Olympia:Dahlmeier trotzt den abartigen Schmerzen

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Laura Dahlmeier überquert mit Fahne die Ziellinie. (Foto: REUTERS)
  • Nach ihrem Olympiasieg im Sprint gewinnt Laura Dahlmeier auch das Verfolgungsrennen in Pyeongchang.
  • Sie setzt sich in einem spannenden Duell gegen die Slowakin Anastasiya Kuzmina durch.
  • Ihre Leistung ist umso bemerkenswerter, wenn man ihr hinterher zuhört.
  • Alle Ergebnisse und den Medaillenspiegel finden Sie hier.

Von Saskia Aleythe, Pyeongchang

Eine kleine Fingerbewegung entscheidet im Biathlon manchmal über ein ganzes Rennen. Die Entscheidung dazu, am Diopter drehen, die Visierlinie am Gewehr zu ändern, eben: auf die Windverhältnisse reagieren. Das sieht von außen so einfach aus, macht aber hibbelig, wenn man gerade ein olympisches Rennen bestreitet. Es lief also das Verfolgungsrennen von Pyeongchang, Laura Dahlmeier drehte in diesem Wettkampf eifrig am Gewehr, beim dritten Schießen stand sie zusammen mit Anastasiya Kuzmina bereit. Und dann das: Kuzmina musste zwei Mal in die Strafrunde, Dahlmeier zog einfach davon. Bei ihr saßen im entscheidenden Moment alle Versuche.

Doppelolympiasiegerin, so kann sich Dahlmeier nun nennen, zweiter Sieg im zweiten Rennen. "Ich habe es überhaupt noch nicht realisiert, es war ein richtig hartes Rennen", sagte die 24-Jährige danach, die Slowakin Kuzmina gewann Silber im Zielsprint vor Anaïs Bescond aus Frankreich. Ein Sieg in Sprint und Verfolgung bei Olympischen Spielen ist bisher noch keiner Biathletin gelungen, Laura Dahlmeier ist nun die erste. Und das bei erneut schweren Bedingungen, auch die Kälte machte sich bemerkbar: "Meine Finger sind gerade aufgetaut, das waren größere Schmerzen als in jedem Rennen - das war abartig."

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Es sind aufregende Tage bisher in Südkorea für die Frau aus Garmisch-Partenkirchen, das Schlafen war ihr schwergefallen nachdem sie am Samstag Olympiasiegerin geworden war und nachts noch mit Skispringer Andreas Wellinger im Deutschen Haus Sektduschen veranstaltet hatte. Doch am nächsten Tag saß sie freilich schon wieder auf dem Ergometer und bereitete ihr Verfolgungsrennen vor. "Ich versuche, mich nicht rausbringen zu lassen. Erfahrungsgemäß gelingt mir das im Verfolger sehr gut", hatte Dahlmeier gesagt. Und lag damit nicht falsch.

Vor allen anderen konnte Dahlmeier am Montag wieder auf die Strecke gehen und wenn man eine Dahlmeier so davoneilen sehen muss und erst 24,4 Sekunden später starten darf - dann kann das Verfolgen recht schnell zum Hinterherlaufen mutieren.

Der 24-Jährigen war am Samstag im Sprint ja nicht nur am Schießstand eine fehlerfreie Darbietung gelungen, auf der Strecke legte sie die viertschnellste Laufzeit hin. Und überhaupt kann man dann schon mal statistische Details bemühen, die für die Konkurrenz ernüchternd ausfallen: Ihre zwei Saisonsiege vor den Spielen hat Dahlmeier ebenso in der Verfolgung geholt. Überhaupt war sie in Verfolgungsrennen, die direkt auf den Sprint folgten, in dieser Saison nie schlechter als in der Start-Disziplin.

Dahlmeier fegte also los in Pyeongchang und die anderen hinterher, ihnen war ganz klar: Ohne einen Fehler der Deutschen war der Sieg fast vorher schon vergeben. Böen kamen immer wieder auf, sie musste sich bei jedem Schießdurchgang wieder neu darauf einstellen und nachjustieren und tat das perfekt.

Beim zweiten Schießen unterlief ihr ein Fehler, dann kam Kuzmina heran, die schon im Sprint die beste Laufleistung gezeigt, aber mit drei Fehlern auf Rang 13 zurückgefallen war. Vor dem dritten Schießen hatte die Slowakin Dahlmeier eingeholt, doch man darf schon vermuten: Die Deutsche hatte sie strategisch angelockt.

Das Jagen liegt ihr ja, sie liebt das direkte Duell gegen ihre Gegnerinnen, weil sie eben auch nicht nervös wird. "Laura überstrahlt wieder alles", sagte Frauen-Bundestrainer Gerald Hönig, "es war wieder ein erarbeiteter Sieg. Ein Kompliment sprach er auch seinen anderen Läuferinnen aus, "das ist eine Schießtruppe", sagte Hönig, gemessen an den windigen Verhältnissen schlugen sie sich gut. Denise Herrmann wurde Sechste (ein Fehler), Franziska Hildebrand 12. (drei), Vanessa Hinz 13. (vier). "Ich glaube, wir haben uns ganz gut verkauft", sagte Hönig in seinem gewohnten selbstironischen Understatement. Dann brach ihm die Stimme.

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