Noor Basha beim TSV 1860 München:Bedrohlicher Hashtag

Noor Basha beim TSV 1860 München: Noor Basha (Archivfoto)

Noor Basha (Archivfoto)

(Foto: Claus Schunk)
  • Während die Mannschaft vor einem wichtigen Heimspiel steht, geht bei 1860 der Machtkampf weiter.
  • Noor Basha will "Sports- und Business Manager" sein - und sendet seltsame Botschaften.
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Von Markus Schäflein

Noch eine Spur spannender als die Frage, wer am Sonntag (13.30 Uhr) beim TSV 1860 gegen Sandhausen Mittelstürmer spielt, war am Freitag ein Eintrag von Noor Basha, dem Münchner Statthalter des jordanischen Investors Hasan Ismaik, auf Twitter. Was Basha im Internet bekannt gibt, ist bekanntlich stets in Rätselform gehalten. Dennoch war der Eintrag nur vor dem Hintergrund des schwelenden Machtkampfs zwischen Basha und dem Präsidium um Gerhard Mayrhofer zu verstehen. Und die Differenzen drehen sich offenkundig vor allem um die Rolle des umstrittenen Sport-Geschäftsführers Gerhard Poschner, mit dem Basha äußerst eng verbandelt ist; der Streit trat zuletzt beim Chaos um die Trainerwahl zutage, das mit dem Engagement von U21-Coach Torsten Fröhling endete.

"Wir können ihn in einer Sekunde vernichten."

"#Ifanyoneplaningoralreadyplannedtostopusweareablefinishhimwithinasecond", schrieb Basha also, was trotz der fehlenden Leerzeichen recht eindeutig zu verstehen war: "Wenn irgendjemand plant oder schon geplant hat, uns aufzuhalten, können wir ihn in einer Sekunde vernichten." Auf Nachfrage erklärte Basha, er werde dazu "kein Wort" sagen; das sei "privat", er habe "einfach so einen Hashtag gemacht". Es liegt allerdings in der Natur der Sache, dass ein Eintrag bei Twitter nicht privat ist; schon gar nicht, wenn es um Aufhalten und Vernichtung geht, und auf keinen Fall, wenn ein Protagonist des TSV 1860 München schreibt.

Ein Hintergrund der seltsamen Botschaft könnte Bashas Suche nach einer neuen Rolle im Verein sein. Nachdem die Vermarktungsrechte zuletzt von Ismaiks Firma HI Squared auf Infront übergangenen waren, hatte Basha bereits im Trainingslager in Marbella angekündigt, sich künftig "mehr um die KGaA", also um den Sport, kümmern zu wollen. Der SZ liegt ein Schreiben vor, das Basha an die Sponsoren des Klubs verschickte. Daran teilt er mit, er wolle seine "Erfahrungen in meiner künftigen Aufgabe als Sports- und Business Manager beim TSV 1860" einbringen: "Kern meiner neuen Aufgabe ist neben der intensiven Mitarbeit im sportlichen Bereich die Projektarbeit im Business Development."

Widerstand quer durch die Gremien

Nicht nur wegen der angestrebten Einflussnahme auf sportliche Fragen im Duo mit Poschner kann man diese Vorstellungen Bashas wunderlich finden. Eine führende Anstellung in der KGaA wäre auch vor dem Hintergrund problematisch, dass Basha als Mitglied des Beirats in einem Gremium sitzt, das die Gesellschaft überwachen soll. Um eine Anstellung Bashas in der KGaA hatte es bereits unter dem früheren Geschäftsführer Robert Schäfer großen Ärger gegeben, damals traf man sich gar vor dem Arbeitsgericht. Das derzeitige Präsidium mag es sich mit Investor Ismaik im Gegensatz zu den Vorgängern nicht verscherzen, doch gegen Bashas neuen Wunsch regt sich offenbar dennoch Widerstand quer durch die Gremien des Vereins.

Allem Wirbel zum Trotz war doch noch die Frage interessant, wer am Sonntag im enorm wichtigen Spiel gegen den SV Sandhausen, einen direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenverbleib, nach der Verletzung von Rubin Okotie Mittelstürmer spielen soll. Der nach langer Verletzungspause zurückgekehrte Stephan Hain war zuletzt der bereits 33. eingesetzte Fußballer des TSV 1860 München in dieser Zweitliga-Saison - auch ein Beleg, dass es nicht ganz einfach ist, aus dem großen und von Poschner eigentümlich zusammengebauten Kader eine Mannschaft zu formen.

Diesmal ist Hain also ein Kandidat für die Startelf. "Er hat es gegen Ingolstadt gut gemacht und ist auf alle Fälle eine Alternative", sagte Trainer Fröhling. Auch Valdet Rama, Marius Wolf, Korbinian Vollmann oder gar Daniel Adlung stünden für die Mittelstürmerposition zur Verfügung, wenngleich sie allesamt nicht dort zu Hause sind.

Wer sich dort versuchen wird, ist auch eine Frage der taktischen Ausrichtung gegen die bekannt defensiven Sandhäuser, gegen die der Trainer bei allem Wunsch, "mehr Fußball zu spielen", "nicht ins offene Messer laufen" will. Hain, gab Fröhling, zu bedenken, sei "ein Strafraumspieler, also muss man auch zum Strafraum kommen" - was wiederum bedeutet: "Wenn er dabei ist, müssen wir auch offensiv spielen."

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