Olympia: deutsches Team:Gesichter der Spiele

Magdalena Neuner, Evi Sachenbacher, Maria Riesch: Der deutsche Sportfan bekommt bei diesen Spielen zahlreiche Figuren, an denen er seine Emotionen festmachen kann.

Jürgen Schmieder

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Magdalena Neuner, Evi Sachenbacher, Maria Riesch: Der deutsche Sportfan bekommt bei diesen Spielen zahlreiche Figuren, an denen er seine Emotionen festmachen kann.

Ludwig Ganghofer hätte keine bessere Dramaturgie entwerfen können für das, was da gerade im kanadischen Whistler passiert. Der Heimatroman-Autor hätte wohl auch diese attraktive, sympathische und bodenständige Athletin gewählt, um die Geschichte dieser Olympischen Winterspiele zu erzählen. Magdalena Neuner, das steht spätestens seit ihrem Erfolg im Verfolgungsrennen fest, ist das deutsche Gesicht dieser Spiele in Vancouver. Nun gewann sie sie noch ein Mal Gold - und durch ihren generösen Verzicht auf die Staffel wird sie noch sympathischer.

Sie ist eine von knapp 1400 Einwohnern im idyllischen Wallgau, ihre Hobbys sind Stricken, Musizieren und Motorradfahren, sie wirbt nach eigener Aussage nur für Produkte, die zu ihrer Persönlichkeit passen - ein Angebot des Playboy lehnte sie im Jahr 2007 ab. Ein Film über sie würde wohl den Namen "Das Lenerl vom Isarwinkel" tragen.

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Magdalena Neuner (zwei Gold, ein Silber), Maria Riesch (zwei Gold) oder Evi Sachenbacher-Stehle (ein Gold, ein SIlber) sind jene Figuren, an denen Sportfans ihre Begeisterung festmachen können. Journalisten freilich lieben diese charmanten Frauen, die beim Interview-Marathon ähnliche Kondition beweisen wie in der Loipe. Schließlich müssen die Fernsehsender mehr als 15 Stunden täglich versenden, Zeitungen mehr als drei Seiten mit Olympia-Texten füllen. Da braucht es diese Geschichten, die über den sportlichen Erfolg hinausgehen. Homestory nennt der Amerikaner das, wenn er darüber berichtet, dass der Vater eine Blaskapelle dirigiert und Magdalena kürzlich in das Haus der Oma gezogen ist.

Der deutsche Sportfan braucht dieses deutsche Gesicht der Spiele - und es ist erstaunlich, wie klischeebehaftet dieses Bild doch ist. Ein Rückblick auf die Gesichter der vergangenen Spiele.

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Bei den Winterspielen 2006 war das beherrschende Thema der beendete Zickenkrieg zwischen Anni Friesinger und Claudia Pechstein - vom Boulevard übrigens auch zum "Busenkrieg" dramatisiert. Der hatte vor den Olympischen Spielen 2002 begonnen, als sich Friesinger über ihre Rivalin lustig machte.

Überhaupt sprach Friesinger in Interviews über alles: Sex, ihre Oberweite, Sahne-Champagner-Trüffel, ihre bayerische Heimat Inzell. Ihre Oberweite präsentierte sie übrigens in schicke Dessous verpackt im Magazin Maxim. So wurde sie zu einer bekannten Person, obwohl sie in einer Randsportart startete.

Bei den Winterspielen in Turin dann wurde sie zunächst bemitleidet, weil sie über 1000 Meter nur Bronze gewann, obwohl sie nur sechs Hundertstelsekunden langsamer war als die Siegerin Marianne Timmer. Doch dann gab es - gemeinsam mit Pechstein - Gold in der Teamverfolgung. Das Gesicht der Spiele wurde jedoch nicht Pechstein, sondern Friesinger. Woran genau das lag, darüber kann man nur rätseln.

Bei den Spielen 2010 indes ist Friesinger bislang nur eine Randfigur. Sportlich läuft es für andere besser - und auch sonst ist es eher ruhig geworden um sie.

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Sie war die Abwechslung vom enervierenden Zickenkrieg der Eisschnelläuferinnen Claudia Pechstein und Anni Friesinger: Evi Sachenbacher, wie Magdalena Neuner und Anni Friesinger in Bayern aufgewachsen, gewann bei den Olympischen Winterspielen 2002 in Salt Lake City die Goldmedaille in der Staffel und die Silbermedaille im Sprint. Danach lächelte sie in jede Kamera und sprach mit jedem Reporter.

