Neue Spitze im Deutschen Tennis Bund:Boris Becker will helfen

Die Beziehung zwischen Boris Becker und dem Deutschen Tennis Bund verläuft seit Jahren höchst wechselhaft. Nun soll sich der einst beste deutsche Spieler entschlossen haben, dem kriselnden Verband zu helfen. Auch eine Zusammenarbeit mit dem früheren Davis-Cup-Kapitän Niki Pilic soll bald starten.

Gerald Kleffmann, Bamberg

Am Sonntag schaute der einst erfolgreiche Spieler Boris Becker in Bamberg bei der Davis-Cup-Partie zwischen Deutschland und Argentinien vorbei. An sich wäre der Besuch nicht beachtenswert gewesen, doch wegen der wechselhaften Beziehung, die Becker zum Deutschen Tennis Bund pflegt, muss man seine Visite als Annäherung verstehen.

Former German tennis stars Boris Becker (L) and Charly Steeb watch Florian Mayer of Germany losing against Juan Ignacio Chela of Argentina during their Davis Cup tennis match in Bamberg

Enttäuscht in Bamberg: Boris Becker (links) und Charly Steeb.

(Foto: REUTERS)

"Ja, es wird wohl eine Zusammenarbeit mit Boris geben", bestätigte Carl-Uwe Steeb, der als Vizepräsident Leistungssport zur neuen DTB-Riege zählt, die im November das Kommando im weltgrößten Tennisverband übernommen hat.

In Bamberg wurden mögliche Aufgaben Beckers besprochen. Steeb begrüßt dessen Engagement. "Boris ist eine Lichtgestalt, das ist der Weg, den wir gehen wollen: verdiente Tennisgrößen einzubinden." Auch eine Zusammenarbeit mit dem früheren Davis-Cup-Kapitän Niki Pilic soll bald starten, Pilic wird sich um den Nachwuchs kümmern. Für den früheren Profi Steeb ist das der Auftakt einer Reihe weiterer Maßnahmen, um den DTB in bessere Zeiten zu führen.

92 Tage ist nun die Spitze um Präsident Karl-Georg Altenburg und Geschäftsführer Stephan Brune im Amt, eine Einbindung Beckers wäre nach der Akquise eines Sponsors für die Tennisfrauen der zweite öffentlichkeitswirksame Abschluss. "Wir brauchen Zeit", sagte Altenburg, der als Deutschland-Chef der Investmentfirma JP Morgan mit Großprojekten vertraut ist und mit großen Versprechen Vorgänger Georg von Waldenfels abgelöst hatte. "Wir dürfen nicht zu hohe Erwartungen haben", stellte er nun klar: "Wir müssen investieren, um Returns zu erhalten."

Auch Brune pflegt die Businesssprache, er hob hervor, dass Deutschland "die viertgrößte Volkswirtschaft" sei, er meinte wohl: Hier muss man etwas bewegen können. Über die bisher bekannten Absichten hinaus, etwa Tennis zu einer Marke zu machen, konnten Altenburg und Brune wenig Neues mitteilen. In Kürze solle ein überarbeitetes Nachwuchskonzept vorgestellt werden, und man sei dabei, zwei Beiräte - einen für die Wirtschaft und einen für den Sport - mit Leben zu füllen.

In Bamberg indes wurde die Chance vertan, den Davis Cup ins Fernsehen zu bringen. Nach SZ-Informationen hätte ein Sender gegen einen Obolus die Veranstaltung ins Programm genommen. Der DTB wollte offenbar nicht zahlen, dabei hätte sich die Investition gelohnt. Sponsoren standen bei einer TV-Übertragung bereit. So lief der Davis Cup nur im Internet in einem Live-Stream.

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