Nico Rosberg gewinnt GP von Monaco:Heimsieg zwischen Häuserschluchten

Lesezeit: 3 min

Strahlender Sieger, beobachtet vom Adel: Nico Rosberg feiert in Monaco, Fürst Albert schaut zu.  (Foto: REUTERS)

Nico Rosberg feiert in seiner Heimatstadt Monte Carlo seinen ersten Sieg in dieser Formel-1-Saison, Sebastian Vettel wird Zweiter. Der Erfolg wird begleitet von einem neuen Reifenstreit: Mercedes hat vor kurzem womöglich regelwidrige Testfahrten mit den neuen Pneus absolviert - die Konkurrenz ist not amused.

Von Michael Neudecker, Monaco

Alle haben sie gewartet, geduldig, so geduldig man bei 160 Stundenkilometern eben sein kann, aber es half dann nichts. Die Autos an der Spitze bildeten eine Hochgeschwindigkeitsprozession, und ganz vorne war und blieb von Anfang an: Nico Rosberg. Prozessionen sind, nun ja, bisweilen langweilig, aber sie prozessieren ja immer zwischen den Hochhäusern von Monaco, und dann waren da ja noch: eine aufgeregte Debatte vor dem Rennen, der Protest zweier Teams, drei Safety-Car-Phasen im Rennen, die ersten drei in dieser Saison, ein Rennabbruch. Langweilig?

Nico Rosberg stand am Sonntag um kurz vor halb fünf als Sieger fest, es war der zweite Sieg seiner Karriere und der erste für Mercedes in dieser Saison. Nico Rosberg ist in Monaco aufgewachsen, "das ist mein Zuhause hier", sagte Rosberg dann auch, "hier zu gewinnen ist etwas sehr, sehr Besonderes". Rosberg aber war schon vor dem Rennen das Thema im Fahrerlager, beziehungsweise: sein Team.

Samstagnacht kam heraus, dass Rosberg und Hamilton am Mittwoch und Donnerstag nach dem Rennen in Barcelona vor zwei Wochen Reifentests für Hersteller Pirelli absolvierten, sie fuhren rund 1000 Kilometer in Barcelona. Regelkonform? Regelwidrig? Geheimtest? Es gab am Sonntagvormittag nur ein Thema in Monaco.

"Wir haben unsere Motorhomes und die Boxeneinrichtung nach dem Rennen in Barcelona stehengelassen, jeder konnte das sehen", sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. "Unabhängig davon, wie das schöngeredet wird: Das sind Testfahrten", sagte Red-Bull-Teamchef Christian Horner. Red Bull und Ferrari kündigten einen offiziellen Protest bei der Fia an.

Nach dem Reglement sind Testfahrten während der Saison untersagt, offenbar aber gibt es auch einen Vertrag zwischen Pirelli und dem Weltverband Fia, der den Italienern erlaubt, während der Saison mit jedem Team einmal eine Testfahrt mit bis zu 1000 Kilometern zu absolvieren.

Dass der Reifenbauer zur Entwicklung lediglich ein drei Jahre altes Auto von Lotus zur Verfügung hat, auch das ist ja Teil der seit langem geführten Reifendiskussion, und in Barcelona entschloss sich Pirelli, einen Test mit einem aktuellen Wagen durchzuführen. Und zwar mit dem Team, das die Reifen bislang am heftigsten verschliss.

Hamilton und Rosberg bekamen unmarkierte Reifen aufgezogen, zum einen offenbar die Reifen für 2014, zum anderen aber auch die Reifen, die ab dem Rennen in Kanada, das zwei Wochen nach Monaco stattfindet, eingesetzt werden sollen. Man habe nur wie erbeten als Testobjekt fungiert, sagen sie dazu bei Mercedes, mit den Daten aus den Tests könne man gar nichts anfangen - die Konkurrenz sieht das aber wohl etwas anders. "Es geht ums Prinzip", sagte Horner noch kurz vor dem Rennen.

Die Diskussionen gingen nach dem Rennen weiter, dazwischen aber lagen zweieinhalb Stunden, in denen einiges passierte, wie üblich in Monaco. Sieben Wägen fielen wegen Unfällen aus, der erste schon nach neun Runden: Der Caterham von Charles Pic begann am Heck zu brennen, Pic hievte sich aus dem Cockpit, der Brand war aber schnell gelöscht.

In Runde 30 dann versagte Ferrari-Pilot Felipe Massa wie schon im Qualifying die Lenkung, er krachte gegen die Seitenbegrenzung, und die Rennjury hatte keine Wahl: Das Safety Car kam zum Einsatz. Das war der Moment, der Lewis Hamilton den Renntag verdarb.

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Hamilton war vom Start weg hinter seinem Teamkollegen Rosberg geblieben, auf den ersten Runden hatte er sogar wie eine Art Puffer zwischen Rosberg und dem Rest des Feldes gewirkt: Hamilton war deutlich langsamer als Rosberg und der Drittplatzierte Sebastian Vettel, so dass Rosberg zunächst einen kleinen Vorsprung herausfahren konnte.

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Nico Rosberg gewinnt vor Sebastian Vettel: Zwei deutsche Fahrer dominieren das spektakuläre Stadtrennen im Fürstentum, das wegen einiger Karambolagen zwischenzeitlich unterbrochen werden muss. Felipe Massa landet im Krankenhaus - Adrian Sutil komplettiert den großen Tag der Deutschen.

Aber es gab da ja noch die Reifenproblematik: Rosberg war auch in den beiden vorangegangenen Rennen von Position eins aus gestartet, wegen der reifenzerstörenden Art seines Wagens aber war er im Rennen stets chancenlos gewesen. In Monaco ist überholen schwierig, das war Rosbergs Chance: Er fuhr langsam, er schonte die Reifen - und blieb trotzdem in Führung.

Die Boxenstopps entscheiden in Monaco meist die Rennen, das war auch diesmal so: Als das Safety Car auf die Strecke kam, holte Mercedes Rosberg an die Box. Hamilton wurde angwiesen, etwas langsamer zu fahren, um dann gleich nach Rosberg zum Reifenwechsel abbiegen zu können - das genügte Vettel und dessen Teamkollege Mark Webber, um zu Hamilton aufzuschließen. Als Rosberg wieder auf die Strecke zurückkehrte, blieb er noch vor Vettel und Webber, für Hamilton aber reichte es nicht mehr.

Das Rennen war da entschieden, es wurde allerdings noch einmal unterbrochen: In Runde 46 gerieten der Marussia von Jules Bianchi und der Williams von Pastor Maldonado aneinander, Maldonado krachte frontal in die Streckenbegrenzung, wegen der Aufräumarbeiten wurde das Feld zum Neustart in die Startaufstellung gebeten. Nach 25 Minuten Pause ging es mit Hilfe des Safety Cars von neuem los, und dann prozessierten sie also ins Ziel, Rosberg, Vettel, Webber und Hamilton.

Nico Rosberg jubelte, aber er war nicht der einzige Gewinner an diesem Tag. Weil Kimi Räikkönen im dichten Verkehr von Sergio Perez touchiert wurde, landete der Finne nur auf Rang zehn, so dass Sebastian Vettel seinen Vorsprung in der WM-Wertung deutlich ausbauen konnte. Er hat nun 107 Punkte, Räikkönen 86. "Nico hat verdient gewonnen", sagte Vettel, und: "Ich bin glücklich mit dem Ergebnis."

© SZ vom 27.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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