Nach den Spielen stieg die Anzahl der vermieteten Zimmer in der Pension Angerer in Reit im Winkl schlagartig an - meist waren es junge Männer, die dort übernachten wollten. Besitzerin der Pension war Mama Sachenbacher, die ihre Tochter als "a liabs Madl" bezeichnete. Evi lehnte wie Magdalena Neuner ein Angebot des Playboy ab. Ihre Chancen, auch das Gesicht der Winterspiele 2006 zu werden, sanken drastisch, als sie wegen erhöhter Hämoglobin-Werte eine Schutzsperre bekam und das Rennen über 15 Kilometer verpasste. 2010 kehrte sie auf die olympische Bühne zurück - und gewann Gold in der Spurtstaffel.

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Das Gesicht der Winterspiele 1998 in Nagano war ebenfalls blond und bodenständig: Katja Seizinger gewann sowohl die Abfahrt als auch die Kombination, im Riesenslalom wurde sie Dritte. Skandale oder Zickenkriege gab es bei ihr nicht, das knackigste Zitat war ein Versprecher: "Ich muss jetzt zum Doping", sagte sie nach einem Rennen.

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Markus Wasmeier ist zwar keine Frau, doch auch er passt ins Klischee des blonden, bodenständigen und meist bayerischen Gesichts von Winterspielen. Vor den Spielen in Lillehammer zählte Wasmeier nicht zum Favoritenkreis, nach dem 36. Platz in der Abfahrt galt er gar als Depp der Nation. Ein paar Tage später war Wasmeier zweifacher Olympiasieger (Super-G und Riesenslalom). Am Ende der Saison erklärte er seinen Rücktritt. Mittlerweile siedelt er alte Bauernhöfe aus dem 16. und 17. Jahrhundert um nach Schliersee.

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Die Thüringerin Gunda Niemann wurde das Gesicht der Olympischen Winterspiele 1992 in Albertville. Zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg trat eine gesamtdeutsche Mannschaft bei den Spielen an, die nicht nur so hieß, sondern auch eine war - und die junge, erfolgreiche Eisschnellläuferin schaffte zwei Goldmedaillen und eine silberne. Skandale? Nein. Nacktfotos? Nein. Zickenkrieg? Nein. Hat ja auch was.

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Als "Carmen" stirbt Katarina Witt bei den Winterspielen in Calgary am Ende ihrer Kür den Showtod und wird unsterblich: Sie gewinnt zum zweiten Mal nach 1984 olympisches Gold. Sie ist die erste Eiskunstläuferin nach Sonja Henie, der es gelingt, ihren Olympiasieg zu wiederholen. Das amerikanische Time Magazine kürt die Athletin aus Karl-Marx-Stadt daraufhin zum "schönsten Gesicht des Sozialismus".

Nach ihrer Karriere ließ sie für den Playboy Nacktfotos machen - es war das zweite Mal nach Marilyn Monroe, dass die Zeitschrift weltweit ausverkauft war. Als sie in Vancouver Werbung für die Bewerbung Münchens um die Spiele 2018 machte, sagte ein kanadischer Journalist: "Sie ist weltweit so bekannt wie Franz Beckenbauer und Boris Becker - mit dem Unterschied, dass sie auch heute noch jeder vom Fleck weg heiraten würde."

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Die Olympischen Winterspiele 1984 in Sarajewo waren für die westdeutsche Mannschaft nicht besonders erfolgreich. Gold gab es nur für die Rodler im Doppelsitzer (Hans Stanggassinger / Franz Wembacher) und den Biathleten Peter Angerer.

Also wurde ein schüchterner DDR-Skispringer zum deutschen Gesicht der Spiele: Jens Weißflog - der "Floh vom Fichtelberg" - gewann Gold von der Normal- und Silber von der Großschanze. Beeindruckend an der Karriere von Weißflog war, dass er auch nach der Umstellung der Skisprungtechnik noch Erfolge feiern konnte.

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Bei den Olympischen Winterspielen 1980 im amerikanischen Lake Placid konnte die westdeutsche Mannschaft keine einzige Goldmedaille gewinnen - also wurde Irene Epple zum Gesicht der Spiele. 22 Jahre alt war sie, als sie im Riesenslalom den zweiten Platz erreichte. Heute ist die Allgäuerin mit dem ehemaligen Bundesfinanzminister Theo Waigel verheiratet.

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Sie war die Erste, die den Beinamen "Gold-" verliehen bekam: Rosi Mittermeier wurde bei den Spielen 1976 in Innsbruck Olympiasiegerin in Abfahrt und Slalom, im Riesenslalom gewann sie Silber. Mittlerweile gibt es die "Gold-Magdalena", die "Gold-Evi", die "Gold-Anni". Eigentlich sollte Rosi Mittermeier Plagiatsansprüche anmelden, doch das ist nicht ihre Art. Sie ist, wie viele Gesichter der Olympischen Spiele nach ihr auch: erfolgreich und doch bodenständig. Nur blond, nein blond war Rosi Mittermeier nicht.

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