NBA-Playoffs:Alt und satt

Die Los Angeles Lakers scheitern erneut früh in den Playoffs, nach dem 0:4 gegen die Dallas Mavericks im vergangenen Jahr gab es nun ein 1:4 gegen Oklahoma City Thunder. Viel Zeit bleibt Kobe Bryant nicht mehr, noch einen Titel zu gewinnen.

Jürgen Schmieder

Die Playoff-Viertelfinal-Serie zwischen den Los Angeles Lakers und Oklahoma City Thunder dauerte exakt 14 400 Spielsekunden, doch genügen 17 davon, um die deftige 1:4-Niederlage der Lakers zu beschreiben und zu erklären, warum Oklahoma City nun gegen die San Antonio Spurs um den Einzug ins Finale der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA spielt.

Los Angeles Lakers v Oklahoma City Thunder - Game Five

Wieder früh gescheitert: Kobe Bryant und die Los Angeles Lakers.

(Foto: AFP)

48 Sekunden waren noch zu absolvieren in der vierten Partie, es stand 98:98, Thunder-Aufbauspieler Russell Westbrook dribbelte mit dem Ball nach vorne. Er probierte eine komplizierte Einzelaktion, rutschte aus und verlor das Spielgerät. Die Lakers hätten nun in Führung gehen können, doch Kobe Bryant und Pau Gasol passten einander ratlos zu, weil keiner ihrer Kollegen es für nötig hielt, sich freizulaufen.

Das ahnte Kevin Durant, er stibitzte das Spielgerät und warf es von jenseits der Drei-Punkte-Linie in den Korb. Oklahoma City führte, gewann - und beendete die Serie dann im nächsten Spiel am Montagabend mit einem überzeugenden 106:90.

"Sie waren jünger, schneller und hungriger", sagte Kobe Bryant, "im Gegensatz zu uns machten sie kaum Fehler - und wenn sie einen Lauf hatten, dann ging es bei uns ganz schnell abwärts." Er sagte tatsächlich "bei uns", er sprach wirklich von einer Mannschaft, obgleich es in dieser Serie so aussah, als bestünden die Lakers aus zwei Teams.

Das eine bildeten Bryant (31,2 Punkte pro Spiel) und Pau Gasol (zwölf Punkte, zehn Rebounds), das andere alle anderen: Metta World Peace legte sich permanent mit Gegenspieler James Harden an, Ramon Sessions verschwand unter einer Tarnkappe, Center Andrew Bynum beschwerte sich nach jedem Spiel darüber, dass Kollege Gasol nicht hart genug spielen würde.

Bynum wird den Verein nun wohl verlassen: "Ich würde überall spielen. Ich hatte eine ziemlich gute Saison, die Playoffs waren okay - das sollte in der Liga nicht unbemerkt bleiben." Wohlgemerkt: Er sagte das wenige Minuten nach dem Scheitern seines Teams.

Wie geht es mit den Lakers weiter?

Die Lakers haben wahrlich keine schlechte Saison gespielt, trotz verkürzter Vorbereitung, geplatzter Wechsel (NBA-Boss David Stern untersagte den Transfer von Chris Paul) und neuem Trainer (Mike Brown kam für Phil Jackson) schafften sie mit einer Bilanz von 41:25 den dritten Platz in der Western Conference.

Nur: Der Verein ist nun zum zweiten Mal nacheinander in der zweiten Playoff-Runde gescheitert, im vergangenen Jahr hatte es ein 0:4 gegen den späteren Meister Dallas Mavericks gegeben, nun das 1:4 gegen Oklahoma. Für einen Klub, der sich über Titel und Spektakel definiert, ist das schwer verdaulich - zumal der Provinzverein mit den jungen Akteuren Durant, Russell Westbrook und James Harden nicht nur den erfolgreicheren, sondern auch den sehenswerteren Basketball spielt. Die Lakers wirkten schwerfällig und alt, in den Schlussvierteln der Partien auch lustlos und satt.

Gewöhnlich reagieren die Lakers auf Misserfolg mit gezückter Geldbörse und kreativem Umgang mit der Gehaltsobergrenze. "Es wird sich etwas tun", sagte Bryant, "es wird nicht so sein wie damals bei den Pistons gegen die Bulls, als die Pistons auf Jahre verschwunden sind."

Ein spektakulärer Transfer indes ist auch bei überaus kreativem Umgang mit der Salary Cap kaum möglich, also wird nun über die Rückkehr von Trainer Jackson spekuliert, der ein Jahr lang auf seiner Ranch in Montana herumsaß und bereits durch Gespräche mit den New York Knicks andeutete, wieder trainieren zu wollen. "Uns ist es immer innerhalb kurzer Zeit gelungen, Meisterteams zusammenzustellen", sagte Bryant.

Diesmal muss es schnell gehen, Bryant wird im August 34 Jahre alt. Allzu viele Spielsekunden bleiben ihm nicht mehr, um seine sechste Meisterschaft zu gewinnen und nach Titeln mit Michael Jordan gleichzuziehen.

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