Nationalmannschaft:Weigl und Kimmich: "Wir sind schon Konkurrenten"

Germany - Ascona Training Camp Day 3

Joshua Kimmich und Julian Weigl auf dem Rad in Ascona.

(Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Julian Weigl und Joshua Kimmich konkurrieren um einen Platz im EM-Kader der Fußball-Nationalmannschaft.
  • Der Dortmunder und der Bayern-Profi sind sich sehr ähnlich, auch ihre Karriere weist Parallelen auf.

Von Martin Schneider

Julian Weigl und Joshua Kimmich sind natürlich zwei unterschiedliche Personen, sie sind nicht miteinander verwandt und auch äußerlich sehen sie sich nicht unbedingt ähnlich. Ihre Namen werden in diesen Tagen trotzdem immer im Duo genannt. Kimmich/Weigl oder Weigl/Kimmich ist zu einem feststehenden Ausdruck geworden - offenbar auch beim DFB, denn der setzte die Neu-Nationalspieler am Dienstag gemeinsam auf die Pressekonferenz im Trainingslager in Ascona.

So wurden das fußballerische Brüderpaar gefragt, wie es denn so sei bei der Nationalmannschaft. Kimmich sagte: "Es ist ein besonderes Gefühl hier zu sein, wir wurden top aufgenommen. Auch wenn man ein paar Jugendnationalmannschaften durchlaufen hat, ist es immer das Ziel, in die A-Nationalmannschaft zu kommen." Weigl sagte: "Ich habe im Prinzip nichts hinzuzufügen."

Dann wurden beide gefragt, ob sie nicht Konkurrenten seien, weil sie ja beide im defensiven Mittelfeld spielen. Weigl sagte: "Wir spielen auf der selben Position, also sind wir schon Konkurrenten. Aber jeder hat die Chance sich zu zeigen. Wichtig ist, dass man es sich gegenseitig gönnt." Kimmich sagte: "Ich sehe das genau wie Jule."

Wie Tick, Trick und Track

Das war niedlich anzusehen, es fehlte nur noch, dass Weigl und Kimmich ihre Sätze gegenseitig vollendeten. Sie sind sich schon ähnlich, diese beiden Talente der beiden besten deutschen Fußballklubs aus Dortmund und München. Weigl ist 20, Kimmich ist 21 Jahre alt, bei beiden war vor der Saison völlig unklar, ob sie es in den beiden besten Kadern Deutschlands schaffen würden und beide haben die Erwartungen übertroffen. Weigl machte 30 Bundesliga-Spiele, Kimmich 23 plus neun Champions-League-Spiele.

Und beide sind Gewächse ihrer Trainer. Thomas Tuchel und Pep Guardiola sahen ihr Potential, gaben ihnen das Vertrauen und machten sie so innerhalb eines Jahres von Zweitligakickern zu Nationalspielern. "Das Gespräch vor der Saison mit Thomas Tuchel war sehr sehr wichtig. Er hat mich vom ersten Tag an weitergebracht. Sein Training sehr kompliziert, man muss viel denken", sagte Weigl über Tuchel.

Das besondere Verhältnis von Guardiola und Kimmich ist hinlänglich beschrieben ("Mit Spielern wie Joshua, you can go everywhere"). "Er hat mir auf dem Spielfeld Räume gezeigt, von denen ich vorher nicht wusste, dass sie da sind", sagte Kimmich über seinen Ex-Trainer.

Dürfen beide mit zur EM? Eher unwahrscheinlich

Aber obwohl beide bei den besten deutschen Vereinen Stammspieler sind, ist es eher unwahrscheinlich, dass Joachim Löw auch beide mit nach Frankreich nehmen wird. Zumal Co-Trainer Thomas Schneider verkündete, dass Bastian Schweinsteiger im Training große Fortschritte mache. "Er hat gestern zwei harte Trainingseinheiten absolviert. Es sieht sehr, sehr gut aus", sagte Schneider. Mit der Rückkehr von Schweinsteiger würde ein Platz im defensiven Mittelfeld wegfallen.

Kimmich könnte darum einen entscheidenden Vorteil gegenüber seinem Dortmunder Rivalen haben: Er kann verschiedene Positionen spielen. Während der Saison wurde er zum Innenverteidiger, weil Bayern München sonst keinen mehr hatte. Er bestand in der Champions League gegen Juventus Turin und im Pokalfinale gegen Dortmund.

"Klar kann das ein Vorteil sein, wenn man flexibel einsetzbar ist. Bei einem Turnier gibt es Ausfälle. Da ist es gut, wenn es Spieler gibt, die mehrere Positionen spielen können", sagt Kimmich selbst - eine der wenigen Passagen, die Julian Weigl so nicht zustimmend wiederholen kann. Auf welcher Position der Bundestrainer mit Kimmich plane, dass wisse er allerdings noch nicht. "Bisher habe ich mich mit Herrn Löw noch nicht unterhalten", sagte er. Auch auf der im Kader kaum besetzten Rechtsverteidiger-Position hat Kimmich schon gespielt.

Falls es bei beiden nicht klappen sollte, wäre da ja auch noch die Option Olympia. "Die Olympischen Spiele sind schon eine Option. Wenn es mit der EM nicht klappen sollte, würde ich gerne daran teilnehmen. Aber zunächst haben wir mal die EM im Kopf", sagte Kimmich. Weigl nickte zustimmend: "Ich sehe es genauso."

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