Nächstes Kölner 0:0:Nullnull für die Entwicklung

Nach der Torflaute gegen Mainz fürchtet das Kölner Publikum, dass die alte Eichhörnchen-Taktik wieder aufleben könnte. Trainer Peter Stöger allerdings sieht das anders.

Von Milan Pavlovic, Köln

In der 76. Minute hatte Julian Baumgartlinger ein Einsehen mit den nach Toren dürstenden Kölner Zuschauern. Der Mainzer Kapitän verdaddelte den Ball kurz hinter der Mittellinie, woraus sich eine prächtige Konterchance ergab. Yuya Osako raste durchs Mittelfeld und spielte im rechten Moment nach rechts zu Anthony Modeste. Der Franzose sah in der Mitte den frei stehenden Leonardo Bittencourt - was nicht sonderlich verwunderte, weil der U21-Nationalspieler zwei Meter im Abseits stand. Aber das war nicht die Pointe dieser Szene. Die bestand darin, dass Bittencourt den Ball aus drei Metern an den Außenpfosten stocherte.

Es war ein exemplarischer Augenblick. Kein Wunder also, dass auch dieses Heimspiel des 1. FC Köln 0:0 endete. Es war zwar erst die zweite Nullnummer der Gastgeber in dieser Saison, aber nach der Rekordspielzeit 2014/2015 mit neun 0:0 steht der Klub sofort wieder unter dem Verdacht, die Eichhörnchen-Taktik der Vorsaison (Nuss für Nuss, Punkt für Punkt) aufleben lassen zu wollen. Obwohl sein Team seit 350 Minuten ohne Heimtor ist, sieht Trainer Peter Stöger das anders: "Dass gestandene Klubs wie Hoffenheim (beim 0:0 vor drei Wochen) und Mainz inzwischen zufrieden sind, einen Punkt bei uns mitzunehmen, zeigt, dass wir in unserer Entwicklung weiter kommen."

1. FC Koeln v 1. FSV Mainz 05 - Bundesliga

Zähes Ringen: Matthias Lehmann (r.) und Yunus Malli kämpfen um den Ball, wie Köln und Mainz um Punkte - beide Duelle enden unentschieden.

(Foto: Jürgen Schwarz/Getty Images)

Nur drei wirklich gute FC-Chancen

Dass die beiden bekennenden Karnevalsvereine kurz nach dem 11.11. gegeneinander antraten, mag nach der Komposition des Spielplans zunächst wie ein gelungener Kniff ausgesehen haben. Aber eine Woche nach den Terrortagen von Paris und Hannover blieb die Atmosphäre auch in Köln reserviert, ungewohnt viele Plätze auf der Gegentribüne blieben unbesetzt, solche Lücken kennt man eher aus der benachbarten BayArena in Leverkusen. "Es begann sehr schleppend", fand Harald Strutz, der Präsident der Mainzer. "Die Momente vor dem Spiel, die Schweigeminute, das hat noch einmal alles an Emotionen zusammengekratzt", sagte der Mainzer Coach Martin Schmidt.

Anfangs wirkten die Kölner aufmerksamer. Eine der insgesamt drei wirklich guten FC-Chancen war in dieser Phase zu notieren, als Matthias Lehmann in der Spitze Philipp Hosiner fand, der den Ball jedoch knapp am Tor vorbeischoss (7.). Ansonsten agierten die Gastgeber im letzten Spieldrittel meistens zu ungenau. "Mehr Zielstrebigkeit" hätte sich Stöger gewünscht, denn nur defensiv habe sein Team durchgehend gut funktioniert: "Wir wussten, wie gut Mainz im Umschaltspiel ist. Wir wollten nicht in Konter reinlaufen."

Schema & Statistik

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Der glücklose Torjäger Modeste trifft den Pfosten

Allerdings waren die Rheinhessen auch nicht auf Spektakel aus. Sie erreichten die gefährliche Zone nur selten. In der 31. Minute setzte Yoshinori Muto nach einer Ecke einen Kopfball knapp übers Kölner Tor - das war's aus Mainzer Sicht. "Wenn wir ein bisschen mutiger und selbstbewusster gespielt hätten", sagte Strutz, "wäre mehr drin gewesen." Er war offenbar nicht in den Plan seines Trainers eingeweiht gewesen. "Wir wollten weniger Durcheinander, weniger Hurra-Fußball, dafür mehr Kontinuität", gestand Schmidt. Mit dem zweiten Zu-null-Spiel habe man sich belohnt - auch wenn sein Team nach dem Wechsel "das Spiel eine Weile lang aus den Händen verloren" habe.

In dieser Phase traf Kölns derzeit glückloser Torjäger Modeste nach feinem Zuspiel von Osako den Außenpfosten (48.). Was folgte, war kaum wert, notiert zu werden. Außer vielleicht das Fazit von Martin Schmidt: "Ich glaube, am Ende waren heute alle froh, dass sie einfach einem Fußballspiel beiwohnen konnten."

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