Olympia:Mockenhaupt kritisiert Hahner-Zwillinge

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Hahner-Zwillinge beim Zieleinlauf: "Medienspektakel perfekt!" (Foto: Bernd Thissen/dpa)

Der Läuferin geht das Medienspektakel ihrer Kolleginnen gegen den Strich. Zwei Deutsche stehen im 200-Meter-Halbfinale. Canadier-Weltmeister Brendel unterstreicht seine Goldambitionen.

Marathon: Die deutsche Serienmeisterin Sabrina Mockenhaut hat nach dem olympischen Marathon von Rio de Janeiro öffentlich Kritik am Auftritt der Zwillinge Anna und Lisa Hahner geübt. Die derzeit verletzte Mockenhaupt warf den in Rio weit abgeschlagenen Hahners vor, sich nicht authentisch zu präsentieren und für die Medien zu inszenieren.

"Sie haben heute auch gekämpft, also kann man ihnen keinen Vorwurf machen, sie hätten nicht alles gegeben. Ich wünschte mir nur endlich mal die Ehrlichkeit, mal zuzugeben, dass es mal nicht so gelaufen ist", schrieb die 35-Jährige in einem Eintrag bei Facebook, den sie allerdings nach kurzer Zeit wieder löschte: "Warum muss man mit aller Gewalt verkaufen wollen, dass man immer lacht und alles immer super ist? Ich liebe Menschen mit Ecken und Kanten und bin traurig, dass Anja Scherl bei dieser Inszenierung völlig untergegangen ist. Da fragt man sich, ob sich Ehrlichkeit und ein Kämpferherz in der heutigen Gesellschaft überhaupt noch lohnt."

Die Hahner-Zwillinge hatten mit großem Rückstand die Plätze 81 (Lisa) und 82 (Anna) belegt, waren dennoch Hand in Hand und jubelnd über die Ziellinie gelaufen. Im Ziel feierten sie vor den Kameras mit den estnischen Luik-Drillingen Lili, Leila und Liina, die noch schlechter abgeschnitten hatten. Anja Scherl war als 44. beste Deutsche gewesen und rund acht Minuten schneller als die Hahner-Schwestern. "Wer redet eigentlich von ihr? Wenige! Und die Medien? Zwillinge sind viel interessanter, und wenn sie noch zusammen ins Ziel laufen, ist das Medienspektakel perfekt!", echauffierte sich Mockenhaupt.

Ebenfalls in einem Facebook-Eintrag äußerten sich Anna und Lisa Hahner indirekt zu der Kritik. "Platz 81 und 82. Definitiv nicht das, was wir uns erhofft haben. Ob wir alles gegeben haben? Was für eine verdammt blöde Frage. Ob wir zufrieden sind? Nein. Das Überqueren der Ziellinie? Dennoch eines unser größten sportlichen Momente. Seit vier Jahren haben wir auf diesem Moment hingelebt und hintrainiert." Zu ihrer Facebook-Seite, über die die Zwillinge hauptsächlich mit ihren Fans kommunizieren schrieben sie. "Wir wollen euch an unseren Lauferlebnissen teilhaben lassen. Alle, die kein Interesse daran haben, dürfen die Seite gerne disliken."

Leichtathletik: Lisa Mayer und Gina Lückenkemper haben bei den Olympischen Spielen über die 200 Meter das Halbfinale erreicht. Mayer schaffte als Vorlaufzweite in persönlicher Bestzeit von 22,86 Sekunden den Sprung in die nächste Runde. Noch schneller war in ihrem Vorlauf die Dortmunderin Gina Lückenkemper (22,80). Nadine Gonska aus Mannheim (23,03) scheiterte hingegen. Die Bestzeit in den Vorläufen erzielte Marie Josée Ta Lou von der Elfenbeinküste (22,31). 2012 in London hatte Allyson Felix den Olympiasieg geholt. Sie verpasste bei den US-Ausscheidungen aber die Qualifikation für Rio.

