Nico Rosberg am Nürburgring:Meister der Pole-Position schaut von hinten zu

Formel 1 - GP Deutschland

"Es ist hart": Nico Rosberg, der im Qualifying nur auf den elften Platz kam.

(Foto: dpa)

Eigentlich rechneten die Zuschauer beim Grand Prix von Deutschland mit einem Duell zwischen Sebastian Vettel und Nico Rosberg. Doch nach einem fatalen Fehler muss der Mercedes-Pilot von weit hinten starten. Einen Vorteil bringt Rosberg das verkorkste Qualifying dennoch.

Von Lisa Sonnabend, Nürburgring

Die Baseballkappe hat Nico Rosberg tief ins Gesicht gezogen, der Blick geht ins Leere, immer wieder nestelt der Mercedes-Fahrer mit den Fingern an der Lippe. Zwei Stunden ist es bereits her, dass der Deutsche nach einem fatalen Fehler seines Teams beim Rennen um die Pole Position frühzeitig ausschied. Doch Rosberg ist noch immer bitter enttäuscht. "Es ist hart", sagt er am Samstagnachmittag im Motorhome von Mercedes, die Stimme ist leise. "Ich hätte vorne mit dabei sein können. Aber so ist der Sport."

Dabei hatte das Wochenende am Nürburgring für den 28-Jährigen so vielversprechend begonnen. Als Sieger von Silverstone war er zum Heimrennen in die Eifel gereist, in der Auftaktpressekonferenz gab er sogar selbstbewusst eine Kampfansage an den neben ihm sitzenden Sebastian Vettel ab. "Ich will Sebastian von Rennen zu Rennen ärgern", meinte er. Die Journalisten drängten sich um ihn, als wäre er der amtierende Weltmeister - und nicht sein deutscher Kollege.

Doch dann dieser fatale Fehler. Früh war Rosberg im Qualifying im zweiten Durchgang auf die Strecke gegangen. Er drehte ein Paar Runden, die Zeiten waren schnell und nur Teamkollege Lewis Hamilton vor ihm, so dass man am Kommandostand entschied, ihn wieder in der Garage zu parken und die Reifen zu schonen. Die Zeit reicht sicher, so der Gedanke. Doch es kam anders.

Der Kurs wurde immer schneller. Statt Rosberg noch einmal ins Rennen zu schicken, glaubten die Verantwortlichen bei Mercedes weiterhin: Das geht schon gut. Doch immer mehr Fahrer tauchten plötzlich vor Rosberg in der Ergebnisliste auf. Auf der letzten Runde schob sich schließlich auch noch Kimi Räikkönen an ihm vorbei - der Deutsche war nur noch Elfter! Rosberg verpasste den nötigen zehnten Platz, um mitfahren zu können um die Pole Position. In dieser Saison war der 28-Jährige bereits vier Mal von der ersten Stelle gestartet, auch im Training am Nürburging war es für ihn gut gelaufen.

Ein Trost bleibt

Die Pole Position schnappte schließlich Hamilton auf der letzten Runde Sebastian Vettel weg (Rennen um 14 Uhr im Liveticker aus SZ.de). Doch so richtig strahlen kann der Brite nach dem Patzer seines Teams auch nicht. Es wirkt fast so, als sei Rosbergs schlechte Laune ansteckend. Hamilton saß später auf der Pressekonferenz neben Rosberg und blickte betrübt zu seinem Teamkollegen. "Es ist eine Schande, was Nico passiert ist", meinte der Brite. Die Schuld für den Patzer nahm Teamchef Ross Brawn auf sich. "Die Entscheidung lag bei mir, wir hätten heute bessere Arbeit abliefern können", sagte er.

Immerhin ein kleiner Trost bleibt Rosberg nun: Er darf sich beim Rennstart die Reifen aussuchen. Bis auf die Ferrari-Piloten Felipe Massa und Fernando Alonso, die mit den langsameren Medium-Pneus einen siebten und achten Startplatz herausfuhren, müssen alle anderen Fahrer mit weichen Reifen beginnen. Das bedeutet: Diese sind zwar schneller, werden aber bereits nach wenigen Runden an Geschwindigkeit verlieren und die Fahrer zu frühen Boxenstopps zwingen. Dann könnten die Ferrari-Fahrer und Rosberg, falls er auch auf Medium-Reifen beginnt, vorbeiziehen.

Eine ähnliche Strategie verfolgte Vettel im April beim Großen Preis von China, damals ging sie jedoch nicht auf, Vettel wurde am Ende nur Vierter. Ferrari wählte diese Taktik offenbar mit Absicht, Rosberg dagegen wäre lieber aus der ersten Reihe gestartet, was ihm ja fast schon zur Gewohnheit geworden ist und zwei Siege in den letzten drei Rennen eingebracht hat.

"Ich werde mein Bestes geben, im Feld noch nach oben zu klettern", sagte Rosberg. "Aber es wird nicht leicht." Das klang eher resigniert als optimistisch. Und wieder wirkte Rosberg ansteckend auf seinen Teamkollegen. Denn Hamilton meinte trotz Pole Position ungewohnt zurückhaltend: "Ich werde versuchen, Red Bull hinter mir zu halten. Ich denke, es ist nicht unmöglich, aber schwierig."

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