Neuer Schalke-Trainer Breitenreiter:Gewagter Handschlag auf Mallorca

FC Kaiserslautern - SC Paderborn

Erhält beim FC Schalke einen Vertrag bis zum 30. Juni 2017: André Breitenreiter, 41, bisher SC Paderborn.

(Foto: Uwe Anspach/dpa)
  • André Breitenreiter fasst einen gewagten Entschluss und übernimmt ein Team, an dem viele vor ihm gescheitert sind.
  • Schalke freut sich auf den "mutigen" Trainer.
  • Der Klub erteilt Marc Wilmots eine Absage. Der spricht von einem "schlechten Witz" - und auch in Paderborn ist man irritiert.

Von Sebastian Fischer

Als André Breitenreiter sich entschieden hat, Fußballtrainer zu werden, war das ein gewagter Entschluss. Die Mannschaft, die er im Jahr 2010 übernahm, war am Boden, ihre Perspektive war düster, sie brauchte einen Retter. André Breitenreiter, 41, war damals ihr Retter: Die F-Jugend des TuS Altwarmbüchen war kurz darauf Meister.

Knapp fünf Jahre später hat Breitenreiter wieder einen gewagten Entschluss gefasst. Er wird eine Aufgabe übernehmen, an der viele Trainer vor ihm gescheitert sind. Breitenreiter, vor einem Jahr mit dem SC Paderborn in die Bundesliga aufgestiegen und nach einer aufsehenerregenden Saison als einer der begehrtesten Trainer Deutschlands wieder abgestiegen, wird, wie der Klub am Freitagnachmittag mitteilte, neuer Trainer beim FC Schalke 04. Und dort auch eine Art Retter.

Breitenreiter folgt auf Roberto Di Matteo, von dem sich die Schalker getrennt hatten, nachdem sie in dieser Saison ihre Ziele deutlich verfehlt und am Ende der Spielzeit mit erschreckend leblosen Vorstellungen beinahe die Qualifikation für den Europapokal verspielt hatten. Breitenreiter soll die Ansammlung talentierter Fußballer zum Leben erwecken. Er habe in Paderborn bewiesen, sagte Manager Horst Heldt, "dass er Talente weiterentwickeln kann und es versteht, eine Mannschaft zu disziplinieren, zu formen und besser zu machen." Eigenschaften, die sie auf Schalke zuletzt vermissten.

Heldt stand zuletzt selbst in der Kritik. Immerhin hat er die Mannschaft zusammengestellt und ihr den am Ende ratlosen Di Matteo vorgesetzt, er ist seit Wochen auf fieberhafter Suche nach einem Nachfolger gewesen. Das Argument von Nationalspieler Sami Khedira, er habe ob der chaotischen Zustände in Gelsenkirchen von einem Wechsel abgesehen, schien auch Trainer abzuschrecken. Markus Weinzierl vom FC Augsburg, der Schalker Wunschkandidat, nannte allerdings emotionale Gründe ausschlaggebend für seine Entscheidung, in Augsburg zu bleiben.

Breitenreiter erhält einen Kontrakt bis zum 30. Juni 2017, Schalke nutzte wohl eine Ausstiegsklausel in seinem alten Vertrag, der bis 2016 gültig war. "André Breitenreiter hat alle Verantwortlichen umfassend überzeugt, dass er der Richtige für unsere Ziele ist. Er ist ein junger, mutiger Trainer, der keine Angst vor unbequemen Entscheidungen hat", lobte Heldt. Er reiste offenbar nach Mallorca, um mit Breitenreiter letzte Details zu klären. Ein Foto, das Schalke am Freitag veröffentlichte, zeigt die beiden beim Handschlag, Breitenreiter schaut stolz. Heldt schaut nur erleichtert.

Wilmots ärgert sich

Bis zuletzt galt der belgische Nationaltrainer Marc Wilmots als Favorit, er soll jedoch vier Millionen Euro pro Jahr gefordert haben, zudem hätte er zwei Millionen Euro Ablöse gekostet - er war Schalke am Ende wohl zu teuer. Wilmots war dann der nächste, der die Schalker Zustände kritisierte - nachdem ihn am Freitag eine Absage erreichte, kurz bevor er mit den Belgiern am Freitagabend sowohl das Spiel (0:1) als auch die Tabellenführung der EM-Qualifikationsgruppe B an Wales verlor.

"Die Art und Weise, wie das alles gelaufen ist, das ist nicht Schalke. Das ist eher bedenklich", sagte er dem kicker. Schalke hätte ja ihn gefragt, und nicht umgekehrt. Nun von einer Absage zu sprechen, das sei "ein schlechter Witz". Er sei ohnehin vom Schalker Konzept nicht überzeugt gewesen.

Breitenreiter war das schon. In Paderborn wollten sie unbedingt mit ihm weitermachen. "Ich kann die Entwicklung nicht nachvollziehen. Ich habe seit 14 Tagen keinen Kontakt mehr zu André Breitenreiter. Es ist uns nicht gelungen, einen Gesprächstermin mit ihm zu vereinbaren", sagte Präsident Wilfried Finke dem Fernsehsender Sky. Breitenreiter selbst teilte nur mit, er habe in Paderborn "eine wunderschöne und erfolgreiche Zeit mit tollen Mitstreitern, einer erstklassigen Mannschaft und herausragenden Fans erlebt". Der Zweitligist will am Montag schon den neuen Trainers vorstellen, der noch bei einem andere Klub unter Vertrag steht.

Die Zuschauer auf Schalke waren am Ende längst nicht mehr Fans des Trainers Di Matteo. Beim letzten Heimspiel applaudierten sie dem Gästetrainer, als hätten sie etwas geahnt. Der Gegner hieß Paderborn, der Trainer André Breitenreiter.

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