Neuer Teamkollege für Sebastian Vettel:Speed-Dating mit Unbekannten

Sebastian Vettel Kimi Räikkönen Formel 1 Red Bull

Verstehen sich gut: Kimi Räikkönen (links) und Sebastian Vettel.

(Foto: Getty Images)

Kimi Räikkönen? Jean-Éric Vergne? Oder doch Sébastien Buemi? Die Frage, wer im kommenden Jahr neben Weltmeister Sebastian Vettel fahren darf, beschwört einen Machtkampf bei Red Bull herauf.

Von Elmar Brümmer, Silverstone

Elf Mal, wenn alles normal läuft, wird Mark Webber noch für Red Bull Racing im Rennen unterwegs sein. Dann macht der Australier den Platz an der Seite von Sebastian Vettel frei. Seit das vor dem Großen Preis von Großbritannien offiziell gemacht wurde, hat das Speed-Dating begonnen: Neue Nummer zwei gesucht! Webber, der künftig für Porsche Sportwagenrennen bestreiten wird, sagt über die Nachfolge-Regelung: "Ich werde das mit Interesse verfolgen."

Der 36-Jährige, der nicht unbedingt im Guten geht, grinst bei dem Satz breit. Wohl, weil er ahnt, dass die Auswahl für das Champions-Team nicht unbedingt so groß ist, wie sie auf den ersten Blick erscheint.

Die Personalie könnte sich zu einem Machtkampf in der Rennstallführung auswachsen. Helmut Marko, der Mittelsmann zu Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz, präferiert einen Zögling aus der hauseigenen Nachwuchsförderung, aus der Sebastian Vettel den Sprung schaffte: "Wir haben aus dem eigenen Pool genügend tolle Fahrer", sagt Marko, der das Talente-Programm verantwortet, in dem aktuell der Australier Daniel Ricciardo, 23, und der Franzose Jean-Éric Vergne, 23, die beiden Perspektiv-Plätze im Farmteam Toro Rosso besetzen.

Teamchef Christian Horner ist dagegen eher ein Anhänger der Nummer-Sicher-Lösung: Der Brite will einen erfahrenen Mann. Mit einem Satz hat er alle Ambitionen des langjährigen Testfahrers Sébastien Buemi vom Tisch gewischt. "Es wäre ja dumm, einen Fahrer wie Kimi Räikkönen zu ignorieren", sagt Horner, "bei den Junioren gibt es keine Vorgabe, dass sie automatisch ein Red-Bull-Cockpit bekommen müssen. Grundsätzlich stellt sich die Frage, ob einer wirklich bereit ist. Sebastian (Vettel; Anm. d. Red.) will gefordert sein."

Ein kniffliges Strategiespiel tut sich auf: Bis Spätsommer soll es entschieden sein. Früher wäre allerdings besser. Das würde die Situation beruhigen. Sebastian Vettel warnt bereits: "Es darf intern keine Unruhe ausbrechen." Der 25-Jährige wird vielleicht nicht das letzte Wort bei der Partnerwahl haben, aber ein gewichtiges.

Risiko für Vettel

Kandidat Nummer eins auf Red-Bull-Wagen Nummer zwei ist Kimi Räikkönen, dessen Vertrag bei Lotus ausläuft. Sein derzeitiger Teamchef Eric Boullier hat als einzigen Trumpf eine Wohlfühl-Atmosphäre zu bieten: "Kimi weiß, was er an uns hat, und worauf er sich einlässt." Boullier vermutet, dass das vielleicht sogar ein stärkeres Argument sein könnte als ein paar Millionen mehr. Der Finne, von der österreichischen Sportwoche "Wodka-Buddhist" getauft, möchte neben einem schnellen Auto nur eins: seine Ruhe.

Räikkönen hat noch eine Option: einfach aufhören. Doch dagegen spricht der Rennfahrer-Ehrgeiz. "Er allein entscheidet. Red Bull will Kimi - und wir wollen Kimi auch. Er muss wissen, was er will und was das Beste für ihn ist", sagt Boullier. Horners Plädoyer, zufälligerweise in der gleichen öffentlichen Talkrunde gehalten, liest sich so: "Letztlich geht es den Fahrern immer um das Material, das sie bekommen. Das ist bei Kimi bestimmt genauso wie bei allen anderen."

Das Risiko für Vettel, wenn ein Nachwuchsmann an seiner Seite steht, ist gering. Das für das Team allerdings groß, gerade wenn 2014 ein komplett neues Auto entwickelt werden muss. Eine ausgeglichen starke Fahrerbesetzung wäre, gerade im Vergleich zur Konkurrenz, für den derzeitigen Branchenführer Red Bull besser.

Auf eine solche Paarung setzt Mercedes mit der Kombination Nico Rosberg/Lewis Hamilton. Der Antrieb, den sich Weltmeister Vettel von seinem Teamkollegen wünscht, wäre mit seinem Kumpel Räikkönen sicher gegeben. "Wir wollen das wettbewerbfähigste Duo, das wir bekommen können", bekräftigt Horner.

Champions unter sich, das ging allerdings auch nicht immer gut. Alain Prost und Ayrton Senna beharkten sich bei McLaren einst voller Leidenschaft. Auch mit Lewis Hamilton und Jenson Button wurde der Rennstall nicht wirklich glücklich, allerdings aus einem anderen Grund: Die beiden Briten kamen zwar gut miteinander aus, aber ein Titel sprang nicht heraus. Das ist jedoch, Jugendlichkeit und Image hin oder her, die Mindestanforderung bei Red Bull.

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