NHL-Profi Christoph Schubert:"900.000 Dollar sind in Ordnung"

Der deutsche NHL-Profi Christoph Schubert spricht vor dem Beginn der Vorbereitungsphase über Boxkämpfe auf dem Eis, seine neue Villa und Leberkäse.

M. Neudecker

Der Münchner Eishockey-Profi Christoph Schubert, 26, wurde 2001 mit den München Barons Zweiter der Deutschen Meisterschaft. Ein Jahr später wechselte er zu den Ottawa Senators in die USA. Er arbeitete sich über ein Farmteam hoch und ist seit 2005/06 Stammspieler in der NHL. Den Sommer hat er wie immer zum großen Teil in München verbracht. An diesem Donnerstag fliegt er zurück nach Ottawa.

NHL-Profi Christoph Schubert: Harter Schlagschuss, 189 Checks pro Saison: Christoph Schubert hat sich in der NHL etabliert.

Harter Schlagschuss, 189 Checks pro Saison: Christoph Schubert hat sich in der NHL etabliert.

(Foto: Foto: Getty)

SZ: Wie war's im Urlaub, Herr Schubert? Sie haben auch eine Mittelmeer-Kreuzfahrt gemacht.

Schubert: Ja, eine Woche, plus zwei Tage Rom. War ganz nett, mal was Neues, ich war noch nie auf einer Kreuzfahrt.

SZ: Sie sollen extra ein Schiff mit Kraftraum gebucht haben.

Schubert: Ja, das war schon ein Punkt, den ich haben wollte. Ich wollte ja trainieren. Meine Eltern haben das Schiff gekannt, mein Vater hat gesagt: Da ist ein riesen Kraftraum drauf, da kannst dich austoben. Das habe ich dann gemacht.

SZ: Wie viel Stunden am Tag haben Sie in München trainiert?

Schubert: Vielleicht so drei Stunden. Aber Samstag und Sonntag war frei. Man muss sich ja auch erholen. In der Früh bin ich zum Krafttraining gegangen, manchmal auch abends, dann zum laufen, manchmal zum Fußball spielen, und zweimal die Woche aufs Eis, mit den Straubing Tigers, oder mit Ingolstadt, oder auch mit dem EHC München.

SZ: Sind die Zweitliga-Spieler des EHC nicht deutlich unter Ihrem Niveau?

Schubert: Ach, das ist egal. Es geht ja nur darum, ein bisschen die Scheibe rumzuhauen, Pässe spielen, locker reinkommen. Da ist es wurscht, wenn auch mal einer aus der Landesliga da ist.

SZ: Sind Sie noch Vereinsmitglied beim EHC?

Schubert: Ja, das ist für mich eine Selbstverständlichkeit. Die lassen mich immer mittrainieren, es gibt nie Probleme. Außerdem interessiert mich ja, was in München passiert.

SZ: Sie haben vorher gesagt, dass Sie auch Fußball spielen . . .

Schubert: Ja, mit meinen Jungs, einmal die Woche auf dem Kleinfeld. Wenn man 16 Jahre lang im Fußballverein gespielt hat, lässt einen das nicht los.

SZ: 16 Jahre?

Schubert: Ich war sogar mal in der Bayernauswahl. Ich habe beim SC Bogenhausen angefangen, dann bin ich zu Gartenstadt Trudering gegangen, und dann musste ich mich entscheiden: FC Bayern, 1860 oder Eishockey beim EHC Klostersee in Grafing. Da habe ich mich fürs Eishockey entschieden.

SZ: Wie alt waren Sie da?

Schubert: Zwölf, glaube ich. Aber fragen Sie mich nicht, warum.

SZ: Okay: Warum?

Schubert: Ich weiß nicht, das war aus dem Bauch raus. Mein Vater hat damals gesagt: Bua, setz' di her, des musst jetzt du wissen. Dann habe ich gesagt: Eishockey. Ich kann nicht erklären, warum.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, wie es um Schuberts Begeisterung für Fussball steht und wie er in Ottawa lebt.

"900.000 Dollar sind in Ordnung"

SZ: Welche Position haben Sie im Fußball gespielt?

Schubert: Mittelfeld. Zentral. Ich war nicht schlecht! Auch wenn man jetzt davon nimmer viel sieht (lacht). . . Ach was, ich kann's schon noch.

