Neuer Bayern-Spieler Bernat:Ingwer für Guardiola

Juan Bernat

Bernat bei der U20-WM im Trikot der spanischen Nationalmannschaft.

(Foto: AP)

Schnell, ballsicher, klein: Der FC-Bayern-Zugang Juan Bernat ist ein Wunschspieler von Pep Guardiola. Der schnelle Außenverteidiger wird allerdings kaum die letzte Zutat für das Spielrezept des Münchner Trainers gewesen sein.

Von Benedikt Warmbrunn

Es fällt einem nicht schwer, sich Pep Guardiola in der Küche vorzustellen. Sicher wäre er weiter sehr geschmackvoll gekleidet, die Hemdsärmel vielleicht bis zu den Ellbogen hochgekrempelt, sicher hätte er eine Kochschürze an, sie würde seine dezente Eleganz verstärken. Sicher würde Guardiola nur feine Zutaten verwenden. Ein Rezept müsste er nicht ablesen. Er hätte es in seinem Kopf.

Vielleicht ist das mit Pep Guardiola in der Küche eine sehr schwachsinnige Vorstellung. Dass er manchmal wie ein Koch denkt, dagegen nicht. Zum Beispiel in der Stunde seiner bisher größten Niederlage als Trainer des FC Bayern, nach dem 0:4 im Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid. Plötzlich gab es eine Diskussion über Guardiolas System, über seine Vorliebe für den endlosen Ballbesitz. Guardiola gestand einen taktischen "Riesenfehler". Er könne aber auch nur spielen, "was ich fühle". Dann sagte er: "Natürlich müssen wir uns überlegen, ob das mit diesen Spielern das beste Rezept ist." Was eine vornehme Umschreibung dessen war, was Guardiola dachte: dass er neue Spieler braucht.

Erst am Montagnachmittag, zwei Tage vor dem Trainingsauftakt an diesem Mittwoch, hat der FC Bayern einen Einblick gewährt in die Gedanken, die sich der Trainer Guardiola zuletzt über sein Rezept gemacht hat. Es ist ein Einblick, der zeigt, dass dieses Rezept sich nicht allzu sehr verändern wird. Der Einblick, das war die leise Bekanntgabe eines Zugangs: Juan Bernat, 21, Linksverteidiger vom FC Valencia, spanischer U21-Nationalspieler.

Ablöse angeblich bei zehn Millionen Euro

Bernat ist der dritte Zugang des FC Bayern zur neuen Saison, nach Robert Lewandowski (von Borussia Dortmund) und Sebastian Rode (Eintracht Frankfurt). Er ist jedoch der erste Zugang, der nicht ein FC-Bayern-Wunschspieler, sondern ein Pep-Guardiola-Wunschspieler ist.

Anders als die anderen Zugänge war Bernat auch nicht ablösefrei, angeblich soll der FC Bayern knapp zehn Millionen Euro gezahlt haben, was möglicherweise sogar billig war. Bernat soll in seinem Vertrag eine Ausstiegsklausel gehabt haben, sie lag laut spanischen Medien bei 20 Millionen Euro. Was Jan-Christian Dreesen wohl auch meinte, als der Finanzvorstand des FC Bayern sagte, dass er sehr froh sei, "auch mit dem FC Valencia eine sehr gute und schnelle Lösung gefunden zu haben".

Am Dienstag hat sich Bernat in Valencia verabschiedet, am Donnerstag wird er erstmals mit den anderen Nicht-WM-Fahrern trainieren, anschließend wird er vorgestellt. Dann wird sich klären, als welche Zutat Guardiola ihn sieht: als zusätzliche Prise Salz oder als Zutat mit eigener Note, zum Beispiel als ein paar Gramm Ingwer. Bisher spricht viel für die Ingwer-Theorie.

In Valencia vergleichen sie Bernat mit dem spanischen Nationalspieler Jordi Alba, der auch lange für den Verein gespielt hat. Beide sind klein (Bernat mit 172 Zentimetern zwei größer als Alba), schnell, ballsicher. Bernat fehlt noch die taktische Reife, seine Sprints reißen manchmal eher Lücken in die eigene Defensive - aber Pep Guardiola ist nicht entgangen, wie schnell sich der gelernte Linksaußen an seine neue Position angepasst hat. Ballkontrolle, Dribbling, Flanken, in Valencia gilt Bernat als technisch stärker als Alba.

Er könnte in München dem Linksverteidiger David Alaba die eine oder andere Pause ermöglichen. Er könnte ihn aber auch vertreten, falls der Österreicher ins Mittelfeld aufrückt. Was sie nicht ausschließen beim FC Bayern nach einer Saison, in der Franck Ribéry mal verletzt, mal außer Form, nur selten in Spiellaune war. "Bernat ist ein außergewöhnlicher, junger Spieler. Er ist schnell, zweikampfstark, hat einen unglaublichen Zug zum Tor", sagte Sportvorstand Matthias Sammer.

Guardiola hat nun seinen Ingwer. Es wird kaum die letzte neue Zutat in diesem Sommer bleiben. Die anderen kommen aber nicht unbedingt aus der Gewürze-Abteilung.

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