Nürnberg-Sieg in Augsburg:Lachen mit Drmic

FC Augsburg v 1. FC Nuernberg - Bundesliga

Fünftes Tor im vierten Rückrundenspiel: Josip Drmic (links) jubelt über sein Siegtor gegen den FC Augsburg

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Erste Niederlage seit Anfang November: Der FC Augsburg verliert das Derby gegen den 1. FC Nürnberg, den einzigen Treffer des Tages erzielt Josip Drmic. Der Club spielt gerade zu Beginn der zweiten Halbzeit mutig und lauffreudig - und verlässt durch den Sieg die Abstiegsplätze.

Von Kathrin Steinbichler, Augsburg

Das Schöne an Spielfiguren ist, dass sie ohne Angst vor der Gegenreaktion das machen und sagen, was ihre Erfinder sich für sie ausgedacht haben. Einer Kunstfigur kann man schließlich nicht böse sein, oder? Beim FC Augsburg jedenfalls flimmern vor den Heimspielen immer die Marionetten der Augsburger Puppenkiste mit einem Kommentar zum Spiel über die Videowürfel, und was die Gäste vom 1. FC Nürnberg diesen Sonntagnachmittag im ausverkauften Augsburger Stadion zu hören bekamen, war zu überraschend, um Platz für Protest zu lassen.

"Wisst ihr, was uns vom Club unterscheidet? Dass wir unsere großen Zeiten noch vor uns haben", scherzte das Kasperle vor dem Anpfiff, und die knapp 5000 Club-Fans im ausverkauften Rund waren ob der Aussage sichtlich verdutzt, während der Anhang des FCA amüsiert johlte. Im Erfolg lässt sich eben gut lachen, wobei den Augsburger Profis derzeit die gute Stimmung im Umfeld fast etwas zu viel wird. "Wir müssen bodenständig bleiben", hatte Kapitän Paul Verhaegh vor dem schwäbisch-fränkischen Derby betont und davor gewarnt, den Drittletzten der Bundesligatabelle für eine leichte Aufgabe zu halten. Er und seine Kollegen dürften jetzt nicht denken, sie seien besser "und gewinnen das locker".

Der Kapitän sollte recht behalten: Der von Verletzungen und einer schlechten Tabellenkonstellation geplagte 1. FC Nürnberg machte den Augsburgern das Leben so schwer wie schon lange kein Gegner mehr. Mit dem 1:0 (0:0) durch ein Tor von Josip Drmic sorgte der Club für die erste Augsburger Ernüchterung nach zuvor acht Spielen ohne Niederlage.

FCA-Trainer Markus Weinzierl hatte sich vorab informiert, wie lange schon die Augsburger Heim-Misere gegen den Nachbarn aus Franken anhält, und so wusste er zu berichten, dass der FCA schon "seit 40 Jahren kein Heimspiel mehr gegen Nürnberg gewonnen" hat. Entsprechend motiviert begann der FCA, der schon nach 70 Sekunden nach einem ersten Angriff aussichtsreich vor dem Nürnberger Tor stand. Doch André Hahn verpasste das Zuspiel von Matthias Ostrzolek, den nachfolgenden Schuss von Kevin Vogt konnte Club-Torhüter Raphael Schäfer entschärfen.

FCA verpasst das Ausrufezeichen

Nach einer Viertelstunde hatte der Club sich dann auf das Spiel der Augsburger besser eingestimmt: Nachdem Schäfer einen wuchtigen Schuss von Hahn pariert hatte (18.), fand sich beim Gegenangriff plötzlich Hiroshi Kiyotake mit dem Ball im FCA-Strafraum wieder, fand aber keine Zeit mehr für einen ordentlichen Abschluss.

Die Nürnberger hatten nach den Knieverletzungen von Timothy Chandler und Daniel Ginczek noch einen weiteren kurzfristigen Ausfall kompensieren müssen: Routinier Mike Frantz hatte im Abschlusstraining einen Schlag auf die Wade bekommen und konnte nicht spielen. So kam auf der rechten Abwehrseite erneut der 20-jährige Martin Angha zum Einsatz. "Das ist das Schöne", meinte Abwehrchef Per Nilsson, "immer wieder fällt einer aus, aber als Mannschaft fällt uns trotzdem eine Antwort ein." Neben dem Schweden, der nach seiner Verletzungspause in die Innenverteidigung zurückkehrte, hatte sich Trainer Gertjan Verbeek eine ungewohnte Lösung einfallen lassen: Für Emanuel Pogatetz, der nach seinem Außenbandanriss nur auf der Bank saß, war der schmächtige Javier Pinola ins Zentrum gerückt.

Vor ihm versuchten Petrak, Feulner und Kiyotake, den Club bei Kontern in Position zu bringen, und die Taktik der Nadelstiche funktionierte gut: Der Club wusste sich immer wieder zu befreien, und so kam für den auch defensiv beschäftigten FCA in den ersten 45 Minuten außer einer Handvoll Ecken nichts Zählbares heraus.

"Nürnberg war der erwartet schwere Gegner", meinte Weinzierl, "der seine Chance heute konsequent genutzt hat." Und zwar derart konsequent, dass am Ende des Spieltags nicht der FCA für das Ausrufezeichen sorgte, sondern der Außenseiter aus Nürnberg: Bei einer Flanke von Adam Hlousek stieg Club-Stürmer Josip Drmic höher als alle anderen und drückte den Ball mit dem Kopf ins Tor (65.). Mit dem dritten Sieg im vierten Spiel 2014 hat der 1. FC Nürnberg die Abstiegsränge verlassen - und darf jetzt lachen. "Ich bin froh über die drei Punkte", sagte Verbeek, "aber ich hätte mir gewünscht, dass wir besser Fußball spielen. Das ist das Ziel."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: