NFL-Quarterback Peyton Manning:Trauriger König der Fehlpässe

Peyton Manning

Nicht wenige Kritiker Mannings glauben, dass er seine Karriere besser beenden sollte.

(Foto: AP)
  • Peyton Manning schreibt NFL-Geschichte.
  • Dem Quarterback ist derzeit jedoch nicht nach Feiern zumute.
  • Seine Leistungen bei den Denver Broncos sind schwach, ihm macht das Alter zu schaffen.

Von Jürgen Schmieder

Einen Rekord aufzustellen, ist meist eine schöne Sache. Aber manchmal kann es einem Athleten auch passieren, dass er sich nach dem Erreichen einer Bestmarke schrecklich fühlt.

Wie Peyton Manning am Sonntag: Dem Spielmacher der Denver Broncos gelang bei der Partie gegen die Kansas City Chiefs ein kurzes Zuspiel auf Ronnie Hillman, er übertraf damit Brett Favre in der Liste der Quarterbacks mit dem meisten Raumgewinn: In 18 Profijahren hat Manning nun 71 871 Yards erreicht.

Dennoch saß er später enttäuscht in der Umkleidekabine - nicht wegen des Rekords, sondern weil das Zuspiel auf Hillman einer von nur fünf Pässen war, die auch einen Mitspieler erreicht hatten. Elf landeten irgendwo auf dem Rasen, vier wurden vom Gegner abgefangen. Die für Spielmacher prägende Statistik Quarterback Rating (QBR) zeigte für Manning den Wert "0,0" an, erstmals in seiner Karriere. Die Broncos verloren nicht nur 13:29, Manning wurde auch während des dritten Viertels von Trainer Gary Kubiak auf die Ersatzbank beordert.

"Vielleicht hätte ich nicht spielen sollen"

"Ich habe schlecht gespielt, von der ersten Angriffsserie an. Ich habe nie meinen Rhythmus gefunden und meiner Mannschaft damit geschadet", sagte Manning, der unter der Woche wegen einer Fußverletzung nur reduziert trainiert hatte: "Vielleicht hätte ich nicht spielen sollen, aber ich werde meine Leistung nicht auf die Verletzung schieben. Ich habe einige schlimme Entscheidungen getroffen, und einige meiner Pässe waren einfach nur schlecht."

Mannings Leistung sorgt für Spekulationen, ob der 39-Jährige nicht besser die Karriere beenden sollte. Nicht wenige sind der Meinung, dass Manning den idealen Augenblick dafür verpasst hat. Vor wenigen Wochen stellte der nicht gerade mit hoher Grundschnelligkeit gesegnete Dirk Nowitzki im Internet die Frage, ob er bei einem 40-Yard-Wettlauf eine Chance gegen Manning hätte - ein Ulk, gewiss, doch beinhaltet er eine ernste Botschaft an Manning: Jemand, der jeden Sonntag heranstürmenden Kolossen ausweichen oder vor ihnen weglaufen soll, könnte ein Sprintduell gegen einen nur zwei Jahre jüngeren und 2,13 Meter großen Basketballspieler verlieren.

In der Kategorie Fehlpässe ist er einsame Spitze

Manning erlebt eine schreckliche Spielzeit, auch wenn die Broncos sieben von neun Partien gewannen und gute Chancen auf das Erreichen der Playoff-Runde haben. Sein QBR beträgt 67,6, der mit Abstand schlechteste Wert seiner Karriere; er liegt damit auf dem letzten Platz unter den Stammspielmachern. Er führt nur in der Kategorie Fehlpässe zu Gegenspielern - mit großem Vorsprung: Manning leistete sich 17 Interceptions, auf dem zweiten Platz liegt Andrew Luck (zwölf), der ihn 2012 als Quarterback bei den Indianapolis Colts abgelöst hatte.

"Weiterhin unser Quarterback"

Manning bewegt sich langsam, er wirft unpräzise und wird immer wieder von Blessuren geplagt. Auffällig ist auch, dass er ungedeckte Mitspieler übersieht und fragwürdige Entscheidungen trifft wie jene am Sonntag, trotz einer Fußverletzung und eines 39 Jahre alten Wurfarmes immer wieder lange Pässe zu versuchen. Kubiak sagte deshalb nach der Partie: "Ich hätte ihn wahrscheinlich nicht spielen lassen sollen. Ich habe ihn ausgewechselt, weil ich mir Sorgen um ihn gemacht habe und ihn schützen wollte. Wenn er gesund ist, dann ist er weiterhin unser Quarterback."

Die Broncos spielen am kommenden Wochenende gegen die erstarkten Chicago Bears; die werden von John Fox betreut, in den vergangenen vier Jahren noch Trainer in Denver. Danach kommt es zum Duell mit den New England Patriots und deren Spielmacher Tom Brady. Der ist auch schon 38, hat sein Team an diesem Wochenende jedoch mit einer Angriffsserie am Ende der Partie zum neunten Sieg im neunten Spiel geführt. Bradys QBR: 111,1. Kurzfristig sind das keine guten Aussichten für Manning. Das Wunderbare an seinem Rekord ist jedoch: So schnell dürfte ihn niemand brechen. Irgendwann wird sich Manning darüber freuen.

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