Norwegens Teenager Martin Ødegaard:So jung, so verlockend

Norwegens Teenager Martin Ødegaard: Jung, aber ziemlich gut am Ball: Norwegens Martin Ødegaard.

Jung, aber ziemlich gut am Ball: Norwegens Martin Ødegaard.

(Foto: AP)

30 Scouts für einen 15-Jährigen: Norwegens Martin Ødegaard ist der jüngste Spieler, der je in einem EM-Qualifikationsspiel eingesetzt wurde - und ziemlich gefragt. Für den Schritt ins Ausland gibt es einen Plan.

Von Kathrin Steinbichler

Wenn Martin Ødegaard bisher im Klubleben bei Strømsgodset IF erstaunliche Geschichten aus dem Fußball hören wollte, musste er sich nur an Adam Larsen Kwarasey halten. Der Stammtorhüter des norwegischen Meisters aus dem Südwesten von Oslo hat die Weltmeisterschaft in Brasilien zwischen den Pfosten der Nationalelf von Ghana erlebt, und die Absurditäten dieses glücklosen Dienstaufenthalts samt eingeflogener Millionenzahlungen, Handgreiflichkeiten und anschließendem Trainerrauswurf könnten Bücher füllen.

Seit diesem Montag aber kann Martin Ødegaard selbst eine ganz gute Geschichte aus dem Fußball erzählen. Es ist die Geschichte eines Jungen aus dem kleinen Drammen 41 Kilometer südwestlich von Oslo, der im Alter von 15 Jahren und 300 Tagen zum jüngsten Fußballer wurde, der je in einem EM-Qualifikationsspiel zum Einsatz kam. Es ist seine eigene Geschichte. Und sie ist wirklich erstaunlich. Die 18 990 Zuschauer, die am Montagabend zu Norwegens Nationalmannschaft ins Ullevaal-Stadion von Oslo gekommen waren, empfanden das offenbar ähnlich. Als Ødegaard beim Stand von 1:1 gegen Bulgarien 27 Minuten vor dem Abpfiff eingewechselt wurde, standen die Menschen auf und applaudierten dem Teenager, noch bevor er erstmals den Ball berührt hatte.

"Ich war nervös, als ich da rausgelaufen bin. Aber wenn es so viel Jubel gibt, dann kann man nur lächeln und es genießen. Ich war sehr gerührt", erzählte Ødegaard den norwegischen Medien. Die Rührung hielt ihn nicht davon ab, ein passables Spiel zu machen, mit seiner Elf einen 2:1-Sieg zu erreichen - und sich im Anschluss von Siegtorschütze Havard Nielsen sein Trikot signieren zu lassen.

Ballbehandlung erinnert an Messi

Mehr noch als mit seinem Alter erstaunt Ødegaard denn auch mit der Fähigkeit, die Ereignisse in seinem Leben einordnen zu können. Vater Hans Erik, der in Drammen ein Bekleidungsgeschäft führt und nebenbei im nur elf Kilometer entfernten Mjøndalen den lokalen Fußballklub mitorganisiert, hat selbst eine Karriere als Fußballer hinter sich. Auch er lief im Mittelfeld auf, auch er begann seine Karriere beim Strømsgodset IF. Allerdings schaffte er es nie ins Nationalteam, und er war auch lange nicht so begehrt wie sein Sohn Martin.

Der lief am 13. April als bislang jüngster Norweger überhaupt erstmals in der Tippeligaen auf, am 16. Mai gelang ihm als Jüngstem dann auch schon der erste Treffer in der ersten Liga. Seit er im August auch ins Nationalteam berufen wurde, sitzen bei Ødegaards Spielen schon mal bis zu 30 Scouts und Berater zugleich auf der Tribüne, Vater Hans Erik wurde nach eigenen Aussagen bereits von allen großen Klubs dieser Welt kontaktiert. Ob in Madrid, Manchester oder München - es herrscht gesteigertes Interesse an dem Teenager, dessen Talent für die Ballbehandlung und dessen Übersicht für Spielsituationen viele an den jungen Lionel Messi erinnern. Der war allerdings schon 18, als er erstmals für Argentinien auflief.

Familie Ødegaard hat bereits erste Entscheidungen gefällt. Am 9. November endet in Norwegen die Saison, am 17. Dezember wird Martin 16, er wird dann auch seine zehnjährige Schulpflicht erfüllt haben. Sein Vertrag mit dem Strømsgodset IF läuft zwar bis Dezember 2015, doch bei einem attraktiven Angebot aus dem Ausland hat Vater Hans Erik angekündigt, dass die Familie sich dann teilen wird. Die Mutter und die beiden kleinen Töchter bleiben in Drammen, der Vater aber will seinen Sohn begleiten.

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