Nachfolge von Sepp Blatter:Einer dieser Männer wird Fifa-Präsident

Der eine liebt Karate, der andere hat schon mal eine Wahl verloren - und so mancher ist in düstere Machenschaften involviert: Wer sind die acht Männer, die Nachfolger von Sepp Blatter werden wollen?

Von Saskia Aleythe und Lisa Sonnabend

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Tokyo Sexwale

Tokyo Sexwale intends to run for FIFA presidency

Quelle: dpa

Mosima Gabriel Sexwale liebt Karate, deswegen lautet sein Spitzname: Tokyo. Auch im Fußball will der Südafrikaner nun mehr mitmischen. Bei seiner Kandidatur genießt er die Unterstützung zahlreicher Fifa-Größen. Sepp Blatter warb für ihn, Franz Beckenbauer drängte ihn schon vor Wochen zur Bewerbung. Der 62-Jährige blickt auf ein bewegtes Leben zurück: Mit Nelson Mandela bekämpfte er die Apartheid, kam in Haft und wurde bei den ersten demokratischen Wahlen zum Premierminister der Provinz Gauteng gewählt. Später wurde er ein erfolgreicher Geschäftsmann in der Diamantenproduktion. Doch unbefleckt ist auch Sexwale nicht: Das FBI interessiert sich für eine Zehn-Millionen-Dollar-Spende, die vor der WM 2010 in die Karibik geleitet wurde. Für einen Neuanfang in der Fifa steht der Blatter-Freund also nicht.

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Gianni Infantino

UEFA general secretary Infantino pauses during a news conference following a meeting of UEFA's executive committee in Nyon

Quelle: REUTERS

Dem Last-Minute-Kandidaten der Uefa dürfte eines nicht schwer fallen in den kommenden Wochen: Netzwerken in der Fifa. Der 45-jährige Schweizer spricht Deutsch, Italienisch, Französisch, Englisch, Spanisch und Arabisch. Der Ersatzmann für Michel Platini gilt ohnehin als einer der aussichtsreichsten Kandidaten: Seit 2000 mischt er in der Uefa mit, seit 2009 ist er Generalsekretär. Ihm ist die volle Unterstützung Europas sicher, da er keinen Einzelverband vertritt. Gianni Infantino gilt als loyal und sehr einflussreich. Schon bald will der Jurist ein Manifest veröffentlichen, in dem er seinen "Blick auf die Dinge" darstellen will. Der Öffentlichkeit ist Infantino vor allem von den Auslosungen der Europapokal-Wettbewerbe bekannt. Nun betritt er die ganz große Bühne.

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Prinz Ali bin Al Hussein

File picture shows Prince Ali Bin Al Hussein of Jordan speaking at the Roman Amphitheatre area in Amman

Quelle: REUTERS

Er hat ein wenig mehr Routine als seine Konkurrenten: Prinz Ali bin Al Hussein aus Jordanien war bei der Präsidentschaftswahl im Mai 2015 der einzige Gegenkandidat von Sepp Blatter und wurde vor allem von Michel Platinis Uefa unterstützt. Nach stundenlanger Prozedur machte er vor dem zweiten Wahlgang einen Rückzieher. Sein größtes Manko: Der 39-Jährige galt als blasser Kandidat, ihm wurde nicht zugetraut, in der Fifa aufzuräumen. Er ist Halbbruder von König Abdallah II., Präsident des jordanischen Fußballverbandes, und war ab 2011 Vizepräsident im Exekutivkomitee der Fifa, bevor er in diesem Sommer von Salman bin Ibrahim Al Chalifa verdrängt wurde. Mit den diversen Fifa-Affären wurde er bisher noch nicht in Verbindung gebracht, er unterstützte sogar die Veröffentlichung des Garcia-Berichts, der die WM-Vergabe an Russland und Katar untersucht. Gewinnen wird er wohl auch diesmal nicht.

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Scheich Salman

Scheich Salman bin Ebrahim al-Khalifa

Quelle: dpa

Er gilt als einer der chancenreichen Kandidaten: Salman bin Ibrahim Al Chalifa aus Bahrain ist Chef des asiatischen Verbandes AFC - und er hat einen mächtigen Unterstützer: Scheich Al-Sabah, einen in der Fifa und im Internationalen Olympischen Komitee bestens vernetzten kuwaitischen Funktionär, der schon Thomas Bach auf den IOC-Thron hievte. Allerdings ist seine Vita nicht sauber, er könnte sogar wie Michel Platini noch Probleme beim Integritäts-Check der Fifa kriegen: Menschenrechtsorganisationen kritisieren seine Rolle bei der Niederschlagung der Demokratiebewegung in Bahrain 2011. Scheich Salman soll Sportler verraten haben, die an den Protesten teilnahmen. Die Folge: Viele wurden festgenommen - oder gar gefoltert. Der Kommentar des Scheichs dazu: "Dies sind falsche, eklige Lügen."

