Olympia:Die Zweifel verfolgen Usain Bolt

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Catch me if you can: Usain Bolt läuft vorneweg. nur die Zweifel kann er nicht abschütteln. (Foto: Cameron Spencer)

Die Olympia-Siege des Jamaikaners sind historisch. Doch der Blick auf Vergangenheit und Konkurrenz ruft immer wieder die Frage auf, ob dahinter alles mit rechten Dingen zugeht.

Kommentar von Johannes Knuth, Rio de Janeiro

Der Sprinter Usain Bolt ist vor rund zwei Wochen in Rio de Janeiro gelandet. Augen- und Ohrenzeugenberichten nach gefällt es ihm hier ganz gut. Allein die Inneneinrichtung seines Zimmers ließ zunächst zu wünschen übrig, erzählte er kürzlich. Dort fehlte ein Fernseher. Den musste er auf eigene Kosten anschaffen. Ansonsten gefalle ihm Rio wirklich prächtig, bestätigte Bolt.

Er treibe sich wegen des Trubels zwar nicht so gerne in der Stadt rum (es sei denn, es gilt einen Fernseher einzukaufen). Aber in Rio wird in diesen Tagen schließlich die eine oder andere olympische Medaille ausgehändigt. Usain Bolt sagte: "Darauf arbeite ich hin. Ich gewinne gerne."

Sprinter arbeiten 365 Tage im Jahr, um für knapp zehn Sekunden ihr Können zum Klingen zu bringen, im olympischen Kosmos streckt sich diese Zeit sogar auf vier Jahre, knapp 1500 Tage. Gut, bei Bolt darf man wohl den einen oder anderen Arbeitstag abziehen (dazu die eine oder andere Partynacht), aber wenn sie die Hauptpreise aushändigten, hat er noch jedes Rennen gewonnen. Bei Olympia in Peking, in London, nun in Rio, in 9,81 Sekunden über 100 Meter. Dazwischen auch bei den Weltmeisterschaften, den Fehlstart bei der WM 2011 in Daegu ausgenommen.

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Im vergangenen Jahr hatte Bolt das WM-Finale von Peking über 100 Meter eigentlich schon verloren, Justin Gatlin war ihm weit entwischt. Als Bolt sich dann aber auf den letzten Metern an Gatlin heranschob, bekam der Amerikaner weiche Knie. Er stolperte, dieses Ringen um Hundertstelsekunden auf der großen Bühne war er nicht gewohnt. Bolt gewann auf dem letzten Meter. "Wenn du auf die letzten 30 Meter gehst und alle sind auf einer Höhe, dann kommt es darauf an, im Kopf die Ruhe zu bewahren.", sagte er in Rio. Diese Fertigkeit bringt er besser ein als jeder andere.

Für die 100 Meter der Männer galt bei Olympia bis vor vier Jahren ein ungeschriebenes Gesetz: Die Meister von einst fallen vier Jahre später vom Thron. Zwei Goldmedaillengewinner hatten es in der 116 Jahre währenden Geschichte der neuzeitlichen Spiele geschafft, nach ihren Olympiasiegen überhaupt noch eine Medaille zu erstehen: der Sowjetrusse Waleri Borsow (1976) und der Amerikaner Maurice Greene (2004), beide Bronze.

Über Doping wird nicht wirklich geredet

Nur einer blieb oben auf dem Thron, Carl Lewis 1988, nachdem er 1984 in Los Angeles gewonnen hatte. Bei den Spielen in Seoul rückte er allerdings nur nach, weil der Sieger, der Kanadier Ben Johnson, wegen Dopings disqualifiziert wurde. In den achtziger Jahren griffen die Athleten oft in den Medikamententopf, kontrolliert wurde kaum, auch Lewis, der viermalige Olympiasieger von Los Angeles, wurde von Gerüchten umweht.

Das ist der historische Rahmen, den man um Bolts Leistungen ziehen muss, den dreimaligen Goldgewinner von Peking 2008, London 2012 und vermutlich bald auch von Rio 2016. Drei olympische Goldmedaillen über 100 Meter hat noch kein Mann aneinandergereiht. Es gilt wie immer das gesehene Bild, ob dahinter alles mit rechten Dingen zugeht, bleibt abzuwarten.

Bolt, der in Peking 2008 mit offenen Schnürsenkeln zu Gold joggte, wurde auf den Siegerpodesten verlässlich von Athleten flankiert, die wegen Dopings schon einmal gesperrt waren. In Rio traf er erneut auf Gatlin, 34, der nach seinen zwei Dopingsperren kaum Ermüdungserscheinungen zeigt, nahezu so schnell läuft wie vor seiner Verbannung. Darüber reden mochte er auch in Rio nicht, und so bleibt vieles im Ungefähren. Gatlin folgte Bolt in Rio erneut aufs Podest, wie ein Schatten, der an die Zweifel in diesem Sprint-Theater erinnert.

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