DFB-Elf in der Einzelkritik:Hummels wählt den Harakiri-Zweikampf

Der Verteidiger trifft eine folgenschwere Entscheidung, Sami Khedira reißt riesige Löcher und Joshua Kimmich schnauft in der Offensive. Die DFB-Elf in der Einzelkritik.

Von Martin Schneider, Moskau

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WM 2018 - Deutschland - Mexiko

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Manuel Neuer

Stand leibhaftig und fit und unverletzt im deutschen Tor. Besaß monatelang den wichtigsten Mittelfußknochen Deutschlands - und musste in diesem Spiel feststellen, dass er viel zu oft den Ball gegen die Mittelhandknochen geschossen bekam. Klärte einmal am Mittelkreis und sah ansonsten die mittelmäßige Leistung seiner Vorderleute. Hatte keine Mittel dagegen - weil er zwar Manuel Neuer ist, aber Löcher im Mittelfeld stopfen, das kann selbst er nicht.

Germany v Mexico: Group F - 2018 FIFA World Cup Russia

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Marvin Plattenhardt

Bundestrainer Joachim Löw sagt immer, dass im WM-Kader jeder gebraucht würde. Und nun, da Jonas Hector Schnupfen hatte und Marvin Plattenhardt, 26 Jahre, Hertha BSC, bisher vier Länderspiele über 90 Minuten, beim ersten WM-Spiel in der Startelf stand, wird ihm das zukünftig auch jeder glauben. Das Problem: Seine Mannschaftskameraden fanden nicht, dass er unbedingt gebraucht würde und spielten nahezu ausnahmslos jeden Angriff über Joshua Kimmich. Hätte Siesta machen können, es wäre kaum aufgefallen.

World Cup - Group F - Germany vs Mexico

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Mats Hummels

Wirkt immer sehr erhaben auf dem Fußballplatz, man könnte ihn "Don Mats" nennen, aber wer sich sein Abwehrspiel genauer anschaut, der weiß, dass er gern in Situationen alles auf eine Karte setzt. Genau so war es vor dem mexikanischen 0:1. Statt der sicheren Option (Zurücklaufen) wählte er den Sprint nach vorne und den Harakiri-Zweikampf - und verlor. Turnte öfter vorne rum und wenn er in der 69. Minute Pech hat, pfeift Schiedsrichter Alireza Faghani nach seinem Halten gegen Javier Hernandez Elfmeter und gibt ihm Rot. Bekam dann sechs Minuten vor Schluss Gelb, wegen eins Fouls tief in der gegnerischen Hälfte. Das Beste für ihn: Es hätte an diesem Tag noch schlimmer kommen können.

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Jérôme Boateng

Der bessere weil nicht stürmende Innenverteidiger. Stand oft am Ende einsam und alleine mit Manuel Neuer vor den heranrennenden Mexikanern, versuchte zu retten, was zu retten war und man muss ihm lassen, dass er das ganz gut hinbekam.

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Joshua Kimmich

Würde in Mexiko "El Tren" heißen, weil seinem Spiel etwas sehr lokomtivenhaftes innewohnt. War dann gut, wenn er nach vorne schnaufte (alle Offensiv-Aktionen gingen über ihn) und dann in Not, wenn er nach hinten ackern musste. War Teil der deutschen Ballverlust-Orgie in der ersten Halbzeit. Ist im Herzen wie Hummels ein Risiko-Spieler, was beim FC Bayern selten auffällt, weil die Aktionen klappen. Wenn sie nicht klappen, entgleist das deutsche Spiel.

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Toni Kroos

Besitzt die Autorität eines vierfachen Champions-League-Siegers und hat im deutschen Mittelfeld den Hut beziehungsweise den Sombrero auf. Hätte diese Führungskompetenz nutzen müssen, um Ordnung in diesen - pardon - Hühnerhaufen namens deutsches Mittelfeld zu bringen. Aus wirklich jedem deutschen Ballverlust folgte eine Super-Chance für Mexiko und weil viele Spieler den Ball verloren, war das eindeutig ein System-Problem. Arbeitete nicht gut gegen den Ball, hätte vielleicht mal den Nicht-vierfachen-Champions-League-Sieger Sami Khedria zu einer defensiveren Spielweise pfeifen müssen.

