Nullnummer in Darmstadt:Grübelnde Debütanten

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Das 0:0 zwischen Darmstadt und Mönchengladbach bringt den beiden neuen Trainern Hecking und Frings wenig Erkenntnisse. Trotzdem geben sie sich zufrieden.

Von Tobias Schächter, Darmstadt

Max Eberl packte seine Erkenntnisse nach diesem mühseligen 0:0 beim SV Darmstadt 98 vorsichtig in einen neutralen Satz: "Es ist ein erster Schritt, nicht mehr und nicht weniger", resümierte der Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach. Aber in welche Richtung ging dieser Schritt für die Borussia, nach vorne oder doch eher zurück? Niemand auf Gladbacher Seite vermochte das seriös zu sagen, in allen Kommentaren bemühten sich Spieler und Verantwortliche, das schnöde Remis beim Tabellenletzten nicht als Rückschlag erscheinen zu lassen. Auch Trainer Dieter Hecking, der bei seinem ersten Spiel als Borussen-Coach wie sein Debüt-Kollege Torsten Frings für Darmstadt wenigstens keine Niederlage erklären musste, versuchte in seiner Analyse, eher Hoffnung zu verbreiten. Ganz gelang das nicht, Hecking sagte: "Für heute will und kann ich mit dem Punkt leben."

Die Darmstädter hatten es viel leichter, das Unentschieden positiv zu bewerten. Immerhin gelang nach zuvor acht Niederlagen in Serie wieder ein kleines Erfolgserlebnis, das durch die Niederlagen der Konkurrenten Ingolstadt und Hamburg noch aufgewertet wurde. In Darmstadt ist die Sache einfach: Niemand außerhalb der Stadt glaubt nach neun Punkten in der Vorrunde noch an den Klassenverbleib, das fördert den Zusammenhalt. Und durch das Pünktlein klingen die notorisch positiven Worte von Trainer Frings noch nicht wie Durchhalteparolen. Wobei die Darmstädter auch gegen Gladbach im fünften Spiel nacheinander ohne Tor blieben und ihre spielerische Armut nicht verbergen konnten. Aber trotz der Torflaute glaubt Mittelfeldhüne Peter Niemeyer, dass am Samstag das Glück nach Darmstadt zurückgekehrt sei.

Die Darmstädter wussten schon, dass das Remis nicht ganz den Kräfteverhältnissen entsprach. Die Gladbacher verpassten es in jeder Hälfte, zum richtigen Zeitpunkt in Führung zu gehen: Nach zehn Minuten scheiterte Raffael aus kurzer Distanz an Darmstadts Torwart Michael Esser. Normalerweise verwandelt der Techniker solche Chancen mit verbundenen Augen. Und nach 66 Minuten hatte Thorgan Hazard nach tollem Dribbling Pech, als der Ball nach dem Abschluss vom Pfosten zurück ins Spielfeld prallte. Beide Male wäre ein Treffer "ideal gewesen, um Darmstadt zu erschüttern", klagte Hecking.

Hallo, nach vorne spielen! Darmstadt blieb auch unter dem neuen Trainer Torsten Frings ohne Torerfolg. (Foto: Arne Dedert/dpa)

In Gladbach ist die Lage nun aber komplizierter als in Darmstadt, nach nur sechs Punkten aus den vergangenen acht Spielen. Der Auftritt erklärte ein wenig, warum die jüngst aus der Champions League ausgeschiedene Borussia in dieser Saison ihren Erwartungen so weit hinterherhinkt. Zu langsam fand der Ball den Weg nach vorne, und zu oft störten Fehlpässe die Bemühungen. Besonders die beiden zentralen Mittelfeldspieler Christoph Kramer und Mohamoud Dahoud agierten ebenso wie Lars Stindl, Tony Jantschke und Raffael deutlich unter ihren Möglichkeiten. Hecking erklärte treffend, der Auftritt sei typisch gewesen für eine Elf, die ihr Vertrauen erst wieder zurückgewinnen muss.

Dieses seltsam belanglose Spiel lieferte für beide Teams keine Hinweise dafür, dass sie ihre Tabellensituation schnell verbessern könnten. Dieter Hecking hat wenigstens die Hoffnung, dass aus dem neun Profis umfassenden Krankenlager schon nächste Woche Josip Drmic und Fabian Johnson sowie vielleicht Nico Elvedi wieder auf den Platz stehen. Wobei: Auswärts hat die Borussia in dieser Saison noch nicht gewonnen, der Punkt in Darmstadt war erst der zweite auf fremden Platz. Ob da ein Spiel in Leverkusen Anlass für Optimismus ist?

© SZ vom 23.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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