Österreich in der Einzelkritik:Wie Nichtschwimmer im tiefen Wasser

David Alaba taucht in der Zentrale ab, Emanuel Pogatetz gewinnt den Preis für den weitesten Schuss und Christian Fuchs wirkt extrem verunsichert. Die österreichische Elf beim 0:3 gegen Deutschland in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Thomas Hummel

Österreich in der Einzelkritik

Robert Almer

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(Foto: Bongarts / Getty Images)

David Alaba taucht in der Zentrale ab, Emanuel Pogatetz gewinnt den Preis für den weitesten Schuss und Christian Fuchs wirkt extrem verunsichert. Die österreichische Elf beim 0:3 gegen Deutschland in der Einzelkritik. Robert Almer: Österreich, Land der Abfahrer, Land der Eiergoalies. Wann hatte Austria den letzten Torwart von internationalem Format? Da muss man tatsächlich in die Zeit von Friedl Koncilia zurückgehen, also in die Kreide- respektive Cordoba-Zeit. Kann Robert Almer diesen Missstand beheben? Vielleicht. Der Mann von Energie Cottbus hatte einige starke Szenen. War bei den Gegentoren machtlos. (Archivbild)

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György Garics

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(Foto: REUTERS)

György Garics: Warf mal dem ehemaligen Teamchef Dietmar Constantini vor, "keine Eier und kein Rückgrat" zu haben. Wurde von dem nämlich nicht aufgestellt. Was damals allerdings schon verwunderte, schließlich ist Garics seit Jahren eine Größe in der Serie A, spielt derzeit in Bologna. Spielte mit Rückgrat und, ja, auch Eiern gegen Deutschland. Rechts hinten zumeist gegen Marco Reus - er war diesem nur dann gewachsen, wenn Reus nicht das Tempo anzog.

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Aleksandar Dragovic

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(Foto: Thomas Niedermueller/Getty Images)

Aleksandar Dragovic: War Teil der Basler Wundermannschaft, die vor zwei Jahren Manchester United aus der Champions League beförderte. Wechselte im Sommer zu Dynamo Kiew. Kam zwar beim 0:1 gegen Miroslav Klose zu spät, war dennoch in München der beste Abwehrspieler Österreichs. Stand so gut, dass sich nicht einmal Slalom-Weltmeister Marcel Hirscher so leicht an ihm vorbeigeschlängelt hätte.

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Emanuel Pogatetz

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(Foto: dpa)

Emanuel Pogatetz: Hatte offensichtlich den Auftrag, den Preis des weitesten Schusses an diesem Abend zu gewinnen. Auftrag eindrucksvoll erfüllt! Weil die deutschen Angreifer zumeist gut pressten, bolzte der Neu-Nürnberger Abwehrspieler den Ball mit Wucht und Wonne in den Nachthimmel. Hätte Trainer Marcel Koller gewollt, der Ball wäre sicher Richtung österreichische Grenze geflogen - ist ja nicht so weit von Fröttmaning aus. Sonst als Bodenkämpfer unterwegs, er grätschte, was das Zeug hielt. Schaute dabei aber immer freundlich drein, als säße er im Beisl in Wien-Ottakring.

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Christian Fuchs

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Christian Fuchs: Hat gerade seinen Stammplatz beim FC Schalke verloren und niemand kann das dem dortigen Trainer Jens Keller übel nehmen. Wirkte so verunsichert wie ein Nichtschwimmer im tiefen Wasser - und ein Fußballer mit Schwimmflügel wäre dann doch ein wenig komisch. War überfordert mit dem deutschen Pressing, spielte einmal einen formschönen Lochpass auf Miroslav Klose, der aber diese Chance noch am Außennetz vertat. Passte bald darauf vor dem eigenen Strafraum zu Mesut Özil, ließ vor dem 0:1 Thomas Müller ungehindert flanken. War Österreichs Schwachpunkt in der Defensive.

