Bayern-Coach Josep Guardiola:Fußballästhet aus Santpedor

Wo er wirkt, ist der Erfolg: Pep Guardiola hat das Gewinnen schon in frühen Tagen gelernt. In Barcelona verehren sie ihn bis heute - auch beim FC Bayern sammelte er Titel. Seine Karriere in Bildern.

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Josep "Pep" Guardiola ist mit dem FC Barcelona verwurzelt wie kaum ein Spieler in der langen Geschichte des stolzen Klubs. Schon in seiner Jugend spielte der Mann aus dem katalanischen Santpedor bei dem spanischen Verein, mit 13 Jahren wurde er in die Jugendakademie "La Masia" aufgenommen. Guardiola spielte zunächst im rechten Mittelfeld, wurde von Coach Johan Cruyff später ins zentrale Mittelfeld beordert. Als 19-Jähriger gab er sein Profi-Debüt, 1992 gewann das Team im Endspiel gegen Sampdoria Genua den damaligen Europapokals der Landesmeister. Die Mannschaft wurde später als "Dreamteam" bezeichnet.

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Der Trainer und sein Ziehsohn: Guardiola konnte unter Johan Cruyff (links) zahlreiche Erfolge feiern. Cruyff erkannte früh Guardiolas Spielverständnis; der junge Spielmacher setzte auf dem Platz um, was Cruyff an der Seitenlinie ausgetüftelt hatte. Insgesamt wurde Guardiola sechsmal spanischer Meister mit dem FC Barcelona.

Portrait of Josep Guardiola

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Ab 1997 wurde Guardiola die Ehre zu teil, mit der Kapitänsbinde über das Feld zu spurten. Guardiola identifizierte sich mit dem Klub, er gab dem Verein nach außen ein Gesicht. 2001, nach 17 Jahren, stand zunächst der Abschied von Barcelona an: Unter Trainer Louis van Gaal musste er das Team verlassen, er wurde nicht mehr gebraucht. Auch Präsident Joan Gaspart stimmte zu. Guardiola war geschockt. Eine offizielle Verabschiedung lehnte er damals ab.

Brescia v PerugiaX

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Für Guardiola ging es zunächst kurze Zeit in Italien bei Brescia Calcio weiter, es folgte eine Zwischenstation beim AS Rom. Bei seiner Rückkehr zu Calcio folgte die bitterste Phase seiner Karriere: Nach Spielen gegen Piacenza und Lazio wurden in Guardiolas Urin Spuren von Nandrolon nachgewiesen. Er wurde mit einer Sperre von vier Monaten belegt, 2005 als erster Spieler überhaupt wegen Dopingvergehen zu einer Haftstrafe (sieben Monaten) verurteilt. Doch Guardiola legte Berufung ein, musste die Strafe nie antreten. Später wurde er von allen Dopingvorwürfen freigesprochen. Zwischenzeitlich zog es ihn noch nach Katar. Seine Karriere als Aktiver beendete Guardiola 2006.

OESTERREICH - SPANIEN ( AUT - ESP )1:3

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Wer so lange bei Barcelona spielte, durfte natürlich auch in der spanischen Nationalmannschaft nicht fehlen. Zwischen 1992 und 2001 absolvierte Guardiola 47 Spiele für die Auswahl, dabei schoss er fünf Tore. Ärgerliche Knieverletzungen verhinderten jeweils die WM-Teilnahmen 1998 und 2002. Große Titel gewann das Team ohne ihn nicht. Die große Zeit des spanischen Teams sollte ohnehin erst noch kommen. Guardiolas einziger Titel mit der Nationalmannschaft war die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen 1992.

Barcelona v Racing Santander - La Liga

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Schon 2007 - sechs Jahre nach seinem missgestimmten Abschied - kehrte Guardiola zum FC Barcelona zurück. Der junge Trainer hatte sich mit seinem Herzensklub versöhnt, als 36-Jähriger übernahm er zunächst die B-Mannschaft. Nur ein Jahr später wurde er, als Nachfolger von Frank Rijkaard, zum Chefcoach berufen. Gleich zu seinem Amtsantritt räumte Guardiola gehörig auf, so wie es damals Louis van Gaal mit ihm gemacht hatte. Der neue Coach ließ unter anderem den brasilianischen Weltfußballer Ronaldinho, Deco und Samuel Eto'o wissen, dass er fortan nicht mehr auf sie setze. Alle drei verließen den Klub.

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Gleich in seinem ersten Jahr als Trainer schaffte Guardiola, was seinen Vorgängern versagt blieb: das Triple aus spanischer Meisterschaft, Pokal und Champions League. Dies war noch nie einem spanischen Team gelungen, die Mannschaft ließ ihn nach dem Finalerfolg in der Champions League erwartungsgemäß hochleben. Auch vom Rest Europas wurde Guardiola aufmerksam beäugt. Wuchs da mit nicht einmal 40 Jahren ein großer Trainer heran?

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Guardiola ließ auch in den Folgejahren nicht nach. Er holte noch zweimal die spanische Meisterschaft sowie 2011 seinen zweiten Champions-League-Erfolg. Guardiola war längst als großer Fachmann anerkannt, das berühmte Kurzpassspiel des FC Barcelona wurde eng mit ihm verknüpft. 2009 und 2011 wurde Guardiola gar zum "Weltrainer des Jahres" ernannt. Seine Verträge verlängerte er stets nur um ein Jahr, in ihm wuchs die Sehnsucht, eine Pause als Trainer einzulegen, sich beruflich zu verändern. Im April 2012 gab er auf einer Pressekonferenz bekannt, dass er Barcelona verlassen werde.

