NBA-Finale: Dallas - Miami 3:2:Nowitzki, dem Titel so nah

Lesezeit: 4 min

Dallas legt vor: Angeführt von Dirk Nowitzki gewinnen die Mavericks die fünfte Partie der NBA-Finalserie mit 112:103. Sie profitieren von der Verletzung eines Schlüsselspielers der Miami Heat - und müssen dennoch bis zum Schluss zittern. Jetzt fehlt ihnen nur noch ein Sieg zur Meisterschaft.

Jürgen Schmieder

Tyson Chandler lag auf dem Boden und jubelte. Er hatte zwei Minuten vor dem Ende der Partie herausragend gegen LeBron James verteidigt und beim Stand von 102:100 für die Dallas Mavericks ein Offensivfoul provoziert. Nur wenige Sekunden später gelang Chandler noch ein spektakulärer Block gegen Dwyane Wade - und weil in der Offensive Dirk Nowitzki und Jason Terry in den letzten sieben Minuten gemeinsam 15 Punkte erzielten, gewann Dallas das fünfte Spiel der Finalserie gegen die Miami Heat mit 112:103 und führt nun in der Best-of-seven-Serie mit 3:2.

NBA-Finale: Dallas - Miami
:Der Dallas-Jet fliegt

Beim dritten Sieg in den NBA-Finalspielen erlebt Dallas einen euphorischen Abend. Dirk Nowitzki, Jason Terry und Tyson Chandler sorgen für Schreie der Begeisterung. Die Mavericks und ihre Stadt sehnen nun den entscheidenden vierten Sieg herbei.

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Am Tag nach seinem heroischen Auftritt im vierten Spiel, als er mit Grippe und knapp 39 Grad Fieber auf dem Parkett gestanden und die entscheidenden Punkte für die Mavericks erzielt hatte, war Dirk Nowitzki schon wieder beim Training in der Halle. "Es geht mir besser, ich habe ein paar Stunden Schlaf bekommen, das Fieber ist gesenkt", sagte er nach der kurzen Taktik-Einheit. Noch immer hustete er, noch immer war er verschnupft, aber er wirkte deutlich vitaler als im Schlussviertel des vierten Spiels.

Freilich war sein Einsatz medizinisch fragwürdig gewesen, doch nur Menschen, die nie Leistungssport betrieben haben, werden Nowitzki dafür kritisieren, an diesem wichtigen Spiel teilgenommen zu haben. "Wenn du so weit gekommen bist, dann denkst du nicht ans Schwächeln. Das ist das Finale nach einer Saison, die acht Monate dauert - keinem geht es jetzt richtig gut", sagte Nowitzki.

Er hatte nach dem Spiel mit "No-Quit-ski" einen weiteren Spitznamen bekommen, aufgrund seiner zahlreichen Verletzungen (Grippe, lädierter Finger) würde er wohl keine TÜV-Plakette bekommen, wohl aber den Titel des wertvollsten Spielers der Finalserie. "Es geht an die Substanz, nur noch eine Woche, dann gehen wir alle in den wohlverdienten Urlaub." Spieler beider Mannschaften hatten über Verletzungen geklagt, doch keiner wollte bei der Partie in Dallas fehlen.

In der ohnehin spannenden und intensiv geführten Finalserie zwischen Dallas und Miami galt dieses fünfte Spiel als entscheidende Partie, würde der Sieger doch zwei Gelegenheiten (beide in der Halle der Miami Heat) bekommen, die Meisterschaft zu gewinnen. "Es wird ein Riesenspiel", hatte Nowitzki gesagt. "Neben anderen Kleinigkeiten wird für uns wichtig sein, unsere Trefferquote zu erhöhen."

Wie so häufig in den Playoffs waren die Worte Nowitzkis sowohl Aufforderung an sich und seine Kollegen als auch ein Blick in die Kristallkugel. Hatten die Mavericks in den ersten Spielen eine Trefferquote von gerade einmal 41,4 Prozent, trafen sie nun im ersten Viertel 62,5 Prozent ihrer Würfe. Und wie schon vor zwei Tagen bekam Nowitzki herausragende Hilfe seiner Kollegen. Center Tyson Chandler steuerte neun Punkte bei, Ballverteiler Jason Kidd fünf und selbst Brian Cardinal - gewöhnlich ein fast ausschließlich defensiv orientierter Spieler - schaffte vier Punkte.

Der bedeutendste Moment des ersten Viertels indes ereignete sich vier Minuten vor dem Ende. Dwyane Wade, der auffälligste Spieler dieser Finalserie und bereits mit acht Punkten an diesem Abend, wurde von Cardinal gefoult und landete dabei so unglücklich, dass er mit einer Verletzung an der Hüfte ausgewechselt wurde und in die Kabine humpelte. Seine Kollegen konnten sich also nicht mehr auf spektakuläre Aktionen ihres prägenden Akteurs verlassen, sondern mussten selbst aktiv werden.