Dreisprung-Europameister Max Heß (Chemnitz) ist indes in der Qualifikation ausgeschieden. Der 20-Jährige kam in der Qualifikation im dritten Versuch nur auf 16,56 Meter und verpasste damit das Finale am Dienstag (14.50 Uhr MESZ). Anfang Juli hatte Heß bei der EM in Amsterdam für Aufsehen gesorgt, als er mit einem Satz von 17,20 Meter Gold holte. Es war der erste Europameistertitel für einen deutschen Dreispringer seit 45 Jahren. Bereits bei der Hallen-WM hatte Heß überzeugt - dort belegt er Platz zwei. Olympiasieger und Weltmeister Christian Taylor (USA) kam auf 17,24 und schaffte sicher den Sprung ins Finale. Der WM-Zweite Pedro Pablo Pichardo (Kuba) war in Rio nicht am Start.

Kanu: Canadier-Weltmeister Sebastian Brendel hat seine Goldambitionen eindrucksvoll unterstrichen. Der London-Olympiasieger gewann den Vorlauf auf seiner 1000-Meter-Paradestrecke souverän vor dem Polen Tomasz Kaczor und zog damit direkt ins Finale am Dienstag (14.08 Uhr MESZ) ein. "Ich habe die Gegner gut in Schach gehalten", sagte Brendel. Nach dem Rückzug des neuseeländischen Fahrers hatte Brendel erst zehn Minuten vor dem Start erfahren, dass der Sieger des Vorlaufs direkt das Finalticket lösen kann. "Das war eine Überraschung. Eigentlich hatte ich mich auf ein lockeres Rennen eingestellt", sagte Brendel. Der 28-Jährige aus Potsdam gilt als größte Goldhoffnung des Deutschen Kanu-Verbandes (DKV) auf der Lagoa Rodrigo de Freitas. Brendel peilt am Zuckerhut seinen 17. Titel bei einem Großereignis an.

Auch die Medaillenanwärterinnen Franziska Weber und Tina Dietze sind souverän ins Finale eingezogen. Im Kajak-Zweier über 500 Meter gewannen die beiden London-Olympiasiegerinnen ihren Vorlauf deutlich und qualifizierten sich direkt für den Endlauf, der am Dienstag (14.23 Uhr) folgt. In den zwölf Rennsport-Disziplinen will der Deutsche Kanu-Verband mindestens sechs Medaillen gewinnen.

Doping: Die Weitspringerin Darja Klischina darf nun doch als einzige russische Leichtathletin an den Olympischen Spielen von Rio de Janeiro teilnehmen. Der Internationale Sportgerichtshof CAS gab am Montag dem Einspruch der Athletin gegen einen Ausschluss durch den Leichtathletik-Weltverband IAAF statt. Klischina habe darlegen können, dass sie für "einen relevanten Zeitraum" außerhalb Russlands für Dopingtests in und außerhalb von Wettkämpfen zur Verfügung gestanden habe, begründete die Ad-hoc-Einheit des CAS in Rio ihre Entscheidung.

Damit ist die 25-Jährige bei der Weitsprung-Qualifikation am Dienstag startberechtigt. Die übrigen russischen Leichtathleten sind wegen systematischen Dopings in dem Land von den Spielen ausgeschlossen. Die IAAF hatte zuvor der Sportlerin auf Grundlage neuer Informationen das Sonderstartrecht wieder entzogen. Die ARD hatte am Sonntag berichtet, dass Doping-Proben von Klischina in Russland entdeckt worden sein sollen, die mutmaßlich illegal geöffnet wurden. Klischina hatte gegen diese Entscheidung Einspruch beim CAS eingelegt.

Turnen: Die US-Amerikanerin Simon Biles hat ihre dritte Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro erkämpft. Sie setzte sich mit 15,966 Punkten in der Konkurrenz am Sprung vor der Russin Maria Paseka (15,266) und der Schweizer Europameisterin Giulia Steingruber (15,216) durch. Zuvor hatte Biles auch mit dem Team und im Mehrkampf gewonnen. Sie könnte nun zur erfolgreichsten Athletin der Rio-Spiele avancieren, wenn sie in den kommenden Tagen auch ihrer Favoritenstellung am Balken und am Boden gerecht wird.

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