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Sami Khedira

Findet, dass seine offensiven Läufe eine seiner Stärken sind. Ist aber nun einmal per Jobbeschreibung defensiver Mittelfeldspieler, neben Toni Kroos zuständig für den Fachbereich Zweikampf. Vernachlässigte diese Aufgabe, verlor stattdessen in Zonen, die Fußballtrainer "gefährliche Zonen" nennen, mehr als einmal den Ball. War dann nicht da, um seinen eigenen Ballverlust zu verteidigen. Sollte eigentlich Löcher stopfen, erzeugte stattdessen welche von der Größe Sibiriens. Musste nach 60 Minuten für Marco Reus runter, weil Joachim Löw der Meinung war, dass eine Doppel-Sechs aus Kroos und Özil stabiler sei.

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Mesut Özil

Seine Leistung wird ja nicht mehr in Toren, Pässen oder Zweikämpfen, sondern in Dezibel gemessen. Wer pfeift wann und wie laut - und um sie sofort zu beantworten: War nicht festzustellen, weil die Mexikaner im Stadion mit ihrer infernalischen Fiesta alles übertönten. So ist das manchmal: Man macht sich Gedanken und dann sind Tausende Verrückte aus Guadalajara und Tijuana einfach zu laut. Und nun zum Sportlichen: Verlor ein paar Bälle, obwohl eine seiner Stärken ist, dass er eigentlich nie Bälle verliert. Wird in diesem Leben auch kein Zweikampf-Monster mehr, weswegen er vor dem 0:1 auch überfordert war, den Mexikaner Hirving Lozano alleine am Tor zu hindern. Stand dann unglücklich da, obwohl er nicht der Hauptverantwortliche war.

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Julian Draxler

War vor dem Spiel ein Gewinner, weil er spielte und der sehr formstarke Marco Reus nicht. Musste aber auch beweisen, dass das so herum seine Richtigkeit hat. Hatte dann das Pech, dass er auf der Seite von Marvin Plattenhardt spielte und da einfach kein Ball hinkam. In der zweiten Halbzeit bemühter, hätte den Tag noch irgendwie retten können, wenn sich in der 77. Minute nicht Edson Alvarez in seinen Schuss geworfen hätte.

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Thomas Müller

Gebrauchtes Spiel für den Münchner. Fand nicht statt, fand keinen Raum, hatte keine Thomas-Müller-Aktion und war schon auch dafür verantwortlich, dass die Deutschen neben einer wackligen Defensive auch einfach kein Tor machten. Man hätte sich ja durchaus ein Gegentor fangen können - wenn man dann zwei Treffer macht, interessiert das keinen. Passte ständig in die Mitte, fand aber keinen. Ein Spiel, als hätte er 90 Minuten einen Kaktus umarmen müssen.

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Timo Werner

Schneller als die schnellste Maus von Mexiko, aber was fängt man damit an, wenn man in ein Spiel zum Davonlaufen gerät? Hatte zwei gute Chancen direkt zu Beginn. Sonst relativ verloren. Hätte sich gewünscht, dass er wenigstens einmal so frisch und frei auf ein Tor hätte zulaufen dürfen, wie es die Mexikaner gefühlt alle fünf Minuten einmal taten.

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Marco Reus

Ist ein Spieler, der den Unterschied ausmachen kann und hätte dringend den Unterschied ausmachen müssen. Schaffte er nicht.

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Quelle: AP

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Mario Gomez

Ist ein Spieler, der aus dem Nichts ein Tor machen kann und hätte dringend ein Tor aus dem Nichts machen müssen. Schaffte er nicht.

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Julian Brandt

Kam vier Minuten vor Schluss für Timo Werner und schaffte einen gefährlichen Distanzschuss.

© SZ.de/mane
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