SZ: Ihre Kleinfeldmannschaft soll mit Red-Bull-Salzburg-Trikots auflaufen.

Schubert: Wir haben gewechselt, jetzt haben wir Chelsea. Wir haben uns kaufen lassen. Abramowitsch hat bei mir angerufen - ha, nein. Wir haben einen neuen Satz gebraucht, da haben wir halt Chelsea genommen, und bei jedem den Spitznamen hinten drauf gedruckt.

SZ: Was steht bei Ihnen drauf?

Schubert: Das ist ein Geheimnis. Das darf nicht jeder lesen. Soll ich mal die gesamte Truppe aufzählen?

SZ: Bitte.

Schubert: Also: Im Tor: Carlos Vogel (DEB-Marketing-Leiter, d.Red.), linkes Mittelfeld: Patrik Vogl (früher ERC Ingolstadt und EHC München, jetzt Innsbruck), Mitte: ich. Rechts: Basti Schwele (früher EHC, jetzt Pfaffenhofen/Bayernliga). Sturm: Philipp "Pippo" Spindler (früher München, jetzt Pfaffenhofen).

SZ: Haben Sie einen Lieblingsverein?

Schubert: Die Löwen, ganz klar. Ich freu mich, wenn die Bayern Meister werden, aber im Herzen bin ich ein Blauer.

SZ: Haben Sie mit Spielern von 1860 Kontakt?

Schubert: Nein, aber ich bin mit Berkant Göktan in die gleiche Klasse gegangen. Eigentlich wollt ich mal zum Training raus, aber bis jetzt hab' ich's nie geschafft. Das nehme ich mir jetzt mal vor.

SZ: Wie war Berkant Göktan so als Klassenkamerad?

Schubert: Gut! Wir haben dann auch gegeneinander gespielt, er bei Bayern, ich bei Bogenhausen. Ein super Kerl.

SZ: Haben Sie noch Freunde aus Fußballerzeiten?

Schubert: Den Mölzl Patrick (FC Augsburg, zweite Liga, d. Red.), ja, den seh ich ab und zu. Mit dem habe ich bei Gartenstadt Trudering gespielt.

SZ: Sie haben letztes Jahr im Sommer hier noch mit Patrik Vogl zusammengewohnt. Heuer auch wieder?

Schubert: Wir wollten, aber das wurde ein bisschen verschlampt. Nächstes Jahr wieder. WG ist was lustiges.

SZ: Wie ist da die Aufgabenteilung? Wer putzt das Bad?

Schubert: Meine Freundin (lacht).

SZ: Kann Katie, Ihre Freundin, eigentlich Deutsch? Nicht, dass Sie jetzt Ärger kriegen . . .

Schubert: Nein, nein, außerdem ist sie schon wieder drüben, in Ottawa.

SZ: Wohnen Sie in Ottawa immer noch in Ihrer Doppelhaushälfte?

Schubert: Nein, ich habe mir im Februar ein Haus gekauft, in einem Viertel, wo auch das Stadion ist. So ein richtiges nordamerikanisches Holzhaus, ein Traumhaus. Ich habe lange gesucht, aber das hat mir gleich gefallen. Und es wohnen ein paar Spieler in der Nähe - allerdings habe ich rausgefunden, dass auch der neue Trainer die Straße runter wohnt. Toll, ganz toll. Dann könnten wir gemeinsam zum Training fahren. Spitze.

SZ: Darf man den Preis erfahren?

Schubert: Nein. Sagen wir mal so: War nicht gerade billig.

SZ: Und die Größe?

Schubert: Darf man eigentlich auch nicht offen sagen. 600 Quadratmeter.

SZ: Und was ist mit der Glasvitrine, die Sie in der Doppelhaushälfte aufgestellt hatten? Die mit dem Puck von Ihrem ersten NHL-Tor?

Schubert: Die nimmt man überall mit hin, so was gibt man nicht her. Die steht jetzt in meinem Büro.

SZ: Vermissen Sie eigentlich Ottawa, wenn Sie im Sommer in München sind?

