Nico Rosberg im Porträt:Stolz der Silberpfeile

Er schrieb ein sehr gutes Abitur, spricht vier Sprachen und hätte an einer renommierten Universität studieren können. Aber der Rennfahrer Nico Rosberg entschied sich für den Motorsport - nicht zuletzt aufgrund seines berühmten Vaters Keke. Jetzt ist der Mercedes-Pilot der erste Silberpfeil-Sieger der Neuzeit und Erbe des legendären Juan Manuel Fangio.

René Hofmann

Als Nico Rosberg in die Formel 1 einstieg, hatte er ein Ziel: "Irgendwann soll es nicht mehr heißen: 'Schau', da kommt Keke Rosberg mit seinem Sohn', sondern: "Da kommt Nico Rosberg mit seinem Vater.'" Dieses Ziel hat er am Sonntag erreicht. Für das vor zwei Jahren formierte Mercedes-Team glückte ihm beim Großen Preis von China in Shanghai sein erster Grand-Prix-Sieg, der zugleich ein sporthistorischer war: Den letzten Triumph für ein Werksteam der Marke mit dem Stern hatte am 11. September 1955 in Monza der Argentinier Juan Manuel Fangio errungen.

China Formula One Grand Prix

Nach 111 Rennen der erste Sieg in der Formel 1: Mercedes-Pilot Nico Rosberg.

(Foto: dpa)

Nico Rosberg, 26, ist mit der Formel-1-Historie eng verbunden. Sein Vater Keke war ebenfalls Grand-Prix-Fahrer - und nicht nur irgendeiner. 1982 wurde der Finne mit dem britischen Williams-Team Weltmeister, wobei ihm das Kunststück gelang, es mit nur einem Saisonsieg so weit zu bringen. Keke Rosberg war ein Meister des Minimalismus. Sein Sohn, dessen Mutter Deutsche ist und der 1985 in Wiesbaden zur Welt kam, war vom Tun des Vaters nicht nur beeindruckt - es prägte ihn nachhaltig.

Nico Rosberg wuchs in Monte Carlo auf. Er spricht Deutsch, Englisch, Französisch und Italienisch, aber kein Finnisch. Er besuchte eine internationale Schule, und sein Abitur war so gut, dass er an einer renommierten Universität Luft- und Raumfahrttechnik hätte studieren können. Die Zusage lag schon vor, doch Nico Rosberg entschied sich anders - der Auslöser dafür war eine Erfahrung auf der Rennstrecke. Als Keke Rosberg seine Karriere 1995 in der Deutschen Tourenwagenmeisterschaft beendet hatte, war Sohn Nico dabei. Auf der Ehrenrunde hatte er in Hockenheim im Cabrio neben seinem bekannten Vater sitzen dürfen. Und als er den Jubel sah, wusste er: Das ist doch wirklich besser, als Flugzeuge zu bauen.

Nico Rosbergs Motorsport-Leben begann mit sechs Jahren dort, wo seit einiger Zeit schon die Karrieren der meisten Formel-1-Fahrer beginnen: im Go-Kart. Durch diverse Nachwuchsserien arbeitete er sich nach oben, wobei es ihm an einem nie fehlte, was manche Karriere enden lässt: am richtigen Material. Die Kontakte seines Vaters waren viel wert. Als Nico Rosberg dann 2002 in der Formel BMW auf Anhieb Meister wurde, begleitete den Blondschopf dabei ein Team des TV-Senders Viva.

Erster Formel-1-Test mit 17

Kurz darauf trug er das Logo des Zigarettenherstellers Marlboro auf dem Overall. Mit 17 absolvierte Nico Rosberg seinen ersten Formel-1-Test - jünger durfte das noch keiner. Das Auto, das er dabei bewegte, war ausgerechnet ein Williams. Das Team, mit dem der Vater so erfolgreich gewesen war, wählte Nico Rosberg 2006 auch für seinen Formel-1-Einstieg.

Den Vergleich mit der Geschichte hat Nico Rosberg nie gescheut. Im Gegenteil: Er weiß um den Extraschub, den das seinem Renommee bringen kann. Obwohl er seit mehr als hundert Rennen auf den ersten Sieg wartete, obwohl Mercedes in der Krise steckte und sein Teamkollege der siebenmalige Weltmeister Michael Schumacher ist, hatte er seinen Vertrag mit den Stuttgartern voriges Jahr langfristig verlängert. Nico Rosberg wollte unbedingt erster Silberpfeil-Sieger der Neuzeit werden.

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