Im Gegensatz zu den vergangenen Partien waren sie nun in der Lage, für ihn einzuspringen. Die Bankspieler erzielten 15 Punkte - und weil Mario Chalmers mit der Schlusssirene den Ball aus mehr als zehn Metern im Korb unterbringen konnte, führte Miami am Ende des ersten Viertels mit 31:30. "Wir passen schrecklich, wir verteidigen schrecklich", sagte Heat-Trainer Erik Spoelstra in der Pause. "Ich bin heilfroh, dass wir dennoch führen."

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Zu Beginn des zweiten Viertels kehrte Wade zurück aufs Spielfeld. Er humpelte zwar, doch hieß es von den Verantwortlichen der Miami Heat, dass er trotz dieser Verletzung spielen wolle. Dafür saß LeBron James lange auf der Bank - jener Akteur, der in der vierten Partie wahrlich kein schlechtes Spiel gemacht hatte, doch in jenen Momenten, als Nowitzki, Jason Terry und Tyson Chandler die entscheidenden Aktionen gelungen waren, wie Kollege Chris Bosh offensiv unter einer Tarnkappe verschwunden war.

Ohne Rücksicht auf seinen Körper: Dirk Nowitzki (am Ball) führte die Dallas Mavericks zum dritten Sieg gegen Miami Heat. (Foto: dpa)

Shawn Marion war wie in den Spielen zuvor mit der Bewachung von James beauftragt, wieder redete Marion permanent auf ihn ein, er zupfte, er zerrte, er zog - dennoch gelangen James bis zur Halbzeit neun Punkte und damit mehr als im gesamten vierten Spiel. Chris Bosh schaffte wie Bankspieler Mario Chalmers 13 Punkte, weshalb Miami Mitte des zweiten Viertels mit acht Punkten führte.

Es war, ganz im Gegensatz zu den ersten vier Spielen, eine offensiv geführte Partie, beide Mannschaften kreierten häufig freie Wurfgelegenheiten und brachten den Ball dann auch im Korb unter. Vor allem Nowitzki nutzte seine Chancen derart sicher, dass Kommentator Mark Jackson, künftig Trainer der Golden State Warriors, nach einem erfolgreichen Versuch Nowitzkis rief: "Ich möchte jeden seiner Würfe auf DVD, das wäre mein perfektes Weihnachtsgeschenk."

Nowitzki erzielte in der ersten Halbzeit 16 Punkte und startete mit drei schnellen Körben eine Aufholjagd der Mavericks. Nach Ballgewinn spielte Dallas nun schnell und schnörkellos nach vorne und versuchte, rasch abzuschließen. Nach einem 10:2-Lauf stand es zur Pause 60:57 für die Mavericks. "Wir erhöhen das Tempo, das kommt uns entgegen", sagte Tyson Chandler während der Pause. "Wir müssen nun nur noch besser gegen Miamis Bankspieler und vor allem Mario Chalmers verteidigen."

Auch im dritten Viertel sah die Partie aus wie ein Wurftraining für Dallas, Miami schaffte es nicht, die zahlreichen Distanzschützen der Mavericks zu decken. Neun von 14 Drei-Punkte-Würfen brachten Nowitzki, J.J. Barea, Jason Terry und Jason Kidd im Korb unter, was am Ende des Viertels eine 84:79-Fühurng bedeutete.

Natürlich, das war nach den vergangenen Partien zu erwarten, wurde auch das fünfte Spiel erst wenige Sekunden vor dem Ende entschieden. Miami startete furios ins Schlussviertel und lag nach neun Punkten in Folge mit 97:93 vorne. Vor allem James zeigte eine formidable Partie, ihm gelang ein sogenanntes Triple-Double (17 Punkte, zehn Rebounds, zehn Assists). Dwyane Wade (insgesamt 23 Punkte und acht Zuspiele) war ebenfalls präsent, obwohl ihm die Folgen der Verletzung deutlich anzusehen waren.

Doch wie schon in den gesamten Playoffs zeigten die Mavericks, dass sie über genügend Erfahrung verfügen, einen derartigen Lauf des Gegners zu kontern und vor allem im Schlussviertel äußerst effektiv zu agieren. Zuerst traf Nowitzki (insgesamt 29 Punkte und sechs Rebounds), danach verwandelte Terry (insgesamt 21 Punkte) zwei Drei-Punkte-Würfe in Folge - und plötzlich führten die Mavericks zwei Minuten vor dem Ende mit 102:100. Es folgten die beiden herausragenden Defensiv-Aktionen von Chandler, Dallas verwandelte noch einige Freiwürfe und gewann die Partie schließlich verdient mit 112:103.

Dallas führt nun mit 3:2 und hat nun zwei Gelegenheiten, die Meisterschaft zu gewinnen. Jason Terry sagte nach dem Spiel: "Wir gewinnen gleich die erste Partie!" Die findet am Sonntagabend in Miami statt.

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