FC Barcelona v RCD Espanyol  - Liga BBVA

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Bei seiner letzen Partie als Trainer im Stadion Camp Nou verabschiedeten sich seine Spieler von ihm. "Trainer bei Barcelona kann man nicht auf Lebenszeit sein", hatte Guardiola gesagt. Auch Lionel Messi, den der Coach zum mehrfachen Weltfußballer geformt hatte, umarmte ihn herzlich. Mit 14 Titeln verabschiedete sich Guardiola als erfolgreichster Trainer der Geschichte vom Verein. Sein Nachfolger wurde sein bisheriger Ko-Trainer Tito Vilanova.

FC Bayern Muenchen - Season Opening

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Eine Veränderung in puncto Arbeits- und Wohnort deutete sich in den Folgemonaten an. Viel wurde spekuliert, Guardiola selbst weilte mit seiner Familie in New York, tat regelmäßig seine Liebe für die Premier League kund. Doch Guardiola entschied sich gegen deutlich besser dotierte Angebote etwa von Chelsea oder ManCity - und für den FC Bayern. Der 42-Jährige unterschrieb, völlig gegen seine Gewohnheit, einen Dreijahres-Vertrag - und fing danach an Deutsch zu pauken. "Er lernt jeden Tag vier Stunden Deutsch, wie ein Irrer", sagte sein Bruder Pere. Schon zu Beginn wollte der Katalane mit seinen Spielern und Journalisten perfekt kommunizieren können.

FC Bayern Muenchen Celebrate Winning The Bundesliga

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Guardiola hatte bei den Bayern kein leichtes Erbe anzutreten. Sein Vorgänger Jupp Heynckes gewann mit den Bayern vor Guardiolas Amtsantritt nämlich noch das Triple aus Meisterschaft, DFB-Pokal und Champions League. Guardiola schien dennoch dort weiterzumachen, wo Heynckes aufgehört hatte. Mit dem Uefa Super Cup und der Fifa-Klub-Weltmeisterschaft sammelte noch im Jahr 2013 die ersten beiden Titel mit den Bayern ein. Die Meisterschaft machte er schon wenig später am 27. Spieltag klar - so früh wie keine andere Mannschaft jemals zuvor. Im DFB-Pokalfinale wurden auch noch die Dortmunder mit 2:0 geschlagen. Alles perfekt also?

Xabi Alonso, FC Bayern München, Real Madrid

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Nicht ganz. Denn Pep scheiterte in seiner ersten Saison im Champions League Halbfinale krachend an Real Madrid. Mit einem 0:4 kassierten die Bayern die höchste Champions-League-Heimniederlage ihrer Geschichte. Es war einer der bittersten Momente in Guardiolas Karriere. Der Trainer gab im Nachhinein zu, in der Aufstellung einen "Riesenfehler" gemacht zu haben, weil er den Madrilenen das komplette Mittelfeld überließ. Doch die Pleite entfachte weiteren Ehrgeiz beim Meistercoach.

Jahresrückblick 2015 - DFB-Pokal Halbfinale

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Guardiolas zweite Saison mit den Bayern endete ähnlich wie die erste. In der Liga eilten die Münchner von Sieg zu Sieg und feierten schon am 30. Spieltag die Meisterschaft. In der Champions League scheiterten die Bayern jedoch im Halbfinale an Barcelona. Auch im DFB-Pokal warschon in der Runde der letzten Vier schluss, als in einem völlig skurrilen Elfmeterschießen gegen Dortmund gleich vier Bayernspieler das Tor nicht trafen und man folglich rausflog.

Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt

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Abseits des Spielfeldes lieferte sich Guardiola in seiner zweiten Saison auch noch einen Machtkampf mit Vereinsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt. Der Trainer machte die Vereinsikone immer wieder dafür verantwortlich, dass Spieler nach Verletzungen nicht wieder schnell genug auf dem Platz stünden. Müller-Wohlfahrt trat schließlich nach einer 1:3 Niederlage im Champions-League-Viertelfinale gegen Porto zurück, weil aus "unerklärlichen Gründen die medzinische Abteilung für die Niederlage hauptverantwortlich gemacht" wurde.

Bayern-Arzt Müller-Wohlfahrt macht Schluss

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Und in dieser Saison? Ist Pep Guardiola mit seinen Bayern in allen drei Wettbewerben auf Kurs. Die Herbstmeisterschaft ist schon wieder eingetütet, in der Champions League stellte man mit 15 Punkten und 19:3 Toren einen neuen Vereinsrekord auf und im DFB-Pokal hat man sich soeben mit einem 1:0 gegen Darmstadt für das Viertelfinale qualifiziert. Aber Guardiola weiß, dass er keiner ist für ein ganzes Trainerleben im selben Klub. In Barcelona verabschiedete er sich nach vier Jahren, bei den Münchnern nach drei - er geht zu Manchester City. Sein letzter großer Wunsch, mit den Bayern die Champions League zu gewinnen, bleibt unerfüllt.

© Süddeutsche.de/jbe
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