach ein, der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). "Ich würde auch eine deutsche Bewerbung sehr begrüßen", sagt er. Und nun lässt sich bei DOSB-Boss Hörmann eine veränderte Wortwahl feststellen. Schon in einem Zeitungsinterview mit der Funke-Mediengruppe sagte er: "Es wäre erstrebenswert, zwischen 2030 und 2040 noch mal ins Rennen zu gehen." Und nun folgte auf der Bilanz-Pressekonferenz von Pyeongchang seine Vision mit den drei Ausrufezeichen.

Eine ganz eilige Sache ist eine deutsche Kandidatur sicher nicht. Die Sommerspiele 2024 (Paris) und 2028 (Los Angeles) sind schon vergeben, die Kandidatenliste für 2026 schließt kommenden Monat. Auf Nachfrage versuchte Hörmann auch, die Bedeutung seiner Aussage etwas zu relativieren. Es gehe gar nicht darum, eine Debatte zu forcieren. Man müsse doch nur die Zeitungen lesen, da sehe man doch, dass die Debatte laufe. Zudem verwies er auf den ausgehandelten Koalitionsvertrag der mutmaßlich künftigen Regierungsparteien CDU, CSU und SPD - und darauf, dass die Entstehung einer Olympia-Bewerbung in enger Abstimmung mit dem BMI erfolge.

In der Tat heißt es im Koalitionsvertrag: "Der Aufbau und die Umsetzung einer langfristig angelegten Strategie für Sportgroßveranstaltungen, insbesondere olympische und paralympische Spiele sowie Universiaden, wird die Spitzensportreform begleiten. Hierfür wollen wir übergeordnete Leitlinien entwickeln." Doch zu Beginn der Spiele war der scheidende Innenminister Thomas de Maiziere zu Gast in Pyeongchang. Da sagte der CDU-Politiker, der diesen Koalitionsvertrag mit ausgehandelt hat, dass er eine Debatte über eine Olympia-Bewerbung zum jetzigen Zeitpunkt für "verfrüht" halte. Und das klang doch ein wenig anders als eine "Vision mit drei Ausrufezeichen", wie sie Hörmann nun vorbrachte.

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