Nachfolger von Theo Zwanziger:Wolfgang Niersbach wird neuer DFB-Präsident

Die Nachfolge für Theo Zwanziger, den scheidenden Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes, ist geklärt. Das Präsidium des DFB und die Vertreter der fünf Regionalverbände haben sich darauf geeinigt, den bisherigen Generalsekretär, Wolfgang Niersbach, als einzigen Kandidaten zu nominieren. Eine Niederlage für den Amtsinhaber und dessen Favoriten Erwin Staudt.

Wolfgang Niersbach soll Nachfolger von Theo Zwanziger als Präsident des Deutschen Fußball-Bundes werden. Das Präsidium und die fünf Vertreter der Regionalverbände einigten sich am Mittwoch in Frankfurt am Main auf den bisherigen Generalsekretär als einzigen Kandidaten.

DFB Counsel Meets To Find  Successor Of President Zwanziger.

Theo Zwanziger (links) und sein Nachfolger: Wolfgang Niersbach

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Der 61-Jährige gab nach tagelangem Schweigen seine Zusage. Zwanziger will sein Amt im Oktober 2012 vorzeitig zur Verfügung stellen, Niersbach muss noch von einem außerordentlichen DFB-Bundestag gewählt werden, das gilt allerdings jetzt nur noch als Formsache.

"Ja, ich traue es mir zu! Ich bin bereit", sagte Niersbach. "Es sind viele positive Signale ausgesandt worden, die mich bewogen haben, zuzustimmen. Das war sicher nicht mein Ziel, nicht meine Lebensplanung - aber das war es auch nicht, als ich Generalsekretär wurde. Schließlich bin ich einst als Journalist zum DFB gekommen. Das ist jetzt ein gewaltiger Schritt für mich, dem ich mit Riesenrespekt entgegensehe."

Zwanziger hatte zuvor bereits erklärt. "Ich bin sehr froh, dass sich Wolfgang Niersbach nach intensiver Überlegung bereiterklärt hat, im Oktober 2012 meine Nachfolge als Präsident des Deutschen Fußball-Bundes anzutreten", sagte er. "Ich habe ihn mir bereits für den Bundestag 2010 als Nachfolger gewünscht. Damals war er dazu noch nicht bereit. Umso mehr freue ich mich heute über seine Zusage. Er erhält meine volle Unterstützung." An Niersbach gerichtet, sagte Zwanziger: "Du wirst das schaffen!"

Zwanziger erklärte, er arbeite seit 20 Jahren freundschaftlich, eng und vertrauensvoll mit Niersbach zusammen. "Ich bin daher überzeugt, dass er den Verband in Zukunft optimal führen und dabei die ehrenamtliche Basis nicht aus den Augen verlieren wird." Niersbach habe am Dienstagabend in einem persönlichen Gespräch seine Zusage gegeben.

Der Noch-Präsident wechselte damit schneller als von ihm selbst gedacht seinen Favoriten. Nach seiner überraschenden Rückzugsankündigung am Freitag hatte Zwanziger noch Erwin Staudt, den früheren IBM-Manager und Präsidenten des VfB Stuttgart, ins Rennen geschickt. Doch der Rest der DFB-Spitze dürfte ihm schnell und deutlich klargemacht haben, dass allein Niersbach für die Nachfolge in Frage kommt. Und da Zwanziger seine Ämter in Uefa und Fifa behalten will, benötigt er künftig den Beistand des DFB.

Staudt selbst zog seine Kandidatur sogleich zurück. "Das ist okay so", sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Er hatte schon zuvor angekündigt, nicht gegen den amtierenden DFB-Generalsekretär Niersbach kandidieren zu wollen. "Er ist kompetent und hat die Erfahrung und dann steht meine Kandidatur nicht zur Diskussion." Niersach sollt nun im Sinne von Theo Zwanziger das Amt weiterführen. "Das heißt, eine Brücke bauen vom bezahltem Fußball zur Jugend- und Amateurarbeit."

Journalist, Pressechef, Motor des DFB

Niersbach kann auf Unterstützung der Basis zählen. "Er kann sicher sein, dass er uns alle als loyale Partner aus dem Amateurbereich an seiner Seite hat", sagte Hermann Korfmacher, der 1. Vizepräsident Amateure: "Er wird mit breiter Brust in das Amt gehen können."

Die Suche nach einem neuen Präsidenten war nötig geworden, weil der bis 2013 gewählte Amtsinhaber am Freitag seine vorzeitige Demission angekündigt hatte. Zwanziger machte sich für den früheren VfB-Präsidenten Erwin Staudt aus Stuttgart als Nachfolger stark, konnte sich aber nicht durchsetzen. Staudt verzichtete daraufhin auf eine Kandidatur. Der von Zwanziger für den Herbst angekündigte Wechsel könnte schon im März vollzogen werden. Favorit für die Nachfolger Niersbachs als Generalsekretär wird Helmut Sandrock, Direktor Spielbetrieb beim DFB, gehandelt.

Für Niersbach stimmte auch die oberste deutsche Fußball-Instanz, Franz Beckenbauer: "Er ist in meinen Augen der Beste", sagte er, als Niersbach am vergangenen Wochenende erstmals als möglicher Nachfolger von DFB-Präsident Theo Zwanziger gehandelt worden war. Beckenbauer und Niersbach sind befreundet.

Der 61 Jahre alte Generalsekretär des Deutschen Fußball-Bundes gilt als Motor des größten Sportfachverbandes der Welt, genießt auch bei Uefa und Fifa enormes Ansehen wie auch bei der Deutschen Fußball Liga (DFL). "Wolfgang ist eine tolle Persönlichkeit und kann Events gestalten wie kaum ein anderer", sagte Zwanziger einmal über seinen höchsten Angestellten, der bis 2016 beim DFB unter Vertrag steht.

Als Beckenbauer mit der Nationalmannschaft 1990 Weltmeister wurde, war Niersbach DFB-Mediendirektor. Und als der "Kaiser" als höchster Repräsentant des WM-Gastgebers 2006 glänzte, wirbelte Niersbach im Hintergrund als geschäftsführender Vizepräsident und Pressechef des Organisationskomitees. Er hat das "Sommermärchen" mit seinen Ideen, seinen Kontakten zu Sponsoren und zum internationalen Fußball maßgeblich geprägt. Im Oktober 2007 wurde der in Nettesheim bei Düsseldorf geborene Manager als Nachfolger von Horst R. Schmidt DFB-Generalsekretär.

Seit 38 Jahren ist Niersbach im Geschäft, angefangen hat er als Sportjournalist. Kaum einer erlebte den Wandel im Fußball so hautnah mit. Wenn er bei der WM 1990 eine Pressekonferenz organisierte, erinnerte er sich einmal, dann wurden ein paar Tische zusammengeschoben: Lothar Matthäus und Andreas Brehme saßen eh noch beim Kaffee.

So ahnt er vermutlich bereits, was an medialer Aufmerksamkeit auf ihn zukommt, wenn er vom DFB-Bundestag als Präsident gewählt werden sollte. Wohlweislich hatte sich der Funktionär in den vergangenen Monaten öffentlich rausgehalten, wenn Zwanziger mal wieder eine Baustelle beackern musste.

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