Nationalmannschaft:Rückenwind für den Capitano

Ballack oder Lahm? Die K-Frage schwelt - und immer mehr Nationalspieler sprechen sich klar für den Capitano aus. Nun äußert sich auch noch ein Vereinskollege von Lahm eindeutig pro Ballack.

Im Streit um die Kapitänsbinde in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft erhält Michael Ballack immer mehr prominente Unterstützung. Nach Bastian Schweinsteiger, Cacau und Heiko Westermann hat nun auch Nationalstürmer Miroslav Klose in der K-Frage klar Position für Michael Ballack bezogen. "Es war zwischen Philipp Lahm und dem Bundestrainer so abgesprochen, dass Philipp bei der WM der Übergangskapitän ist. Ich denke, dass Michael Ballack wieder Kapitän ist, wenn er zurückkehrt", sagte Klose in einem Interview des Magazins Kicker. Und: "Wenn alles so kommt wie abgesprochen, wird Ballack wieder Kapitän. Und ich gehe davon aus, dass Ballack sicher Kapitän sein wird, wenn er wieder dabei ist."

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Michael Ballack trägt die Binde - und basta. Das ist der Standpunkt von Nationalspieler Miroslav Klose.

(Foto: ddp)

Für die anstehenden Länderspiele gegen Belgien am 3. September und vier Tage später gegen Aserbaidschan wurde Ballack wegen mangelnder Fitness nicht nominiert. Klose hofft aber auf eine baldige Rückkehr des Profis von Bayer Leverkusen. "Wenn Ballack fit ist, brauchen wir ihn auf jeden Fall, keine Frage", sagte er. Klose selbst kann sich indes vorstellen, auch noch bei der WM 2014 in Brasilien im DFB-Dress auf Torejagd zu gehen. "Vielleicht komme ich mit 36 angelaufen und spiele noch. Ich spiele, bis mir mein Körper mitteilt, dass ich etwas kürzertreten sollte", sagte er.

Eine "unnötige Diskussion"

Der bei der WM verletzte Hamburger Heiko Westermann, der gegen Belgien und Aserbaidschan wieder dabei ist, rüffelte in der Welt am Sonntag sogar Herausforderer Lahm: "Ich fand es zunächst einmal nicht so gut, vor so einem wichtigen Spiel wie dem WM-Halbfinale eine Diskussion über die Kapitänsbinde aufkommen zu lassen. Damit beschäftigt man sich nach dem Finale, nicht während einer Weltmeisterschaft." Der Ex-Schalker ergänzte: "Ich kann nicht sagen, was in Zukunft sein wird. Für mich ist Michael Ballack aber der Kapitän."

Ein anderer Nationalspieler, Stürmer Cacau vom VfB Stuttgart, hält die Kapitäns-Frage für überbewertet: "So hoch gepusht das Thema in der Öffentlichkeit wird, ist es erstaunlicherweise unter uns Nationalspielern gar kein Thema. Bei der WM hatte es schon gar keine Rolle gespielt. Der Trainer hat eine klare Vorstellung und wird diese im richtigen Moment äußern. Daher ist die ganze Diskussion unnötig", sagte er der Welt am Sonntag. Genauso überflüssig sei die Debatte über Ballacks sportliche Qualitäten: "Ballack in Frage zu stellen, ist unfair. Vor der WM war er unumstritten, dann verletzt. Und jetzt soll er es nicht mehr bringen? So weit darf man nicht gehen, da muss man schon sachlich bleiben. Er hat sehr viel für die Nationalelf geleistet, sich bei Chelsea immer durchgesetzt und eine Qualität, die jede Mannschaft weiterbringt."

Klarheit wird spätestens Ende der Woche herrschen. "Ich möchte mit den Betroffenen und der gesamten Mannschaft reden und es dann der Öffentlichkeit mitteilen", sagte Bundestrainer Joachim Löw im Sky-Interview. Die DFB-Auswahl trifft sich Dienstagmittag in Frankfurt/Main. Einen Hinweis für die neuen Richtlinien innerhalb der Nationalelf gab Löw schon vorab. Die Leithammel-Kultur mit einem starken Anführer hat im DFB-Team wohl keine Zukunft mehr. "Ich möchte gern viele Kapitäne haben in der Mannschaft, so wie es auch bei der WM war. Wo verschiedene Leute die Verantwortung übernehmen", betonte der Chefcoach.

Bisher hat der nach WM-Platz drei, Vertragsverlängerung und dem erneut gewonnenen Kompetenz-Streit mit Sportdirektor Matthias Sammer noch stärkere Löw lediglich den Status quo aus der Zeit vor Südafrika deutlich gemacht: Ballack ist der Kapitän, Lahm war der WM-Spielführer. "Bevor ich nichts anderes sage, ist er der Kapitän", erklärte der Bundestrainer. Jetzt möchte er erst noch einmal mit den Betroffenen und der gesamten Mannschaft sprechen - "und es dann der Öffentlichkeit mitteilen".

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