Neue Skisprung-Saison:"Er kann extrem gut fliegen"

Der junge Markus Eisenbichler segelt in den Mittelpunkt des Interesses. Roman Koudelka kann selbst nicht fassen, wie weit er plötzlich springt. Und mit Harri Olli kehrt der Bad Boy zurück. Bei welchen Skispringern es lohnt, genau hinzuschauen.

Von Lisa Sonnabend

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Phillip Sjoeen

Weltcup Skispringen

Quelle: dpa

"Es war ein großartiger Sommer", sagte Phillip Sjøen im September. Der 18-jährige Norweger gewann überraschend ein Mattenspringen nach dem anderen, führte die Sommer-Grand-Prix-Wertung an. "Es fühlt sich toll an", erklärte Sjøen, doch dann beendete er die Saison vorzeitig. Er wolle sich nun ganz auf die Winter-Wettbewerbe konzentrieren. Ob er dort ähnlich souverän fliegt? Sjøen richtete sich eine Fan-Homepage ein, er gab jede Menge Interviews und trat in norwegischen Talk-Shows auf. Doch beim Training in Klingenthal stürzte er, verletzte sich und verpasste die ersten Springen. Im russischen Nischni Tagil kann er nun womöglich erstmals in seiner Karriere bei einem Weltcup starten. Die Skisprung-Welt wird ihn genau dabei beobachten.

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Markus Eisenbichler

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Quelle: AFP

Bei seiner ersten großen Pressekonferenz rückte Markus Eisenbichler den Stuhl zurecht, setzte sich und sagte: "Erst mal, griaß di!" Plötzlich steht der 23-jährige Sportsoldat aus Siegsdorf im Fokus, doch er denkt gar nicht daran, plötzlich abzuheben. Eisenbichler überzeugt mit seiner authentischen Art, aber auch mit seinen weiten Sätzen. Beim Auftaktspringen in Klingenthal holte er mit dem Team den ersten Platz, im Einzelspringen einen beachtlichen achten Rang. Auch danach gelangen ihm ordentliche Platzierungen. Eisenbichler ist die Überraschung im deutschen Team in dieser Saison. Bundestrainer Werner Schuster ist vor allem begeistert von seiner Flugphase: "In der zweiten Sprunghälfte ist Markus bei uns der Beste. Und auch international sehe ich keinen, der besser ist. Er kann extrem gut fliegen", lobt der Trainer überschwenglich. Was Eisenbichler zu seiner Leistung sagt? "Ich bin in einem Flow, und der lässt sich zum Glück nicht so leicht abstellen."

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Roman Koudelka

Weltcup-Auftakt der Skispringer

Quelle: dpa

Es ist nicht so, dass Roman Koudelka jahrelang erfolglos von Schanze zu Schanze getingelt wäre. Der Tscheche belegte vor drei Jahren den fünften Platz bei der Vierschanzentournee, er war schon eimmal Zweiter und Dritter bei einem Weltcup und bei Olympia in Sotschi zeigte er einen weiten Satz - allerdings nur in der Qualifikation. Doch so gut wie in diesem Winter lief es noch nie für den 25-Jährigen. Platz eins in Kuusamo, Platz eins in Lillehammer, Platz zwei in Klingenthal - der Tscheche führt die Gesamtwertung an. Auf seiner Facebook-Seite kündigt er an: "Morgen werde ich ein Foto mit der gelben Nummer posten." Als könne er es selbst noch nicht ganz fassen, dass er plötzlich so weit springt.

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Michael Hayböck

FIS Nordic World Cup - Men's Ski Jumping HS138

Quelle: Getty Images

Im österreichischen Skisprung-Team ging es zuletzt drunter und drüber. Bei Olympia in Sotschi gab es heftigen Streit, die Medaillenausbeute war gering, Trainer Alexander Pointner verließ das Team und dann beendete auch noch Thomas Morgenstern seine Karriere. Nach dem Umbruch steht den Österreichern nun keine einfache Saison bevor, die Ergebnisse schwanken bislang. Nur einer zeigt durchweg gute Leistungen - den hatte zuvor jedoch kaum im Blick: Michael Hayböck. Bei allen sechs Saisonspringen lantete der 24-Jährige unter den Top-Ten, zweimal stand er auf dem Podium, in der Gesamtwertung ist er bester Österreicher. Ob bald der erste Weltcup-Sieg folgt? Teamkollege Gregor Schlierenzauer ist zuversichtlich, er sagt: "Der Hund ist konstant."

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Daiki Ito

FIS Ski Jumping, Nordic Combined and Cross Country World Cup in Ruka, Kuusamo

Quelle: AP

Noriaki Kasai ist in Japan ein nationale Bekanntheit. Mittlerweile ist er 42, dennoch springt er weiterhin auf Podestplätze. In dieser Saison zeigt sich aber ein weiterer Japaner in extrem guter Form: Daiki Ito erzielte Platz zwei in Klingenthal, Platz vier in Lillehamer. Findet nun der Generationenwechsel im japanischen Skisprung statt? Wohl kaum. Auch Ito ist bereits 29 Jahre alt, der dritte starke Japaner Taku Takeuchi immerhin 27. Die japanischen Flieger punkten also nicht mit jugendlicher Sprungkraft, sondern mit Erfahrung. Vielleicht wird Ito, wenn er noch ein paar Monate mehr auf dem Buckel hat, noch stärker.

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Jernej Damjan

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Quelle: AP

Der Slowene Jernej Damjan ist seit 2002 im Weltcup dabei und fiel in den vergangenen Jahren immer wieder auf. Nicht, weil er so weit gesprungen wäre, sondern weil er immer freundlich lächelte. Doch seit ein paar Monaten ist auch der Erfolg da. Die vergangene Winter-Saison beendete Damjan auf einem für ihn beachtlichen 13. Rang, den Sommer-Grand-Prix gewann der 31-Jährige sogar. Wie es nun läuft? Position acht war sein bislang bestes Resultat. "Ich habe viele Möglichkeiten, etwas besser zu machen", sagt Damjan optimistisch. Es ist eine Drohung an die Konkurrenz - auch wenn der Slowene dabei lächelt.

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Harri Olli

TOPSHOTS

Quelle: AFP

Der finnische Skispringer Harri Olli schwänzte einmal eine Mannschaftsfeier, weil er sich lieber im Hotelzimmer mit Alkohol und zwei Frauen vergnügte. Der Jury streckte er einmal vor laufenden TV-Kameras den Mittelfinker entgegen. Was ihm eine lange Sperre einbrachte. 2011 beendete der dreifache Weltcup-Sieger dann überraschend seine Karriere, ruhig wurde es aber fortan nicht um ihn. Wegen Körperverletzung und Fahren unter Alkoholeinfluss wurde er im vergangenen Jahr zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Doch nun ist Harri Olli, der Draufgänger des Skisprungs, zurück. Vergangene Saison verhinderte noch eine Verletzung sein Comeback, doch in Kuusamo ging der 29-Jährige nun wieder an den Start. Es reichte nicht für den zweiten Durchgang. Doch aufgeben will Olli nicht. Er will etwas beweisen - sich und so manch anderem in der Skisprungszene.

© SZ.de/jbe/rus
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