Arjen Robben wollte keine Revanche nehmen. Revanche könne es gar nicht geben, hatte er erklärt, schließlich sei dies nur ein erstes Gruppenspiel und damals war es ein Finale. Dennoch hätte er sich fast nach sieben Minuten bereits ein bisschen versöhnt mit der misslichen Geschichte vom Juli 2010. Genialer Pass von Robben auf Wesley Sneijder, doch der scheiterte an einem Arm von Iker Casillas.
Damals hatte es geheißen: Genialer Pass Sneijder auf Robben, es lief die 62. Minute im Finale von Soccer City. Es stand 0:0, es war der richtige Moment, ein ewiger Held zu werden. Doch damals hatte der spanische Torwart den rechten, kleinen Zeh in die Flugbahn gehalten und dem Ball eine entscheidende Richtungsänderung gegeben. Die Niederlande verlor später 0:1. "Es ist ein Film in meinen Kopf geworden. Einer, der sich immer und immer wieder abspielt", hatte Robben zuletzt erklärt, "die Szene sucht mich immer noch heim."
Das Lospech wollte es so, dass Robben zum Auftakt dieser WM wieder auf Casillas traf. Ans Finale wollte bei den Niederländern diesmal niemand denken, zu unerfahren und steif wirkte ein Großteil der Mannschaft. Dennoch waren seit Tagen Scharen von Menschen in orangen Hemden durch Salvador da Bahía gestreift, und die mitgereisten Fans wirkten gar nicht verzagt. Seit Freitag weiß man: aus gutem Grund. Holland hat Spanien zerlegt.
Plötzlich spielte der FCB-Robben
Auch wegen ihm, Arjen Robben, diesem verblüffend guten Dribbler. Welch Wunder, nach dieser Saison beim FC Bayern München. Schon vor dem Spiel deutete der 30-Jährige an, welche Energie wieder in ihm steckt: Als Allerletzter verließ er das Aufwärmen mit einem Sprint über den Rasen, nachdem die Hymnen gesungen waren, setzte er sogleich zu drei Trippelschritten an und simulierte einen Kopfball. Bis unters Dach der Arena Fonte Nova waren seine Kraft und sein Wille zu spüren.
Umso unzufriedener reagierte er bald, als er merkte, dass er hier keine Pässe von Kroos oder Thiago auf den Spann serviert bekam, sondern dass die Bälle recht unkontrolliert übermittelt wurden. Trainer Louis van Gaal hatte ihn von außen in die Mitte beordert, doch es kam zunächst selten ein Zuspiel, das er zu einem seiner Sprintdribblings nutzen konnte. Aber das sollte sich ändern, nach dem einzigen Rückschlag beim Stand von 0:0.
Sein letzter Tipp für Torwart Jasper Cillessen vor dem Elfmeter der Spanier wirkte nicht - 0:1. Doch Robben hat sich die Fähigkeit angeeignet, nach Misserfolgen nicht zu verzagen. Es kam diese Flanke von Daley Blind, Robben saugte sie herunter, trickste Piqué sowie Ramos aus und versetzte diesmal auch Casillas' Zehen. 2:1 für Holland. Es folgte ein langer Lauf an den Fans vorbei. Genugtuung schwang mit in seinem typischen Jubel.
Plötzlich spielte der FCB-Robben und leitete diverse Konter ein. Diesmal hieß der Verlierer Casillas. Robben traf gar noch zum 5:1. Er hat auf geniale Art seinen neuen WM-Film begonnen. Nur das Ende soll diesmal passen.