Schubert: Heuer ist es ein bisschen anders, weil ich ja das Haus gekauft habe und wir vieles umgebaut haben, das ich noch gar nicht gesehen habe. Aber dass ich sage: Ich muss unbedingt wieder rüber - nein, das ist überhaupt nicht so. Dafür ist München zu schön.

SZ: Andersrum: Haben Sie manchmal Heimweh in Ottawa?

Schubert: Man gewöhnt sich dran. Ab und zu vermisse ich die Küche von der Mama, überhaupt die bayerische Küche. Leberkässemmel, so was gibt's da nicht. Das schmerzt schon.

Lesen Sie auf der nächsten Seite von Schuberts Gehalt, seinem harten Schlagschuss und seinen Meisterschaftsträumen.

"900.000 Dollar sind in Ordnung"

SZ: Sie verdienen 900000 Dollar pro Saison. Als Sie den Vertrag vergangene Spielzeit abgeschlossen haben, hieß es, Sie hätten sich schlecht verkauft. Mit Ihren Qualitäten könnten Sie fast das Doppelte verdienen.

Schubert: Für mich sind 900000 Dollar in Ordnung. Natürlich schaut jeder aufs Geld. Aber ich bin zufrieden, jetzt habe ich noch zwei Jahre Vertrag, und dann schaun mer mal.

SZ: Vergangene Saison waren Sie einer von nur fünf Spielern in der NHL, die Stürmer und Verteidiger gespielt haben. Das spricht für Sie.

Schubert: Ja, ist doch ganz okay, würde ich sagen. Jetzt darf ich aber endlich durchgehend Verteidiger spielen. Das wollte ich immer. Ich habe zum General Manager gesagt: Bitte, tu mir einen Gefallen, gib mir eine Chance, länger mal Verteidiger zu spielen. Da hat er gesagt: Okay, hast Recht.

SZ: Sie sollen den härtesten Schlagschuss im Team haben.

Schubert: Nein! Letztes Mal war ich nur Zweiter! Mike Fisher hat eine Kanone rausgehauen, die war unglaublich, drei km/h mehr als ich, 173 hatte er, glaube ich. Beim schnellsten Läufer bin ich vor zwei Jahren Zweiter geworden, dieses Mal nur Dritter. Verdammt.

SZ: Eine Ihrer Stärken ist Ihre körperliche Robustheit: Sie hatten vergangene Saison 189 Checks, damit waren Sie in den Top zwanzig in der Liga. . .

Schubert: . . . fünfzehn. Aber es ist nicht so, dass ich nach dem Spiel auf dem Spielberichtsbogen nachschaue, wie viele Checks ich hatte. Es gibt aber solche: Die werden dann sauer, wenn da statt sechs nur vier steht. Aber zu den Checks: Die gehören zu meiner Spielweise dazu.

SZ: Bei Fights, Boxkämpfen, die in der NHL zum Spiel dazugehören, sind Sie eher zurückhaltend - einen aber gab es vergangene Saison.

Schubert: Oh ja. Gegen Chris Gratton, damals Florida. Ganz ehrlich: Ich bin keiner, der boxt. Aber der hat mich gepackt, puh, hat der mich gepackt. Ich glaub', ich hab mich ganz wacker geschlagen.

SZ: Was ist Ihr Ziel für die kommende Spielzeit?

Schubert: Verteidiger zu bleiben, die ganze Saison. Und dass die sagen: Auf den Schubi ist Verlass.

SZ: Und der Stanley Cup?

Schubert: Der kommt schon noch nach München. Wenn wir ihn gewinnen, darf ja jeder den Cup 24 Stunden behalten.

SZ: Was würden Sie dann machen?

Schubert: Der Schloder Alois (ehemaliger Sportamtsleiter der Stadt Landshut, d.Red.) hat schon gesagt, er sperrt dann zum ersten Mal seit Jahrzehnten den Rathausbalkon in Landshut auf. Dann muss ich noch nach Straubing fahren, zu meinen Eltern. Und natürlich zum Ude. Da leih ich mir dann 'nen Ferrari aus, ich darf ja keine Zeit verlieren.

SZ: Vor zwei Jahren waren Sie ja nah dran, da hat Ottawa erst im Finale gegen Anaheim verloren.

Schubert: Ja, und da war hier schon alles geplant. Aber das klappt schon noch.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: