Nationalmannschaft:Der Kapitän ist wieder da

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Joachim Löw spricht mit Bastian Schweinsteiger beim Spiel gegen Ungarn. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Im letzten Freundschaftsspiel vor der Europameisterschaft testet Joachim Löw Mario Götze im Sturm und Benedikt Höwedes als Rechtsverteidiger.
  • In der 69. Minute spielt Bastian Schweinsteiger zum ersten Mal seit März wieder ein Fußballspiel.
  • Hier geht es zu den Daten und Fakten zur EM in Frankreich.

Bei der Rückkehr von Kapitän Bastian Schweinsteiger hat Fußball-Weltmeister Deutschland eine gelungene EM-Generalprobe gefeiert. Im letzten Test vor der EM in Frankreich besiegte das Team von Bundestrainer Joachim Löw den harmlosen EM-Teilnehmer Ungarn in Gelsenkirchen mit 2:0 (1:0). Acht Tage vor dem EM-Auftakt in Lille gegen die Ukraine kehrte der eingewechselte Spielführer Schweinsteiger zumindest für 22 unauffällige Minuten zurück. Adam Lang (39.) brachte den überlegenen Weltmeister per Eigentor in Führung, Thomas Müller legte nach (63.). Allerdings übersah Schiedsrichter Martin Strömbergsson (Schweden) vor beiden Toren Abseitsposition der Vorlagengeber Jonas Hector und Mario Gomez.

"Es war wichtig, zu null zu spielen", sagte Joachim Löw nach dem Spiel. Und Bastian Schweinsteiger sieht sich selbst nach seinem Einsatz schon weiter als vor zwei Jahren vor dem Turnier in Brasilien. "25 bis 30 Minuten geht es schon ganz gut. Aber 90 Minuten im ersten Spiel, das geht eher nicht. Aber ich konnte vor der EM mehr machen als vor zwei Jahren vor der WM."

Titel-Favorit Deutschland spielte dominant, legte aber einige Verschnaufpausen ein und zeigte viel brotlose Kunst. Auch defensiv wirkte die deutsche Elf wieder nicht sattelfest. Deutschland hat nun vor fünf der letzten sechs Europameisterschaften sein letztes Spiel gewonnen - die einzige Niederlage gab es 2004 gegen die damals von DFB-Rekordnationalspieler Lothar Matthäus trainierten Ungarn. Die inzwischen von den Deutschen Bernd Storck und Andreas Möller trainierten Magyaren bestreiten ihr erstes EM-Spiel seit 44 Jahren am 14. Juni gegen den Nachbarn Österreich.

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Löw hatte vor dem Anpfiff für zumindest eine Überraschung gesorgt: Statt des erwarteten Gomez bot er Mario Götze in der Spitze auf. Als rechter Außenverteidiger durfte der Schalker Benedikt Höwedes ran statt Joshua Kimmich. Auf der seit der Verletzung von Marco Reus vakanten Position links vorne erhielt wie im Training absehbar der frühere Schalker Julian Draxler eine Chance. Er bekam den Vorzug vor Geburtstagskind Lukas Podolski (31), der als Joker kam.

Ein frühes Tor - durch die sehr agilen Götze und Draxler - verhinderte nur eine krasse Fehlentscheidung von Strömbergsson: Nach einem Pass des Münchners schob der Wolfsburger den Ball nach 57 Sekunden eindeutig nicht aus Abseitsposition über die Linie, der Schwede pfiff dennoch. Insgesamt wirkte das DFB-Team konzentriert und ließ den harmlosen Ungarn wenig Luft. In der 11. Minute verhinderte der Ex-Herthaner Gabor Kiraly gegen Müller das 1:0, nach dem anschließenden Eckball von Toni Kroos köpfte Antonio Rüdiger völlig freistehend vorbei. Auf der Gegenseite zeigte Torhüter Manuel Neuer bei einem Schuss von Gergö Lovrencsis eine seltene Schwäche und hatte Glück, dass der Hannoveraner Adam Szalai beim Abpraller im Abseits stand (15.).

So stand wie gegen die Slowakei (1:3) ein guter Beginn ohne den erhofften Ertrag, und wie am Sonntag fand der Außenseiter nach etwa 25 Minuten plötzlich ins Spiel. Nach 27 Minuten ließ Rüdiger Szalai zunächst aus den Augen, rettete aber im letzten Moment. Noch sorgenvoller als die Entwicklung des Spiels verfolgte Löw zwei Schrecksekunden um Jérôme Boateng und Sami Khedira. Der Abwehrchef musste früh am rechten Oberschenkel behandelt werden, der erst aus einer Verletzung kommende Khedira bekam einen Schlag auf den Knöchel (31.) und blieb nach der Halbzeit in der Kabine.

"Schweinsteiger hat natürlich noch keinen Rhythmus, bei Hummels müssen wir weiter sehen. Die Auswechslung von Sami Khedira war eine reine Vorsichtsmaßnahme", meinte Löw zu den drei Problemfällen in seinem Kader. "Wir haben sehr gut angefangen und den Ball gut laufen lassen - vielleicht auch ein bisschen zu lange. In der zweiten Halbzeit hatten wir dann zu viele Ballverluste, aber insgesamt war es gut. Ich glaube, wir können zufrieden sein, wir haben besser gespielt als zuletzt", meinte Jérôme Boateng, der offenbar nicht schwerer verletzt ist.

Sechs Minuten vor der Pause gelang dann die zumindest zu diesem Zeitpunkt etwas überraschende Führung - und bezeichnenderweise war es ein Missgeschick der Ungarn: Nach einer Hereingabe von Hector drückte Lang den Ball vor Götze über die Linie. In der Pause wechselte Löw zwei Spieler, aber mehrere Positionen. Emre Can ersetzte Hector, für Khedira kam Gomez, Götze ging zurück ins zentral offensive, der bis dahin schwache Mesut Özil rückte - wie beim 4:1 gegen Italien - neben Kroos auf die Sechs. Das Löw-Team gewann die Spielkontrolle zurück, ließ aber weiter Zielstrebigkeit vermissen. Nach einem langen Ball von Boateng scheiterte Gomez per Kopf an Kiraly, Müller vollstreckte.

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