Nordische Ski-WM:Die Haltung bei der Landung entscheidet

Men's Ski Jumping HS130- FIS Nordic World Ski Championships
(Foto: Matthias Hangst/Getty)

Skispringer Andreas Wellinger gewinnt auch von der Großschanze Silber: Erneut muss er sich dem Österreicher Kraft knapp geschlagen geben.

Von Volker Kreisl, Lahti

Die Haltungsnoten waren entscheidend. Wenn zwei Skispringer sich über viele Wochen auf höchstem Niveau messen und immer mehr angleichen, wenn sie dann bei der WM fast die gleichen Weiten springen, bei nahezu gleicher Windkompensation, dann bleibt nur noch die Haltung. Und die von Stefan Kraft aus Bischofshofen in Österreich war um ein paar Zehntel besser als die von Andreas Wellinger. Wie schon das Kleinschanzen-Springen gewann Kraft in Lahti auch von der Großschanze vor seinem Kontrahenten aus Oberbayern - mit 279,3 zu 278 Punkten, das entspricht bei der Landung umgerechnet 78 Zentimetern.

Für Wellinger war es dennoch ein gelungener Abend, den er schon feierte, ehe Kraft als letzter Springer nach unten segelte. Insgesamt hat er bei dieser WM nun zwei Silbermedaillen sowie den Titel im Mixed-Team geholt. Am Samstag könnte eine weitere Plakette im Männer-Teamwettkampf folgen, womit er vier WM-Medaillen hätte, was als letztem Deutschen Martin Schmitt 2001 gelang, ebenfalls in Lahti. Allerdings erwarten die Deutschen einen schweren Wettkampf, weil Polen mit Bronze-Gewinner Piotr Zyla, aber auch das Team aus Norwegen stark aufgetreten waren. Auch Österreich zählt zu den Podestkandidaten, allerdings muss sich das Team hinter Stefan Kraft steigern, ähnlich wie die anderen drei Deutschen hinter Wellinger. Markus Eisenbichler, der Bronzegewinner von der Kleinschanze, hatte diesmal nicht das beste Timing am Schanzentisch, wodurch er seine Flugeigenschaften auf dem großen Bakken nicht voll ausnutzen konnte. Er wurde 13., Stephan Leyhe und Richard Freitag folgten als 16. und 19. Die übrigen Deutschen zeigen nach wie vor Höhen und Tiefen, eine Leistungskurve ohne Dellen hat zurzeit nur Wellinger.

"Es war ein unglaublich hochklassiger Wettkampf", sagte der später, womit er auch schon den ersten Durchgang meinte. Nach dem lagen die besten Fünf nur drei Punkte auseinander, und recht viel größer waren die Abstände dahinter auch nicht. Zyla sprang deshalb im Finale mit 131,5 Metern gleich mal ganz nach vorne, was die meisten der Konkurrenten beeindruckte, bis auf die letzten zwei. Der 21 Jahre alte Wellinger landete etwas weiter, aber vielleicht auch etwas ruppiger. "Ich bin ein bisschen steif hingesprungen, vielleicht lag es daran", sagte er. Kraft, 23, dagegen vollendete einen makellosen Flug mit einen eleganten Ausfallschritt wie ein Kunstturner. "Das passt schon", sagte Bundestrainer Werner Schuster, bei Wellinger seien ein paar Wackler drin gewesen, "der Telemark von Stefan Kraft war sauber".

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