Nordische Kombination:Unfall auf der Zielgeraden

Ski nordisch/Kombination: Weltcup

Wo er ist, da ist vorne: Eric Frenzel (links) gewinnt das Rennen in Schonach vor dem Zweitplatzierten Wilhelm Denifl aus Österreich.

(Foto: Patrick Seeger/dpa)

Eric Frenzel, der dem DSV den 22. Sieg im 24. Saisonrennen beschert, steht vor dem Gesamtweltcupsieg. Sein ärgster Konkurrent Johannes Rydzek stürzt unmittelbar vor dem Ziel.

Johannes Rydzek schluckte seinen Frust hinunter, dann reichte der Weltmeister seinem Kontrahenten Eric Frenzel fair die Hand. Er gratulierte Frenzel zum Sieg in Schonach - und damit wohl auch schon zum Gewinn des Gesamtweltcups, denn dazu reicht Frenzel im Finale am Sonntag schon Rang vier: "Ich habe hinten leider keine Augen und kann wenig dafür, dass Johannes mit meinen Ski ins Straucheln gekommen ist. Das ist für ihn natürlich sehr schade. Ich habe nur vorne mein Heil gesucht und hatte meinen Fokus ganz auf der Ziellinie", sagte Frenzel, nachdem Rydzek 150 Meter vor Schluss im beinharten Duell in den Schnee geflogen war.

"Eric zieht im letzten Moment rüber und schneidet mir den Weg ab. Mei, es ist jetzt halt so", sagte Rydzek mit mühsam unterdrücktem Ärger in der ARD. Zur Schuldfrage wollte er sich nicht anschließend äußern, die Verantwortung für den Crash lag allerdings wohl bei ihm. Rydzek war dem führenden Frenzel, wenngleich dieser ein wenig die Tür zumachte, von hinten in die Ski gerauscht. "Ich habe gar nicht mitbekommen, dass er gestürzt ist", sagte Frenzel. Bundestrainer Hermann Weinbuch wollte aus den Vorfall ebenfalls kein Drama machen: "Das war ein Rennunfall und kein Foul von Eric. Das tut Ritschi weh, vor allem weil er einen Platz und dadurch viele Punkte verloren hat."

Frenzels Sieg ist der 22. des DSV in 24 Saisonrennen

Frenzel, der 2016 als erster Deutscher seit 29 Jahren den Schwarzwaldpokal gewonnen hatte, geht nach seinem 40. Karriere-Erfolg nun mit 54 Punkten Vorsprung auf den sechsmaligen Weltmeister in das letzte Saisonrennen in Schonach am Sonntag (12.15 Uhr Springen/16.15 Uhr Langlauf). Selbst bei einem Sieg Rydzeks, der 100 Punkte einbringen würde, reicht dem 28 Jahre alten Frenzel ein vierter Platz, um als erster Kombinierer zum fünften Mal die Kristallkugel zu holen. "Ich werde noch einmal alles raushauen und dann schauen, ob es reicht", sagte Frenzel. Rydzek und Frenzel waren nach vielen taktischen Spielchen auf der engen und tiefen Loipe um den Sieg gesprintet.

Rydzek wollte an Rydzek vorbei, es wurde aber der ungewollte Versuch eines Durch-ihn-hindurchs. "Ritschi war ganz nah dran und wollte den Windschatten nutzen, ist dann aber bei Eric hängen geblieben", sagte Weinbuch. Zwischen die beiden Deutschen schob sich noch der Österreicher Wilhelm Denifl (3,4 Sekunden zurück), Rydzek (+7,1) hielt den Japaner Akito Watabe auf Distanz (+12,6) - ob ihm dies noch eine reelle Chance im Kampf um seinen ersten Gesamtweltcup-Erfolg gerettet hat, ist eher fraglich.

Dass es im Kampf um Biegen und Brechen zwischen den beiden mit Abstand besten Kombinierern einmal krachen würden, war eigentlich logisch. Oft genug hatten sich Frenzel und Rydzek im Zielsprint beharkt, oft genug war es gut gegangen. Nun also der Sturz im folgenschwersten Moment - er trübte ein wenig die Fortsetzung der deutschen Traumsaison: Frenzels Erfolg war - inklusive der WM - der 22. für den DSV in 24. Einzelrennen.

Nach dem Springen von der Langenwaldschanze bei strömendem Regen und tückischen Windböen hatten beide nahezu gleichauf gelegen. Frenzel sprang ebenso wie Rydzek 101,0 m, lag als Siebter 15 Sekunden hinter dem führenden Japaner Yoshito Watabe und sechs Sekunden vor Rydzek.

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