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Michel Platini

Michel Platini

Quelle: dpa

1955 im französischen Jœuf geboren, schlug sich Platini viele Jahre auf Fußballplätzen um die Ohren, bevor er zum Funktionär wurde: Er spielte unter anderem für Juventus Turin, mit Frankreich wurde er 1984 Europameister. Seit 2007 ist er Uefa-Chef, gerade noch rechtzeitig vor seiner Suspendierung durch die Fifa-Ethikkommission reichte er die erforderlichen Unterlagen für seine Präsidentschaft ein. Er soll im Zeitraum 1998 bis 2002 1,8 Millionen Schweizer Franken für eine Beratertätigkeit von Sepp Blatter erhalten haben - doch in den Bilanzen der Fifa ist diese Summe gar nicht verzeichnet. Enge Beziehungen zum Emirat Katar hatten Platini schon vorher in Verruf gebracht, sein Sohn bekam einen Managerposten bei der Firma Katar Sports Investment - wenige Wochen nachdem Platini für Katar als WM-Ausrichter gestimmt hatte. Ob er bei der Wahl am 26. Februar überhaupt noch dabei ist? Unwahrscheinlich.

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Jérôme Champagne

Jerome Champagne announces he will run for FIFA presidency

Quelle: dpa

Der ehemalige Fifa-Funktionär Jérôme Champagne will Präsident des Weltverbands werden und hat als bislang Einziger sogar ein richtiges Wahlprogramm: Der 57-Jährige fordert mehr Transparenz, er will sich für eine "starke, demokratische und proaktive Fifa" einsetzen. Doch besonders glaubwürdig wirken seine Ziele nicht, denn bis 2010 war er einer der engsten Vertrauten des skandalumwitterten Sepp Blatter und verhinderte so zahlreiche Reformbestrebungen. Realistische Chancen auf den Fifa-Thron hat der Franzose ohnehin nicht: Eigentlich wollte Champagne schon im Mai 2015 kandidieren, doch ihm gelang es nicht, die nötigen fünf Unterstützer-Verbände hinter sich zu scharen. Der Blatter-Getreue könnte trotzdem bald eine wichtige Rolle in der Fifa übernehmen: Sollte sein Vertrauter Tokyo Sexwale im Februar die Wahl gewinnen, dürfte Champagne neuer Generalsekretär werden.

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Musa Bility

Musa Bility candidate for FIFA presidency

Quelle: dpa

Schon im Sommer bekundete Musa Bility aus Liberia sein Interesse am höchsten Amt im Fußball-Weltverband: "Afrika ist der größte Block in der Fifa", sagte der 48-Jährige. "Wir müssen die Führung übernehmen, um den Fußball zusammenzubringen." Seine Bewerbung reichte Bility erst kurz vor Meldeschluss ein. Chancen dürfte er keine haben, nicht einmal das Exekutivkomitee der afrikanischen Konföderation CAF unterstützt ihn.

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David Nakhid

David Nakhid

Quelle: dpa

Nicht mehr auf der Liste: David Nakhid. Der Mann aus Trinidad und Tobago ist in seinem Leben viel gereist: Als Nationalspieler, aber auch als Spieler in Belgien, der Schweiz, Griechenland, Libanon, USA, Schweden und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Der 51-Jährige leitet derzeit eine Fußballschule. Er gilt als großer Kritiker Europas innerhalb der Fifa und will, dass "der Rest der Welt" mehr Einfluss erhält. Konkret sollen auch die 32 Startplätze bei der WM gerechter auf die Länder verteilt werden. Außerdem distanziert er sich immer wieder von einem anderen bekannten Mann aus Trinidad und Tobago: Mit Jack Warner, dem Großkorrupten und lebenslang gesperrten Ex-Fifa-Funktionär, will er nicht in Verbindung gebracht werden. Zwei Tage nach der abgelaufenen Bewerbungsfrist veröffentlichte die Fifa die Liste der Kandidaten, Nakhid war darauf nicht mehr zu finden.

© SZ.de/ska/fued
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