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Veli Kavlak

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(Foto: AFP)

Veli Kavlak: Als die Hymne gespielt wurde, fing die Kamera plötzlich einen kriegerisch aussehenden Burschen mit Zotteln und grimmigem Blick ein. Veli Kavlak, in Wien geborener Fußballer mit türkischen Wurzeln, kann so manchen Gegenspieler allein durch sein Aussehen einschüchtern. Nach Anpfiff allerdings war seine Aura dahin. Hätte mit seiner Laufleistung zwar die Strecke München-Timbuktu zurücklegen können, kam aber immer einen Schritt zu spät. Erlitt nach einem Kopfballduell mit Toni Kroos eine Nasenverletzung, musste minutenlang verarztet werden an der Auslinie. Spürte dann den Ellbogen von Sami Khedira - musste wieder minutenlang raus mit blutender Nase. War Austrias Schmerzensmann, Austria-Gattuso und der beste Langstreckenläufer des Landes in seiner langen Geschichte. Holte sich standesgemäß für einen Gattuso am Ende noch Gelb ab wegen eines rüden Fouls an Kroos.

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David Alaba

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(Foto: REUTERS)

David Alaba: Erhielt wie immer in München Riesenapplaus, als vor der Partie die Aufstellung über das Stadionmikrofon lief. Die weit mehr als 10.000 Österreicher im Stadion schrien förmlich auf, als sein Name erklang. David Alaba war die große Hoffnung des kleinen Fußballlandes: Er möge doch hier in seinem Münchner Stadion den großen Deutschen trotzen! Doch dann tauchte David Alaba ab. Spielt ja bei Österreich nicht wie beim FC Bayern links hinten, sondern in der Zentrale. Kam dort überhaupt nicht ins Spiel, lief im Gegenteil stets Mesut Özil hoffnungslos hinterher. Seine erste schöne Offensivaktion kam in der 40. Minute, Manuel Neuer hielt seinen Fernschuss.

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Martin Harnik

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Martin Harnik: Der Stuttgarter war der von Löw erwartete schnelle österreichische Stürmer. Musste immer wieder in ein Kopfballduell mit den deutschen Verteidigern Mertesacker oder Boateng, was selbstredend nur Kopfschmerzen hinterließ. Beschäftigte die deutsche Abwehr nach der Pause mehr mit seiner Schnelligkeit, vergab nach 70 Minuten eine tolle Chance zum Anschlusstreffer.

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Andreas Ivanschitz

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(Foto: AFP)

Andreas Ivanschitz: Erhielt in Mainz vor dieser Saison keinen neuen Vertrag mehr, ging nach Levante in Spanien. Sollte nun links vorne gegen den Jubilar Philipp Lahm antreten, den nach den Trainern Heynckes, Löw und Guardiola einstimmig zum besten Spieler des Universums gekürten Deutschen. Hatte entsprechend wenig zu melden.

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Marko Arnautovic

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Marko Arnautovic: Ist er nun genial oder schadet er der Mannschaft mit seinem überzogenen Selbstbewusstsein? Im Hinspiel stellte sich Arnautovic plötzlich in den Dienst Österreichs und hätte beinahe noch den Ausgleich erzielt. Auch diesmal sollte er auf Marcel Schmelzer losdribbeln und diesem ein paar Gurkerl verpassen. Kam jedoch kaum in einen Zweikampf, wirkte fast verloren da rechts vorne. Und wenn er mal in die Mitte kreuzte, grätschte ihn Sami Khedira förmlich aus den Schuhen. Lief nach 70 Minuten völlig selbstlos vom Platz auf die Ersatzbank.

Österreich in der Einzelkritik

Andreas Weimann

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Andreas Weimann: Stürmt derzeit bei Aston Villa in der Premier League. Und doch hatte Österreich in der ersten Halbzeit ein Stürmerproblem. Weimann rannte zwar wie ein Wilder vorne hin und her und störte den deutschen Spielaufbau, konnte sich aber kein einziges Mal gegen seine Gegenspieler durchsetzen. Hatte die erste schöne Chance in Halbzeit zwei, schoss aber drüber.

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Einwechselspieler: Guido Burgstaller, Marcel Sabitzer und Florian Klein

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Guido Burgstaller (re.): Kam 20 Minuten vor dem Ende rein. Bewirkte weder Positives noch Negatives. Marcel Sabitzer: 19-jährige Hoffnung des österreichischen Fußballs. Brauchte weder Schwimmflügel, noch schoss er den Ball nach Timbuktu, sondern zeigte in den letzten 20 Minuten einige Facetten seines Talents. Florian Klein: Kam eine Viertelstunde vor Schluss und nutzte die Zeit für einige Rückpässe und einen bösen Tritt von hinten gegen Marco Reus.

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