Nordische Ski-WM:Deutsche Skispringer verpassen das Podest

FIS Nordic World Ski Championships 2013

Eric Frenzel: sehr guter Sprung, sehr guter Lauf.

(Foto: dpa)

Die deutschen Skispringer bleiben bei den nordischen Ski-Weltmeisterschaften in Val di Fiemme auch von der Großschanze ohne Medaille. Gold in der Nordischen Kombination hatte zuvor bereits Eric Frenzel geholt. Die deutsche Langlauf-Staffel um Miriam Gössner erreichte den siebten Rang.

Die deutschen Skispringer sind bei den nordischen Ski-Weltmeisterschaften in Val di Fiemme im Wettbewerb von der Großschanze ohne Medaille geblieben. Als Bester des DSV-Quartetts belegte Richard Freitag am Donnerstag nach Sprüngen auf 129,0 und 128,5 Meter mit 280,4 Punkten den sechsten Platz, Severin Freund wurde Neunter. WM-Gold ersprang der Pole Kamil Stoch mit Sätzen auf 131,5 und 130,0 Meter und 295,8 Punkten. Silber sicherte sich der Slowene Peter Prevc vor Anders Jacobsen aus Norwegen.

Kombinierer Eric Frenzel hatte zuvor für die erste Goldmedaille des Deutschen Skiverbandes (DSV) bei der nordischen WM in Val di Fiemme gesorgt. Der 24-Jährige gewann den Wettbewerb von der Großschanze vor Bernhard Gruber (Österreich) und Jason Lamy-Chappuis (Frankreich) und holte den zweiten WM-Titel seiner Karriere.

"Es war einfach nur herrlich. Ich bin überwältigt", sagte Frenzel, der schon 2011 in Oslo von der Normalschanze triumphiert hatte. Der 24-Jährige ist nach Ronny Ackermann erst der zweite Deutsche mit zwei Einzel-Goldmedaillen bei Weltmeisterschaften.

"Weltmeister wird man nicht so oft. Ich bin überwältigt", sagte auch Bundestrainer Hermann Weinbuch: "Ich habe Tränen in den Augen." Frenzel war dank eines Schanzenrekords mit einem Vorsprung von 14 Sekunden auf den ärgsten Verfolger Gruber in die Loipe gegangen.

Dort hielt der Oberwiesenthaler die Konkurrenz mit einem einsamen Lauf souverän in Schach, nach fünf von zehn Kilometern lag er bereits 50 Sekunden vor einer Verfolgergruppe. "Ich glaube, die haben aufgegeben. Die lassen den Eric ziehen", sagte Weinbuch kurz vor dem Ziel.

Björn Kircheisen (Johanngeorgenstadt) landete sechs Tage nach WM-Bronze von der Normalschanze auf dem 14. Platz. Johannes Rydzek (Oberstdorf) wurde starker Zehnter. Tino Edelmann (Zella-Mehlis) verzichtete nach einem Sturz im Springen auf einen Start im Langlauf. Den Grundstein hatte Frenzel am Morgen mit einem phänomenalen Flug gelegt. Als letzter Springer flog der Gesamtweltcup-Führende auf 138,5 Meter und übertraf die zehn Jahre alte Bestmarke von Polens Skisprung-Legende Adam Malysz (136 m) deutlich.

"Auf diesen Sprung habe ich lange gewartet. Die Ausgansposition ist sehr gut", meinte Frenzel schon vor dem Gang in die Loipe. Pech hatte dagegen Tino Edelmann: Der WM-Zweite von 2011 segelte bei Aufwind auf 132,5 Meter, stürzte jedoch nach der Landung. Edelmann blieb unverletzt.

Miriam Gössner konnte indes keine Medaille gewinnen: Eine Stunde nach dem frustrierenden WM-Auftritt entschwebte Miriam Gössner mit dem Helikopter ohne die erhoffte Medaille aus Val di Fiemme. Nachdem es für die Garmischerin schon bei der Biathlon-WM nicht zu Edelmetall gereicht hatte, blieb auch ihr Ausflug ins Langlauf-Lager unvollendet.

"Die Enttäuschung ist sehr groß, denn wir wollten vorne mitlaufen", erklärte Gössner mit verkniffenem Gesicht. Der enttäuschende siebte Platz der DSV-Staffel über 4x5 Kilometer hatte der Frohnatur die gute Laune gründlich verhagelt. Am Ende jubelten Norwegen, Schweden und Russland über die Medaillen. Gössner erreichte das Ziel als Schlussläuferin mit einem Rückstand von 2:07,8 Minuten.

Dabei hatte sich die 22-Jährige nach ihrem vierten Platz über 10 Kilometer gemeinsam mit ihren Teamkolleginnen Nicole Fessel, Katrin Zeller und Denise Herrmann viel vorgenommen. Immerhin hatte sie bei der WM 2009 und den Olympischen Winterspielen 2010 jeweils Staffel-Silber gewonnen. Als Schlussläuferin war sie praktisch chancenlos ins Rennen gegangen. Am Ende sparte die Biathletin bereits etwas Kraft für ihren Auftritt am Freitag beim Weltcup-Sprint in Oslo.

"Ich habe alles versucht. Erst als absehbar war, dass nichts mehr geht, bin ich nicht mehr über dem, sondern nur noch am Limit gelaufen", schilderte Gössner. Trotz der Enttäuschung verabschiedete sie sich mit einem positiven Fazit: "Es war eine schöne WM. Es hat super viel Spaß gemacht und ich bin dankbar, dass ich das erleben durfte."

"Wir wussten vorher, dass alles passen muss, wenn wir in den Medaillenkampf eingreifen wollen. Die anderen Nationen waren sehr stark aufgestellt und es wurde für unsere Mädels sehr schwer. Wir wollten die Medaille, aber bis dahin ist noch sehr viel zu tun. Das hat der heutige Tag gezeigt", resümierte Bundestrainer Frank Ullrich.

Die Hoffnung hieß "Turbo-Miriam", allerdings hätten alle anderen dafür solide Vorleistungen bringen müssen. Doch das gelang nicht. Fessel verlor als Startläuferin auf ihrem Klassik-Part bereits wertvolle Sekunden. "In meiner zweiten Runde war ich total müde, da schiebt man dann nicht mehr so gut", berichtete sie.

Den Rückstand wollte Zeller im Windschatten der Polin Justyna Kowalczyk verringern, doch die Weltcup-Führende war für die Oberstdorferin zwei Nummern zu groß. "Ich habe mich in meiner ersten Runde völlig übernommen. Zudem ließ mein Ski nach", erklärte die Allgäuerin und räumte selbstkritisch ein: "Ich habe heute leider nicht meine beste Leistung gebracht."

Auf den Skatingstrecken lief es für das DSV-Quartett auch nicht besser. "Mein Akku war zwischendurch ziemlich runter, dann habe ich den Rückstand noch etwas verringern können", berichtete Herrmann. Ihre Aufgabe war es eigentlich, Gössner mit maximal 20 bis 25 Sekunden Rückstand auf eine Medaille ins Rennen zu schicken. Die Oberwiesenthalerin übergab jedoch mit 45 Sekunden Rückstand. "Ich wollte Miri eine bessere Ausgangsposition mit auf die Schlussrunde geben", entschuldigte sich Herrmann.

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