Nach Manipulations-Eklat bei Olympia:Chinesische Badminton-Spielerin beendet Karriere

Chinas Verband zwingt Badminton-Spielerinnen zur Entschuldigung - eine Beteiligte tritt zurück. Schwimmer Markus Deibler rückt nach dem Verzicht von Olympia-Sieger Chad le Clos überraschend ins Finale über 200 Meter Lagen, auch Judoka Dimitri Peters gewinnt seinen ersten Kampf. Deutschlands Hockey-Männer besiegen Südkorea.

in Kürze

File photo of China's Yu Yang during their women's doubles badminton match against South Korea at the London 2012 Olympic Games

Yu Yang wird nach dem Betrugs-Fall bei Olympia wohl nicht mehr professionell Badminton spielen. 

(Foto: REUTERS)

Badminton, Manipulation: Die chinesische Sportführung hat nach dem Badminton-Skandal die verwickelten Athletinnen und Trainer zu einer öffentlichen Entschuldigung aufgefordert. Yu Yang, eine der Spielerinnen, die wegen des Versuchs, absichtlich ein Match zu verlieren, vom Weltverband BWF aus dem Wettkampf genommen worden war, beendete ihre Karriere. "Dies ist mein letzter Wettbewerb. Auf Wiedersehen BWF, auf Wiedersehen, mein geliebtes Badminton," schrieb Yu auf ihrem Microblog. Yu, die mit ihrer Partnerin Wang Xiaoli im Doppel-Turnier an Nummer eins gesetzt war, zeigte sich uneinsichtig und kritisierte die kurzfristige Einführung eines neuen Turnierformats: "Begreifen sie nicht, was sie uns damit angetan haben? Sie haben unsere Träume herzlos zerschmettert."

Die BWF hatte vier am Betrug beteiligte Paare vom Turnier ausgeschlossen. Die Spielerinnen aus China sollen sich nun öffentlich entschuldigen. Die Nachrichtenagentur Xinhua zitierte einen namentlich nicht genannten Sprecher der staatlich gelenkten Sportführung. "Die Delegation hat die Badminton-Verantwortlichen, das Team und die Spielerinnen bereits heftig kritisiert und sie dazu aufgefordert, die Ernsthaftigkeit und Schändlichkeit dieser Sache zu erkennen. Sie sollen darüber nachdenken, sich öffentlich zu entschuldigen, und dafür sorgen, dass solche Vorfälle nicht noch einmal passieren", wurde der Sprecher zitiert.

Judo, Männer: Judoka Dimitri Peters hat bei den Sommerspielen in London einen gelungenen Einstand gefeiert. Der 28-Jährige aus dem niedersächsischen Rotenburg bezwang am Donnerstag in seinem Auftaktkampf in der Gewichtsklasse bis 100 Kilogramm Ariel Zeevi aus Israeli und rückte damit in die nächste Runde vor. Bisher haben die deutschen Mattenkämpfer zwei Medaillen geholt. Peking-Olympiasieger Ole Bischof sicherte sich ebenso Silber wie Überraschungsfrau Kerstin Thiele.

Schwimmen: Markus Deibler hat mit Verspätung doch noch das olympische Finale über 200 Meter Lagen erreicht. Der Hamburger schlug am Mittwoch in den Halbfinals nach 1:58,88 Minuten zwar nur in der neuntbesten Zeit an, profitierte später aber vom Startverzicht des achtplatzierten Südafrikaners Chad le Clos für den Endlauf an diesem Donnerstag. "Verdammte Scheiße!", hatte Deibler nach seinem Halbfinale noch getwittert, kurz nach der für ihn glücklichen Entscheidung schrieb er dann: "Omg und jetzt bin ich doch dabei! Chad hat abgemeldet! Morgen Abend 200 Lagen Finale MIT mir :-)))". Als Favorit geht nach 1:56,13 Minuten der Amerikaner Ryan Lochte in das Finale. Er will nach dem Sieg über 400 Meter Lagen auch auf der halb so langen Strecke als Erster anschlagen. Landsmann Michael Phelps strebt nach 1:57,11 im Halbfinale und Rang drei seine 20. olympische Medaille an.

Hockey: Die deutschen Hockey-Herren haben auch ihr zweites Gruppenspiel beim Olympia-Turnier in London gewonnen. Nach dem 2:1 zum Auftakt gegen Belgien besiegte die Mannschaft von Bundestrainer Markus Weise am Mittwochabend Südkorea wiederum knapp mit 1:0 (1:0). Damit zog das deutsche Team in der Tabelle mit den ebenfalls verlustpunktfreien Niederländern gleich. Vor 10 000 Zuschauern in der Riverbank-Arena erzielte Christopher Zeller in der 33. Spielminute das Tor für den Olympiasieger von 2008, der auch in London wieder zum Favoritenkreis zählt. In seiner dritten Partie trifft der Europameister am Freitag (14.45 Uhr) auf Indien. Die Asiaten verloren am Mittwoch mit dem 1:3 gegen Neuseeland auch ihr zweites Spiel in der Olympia-Metropole.

Boxen: Erik Pfeifer ist bereits in der ersten Runde aus dem olympischen Boxturnier ausgeschieden. Der Superschwergewichtler aus Lohne verlor am Mittwoch in London sein Duell gegen den Kasachen Iwan Dytschko deutlich mit 4:14 Punkten. Beide Faustkämpfer waren bei den Weltmeisterschaften im Vorjahr in Baku Dritte geworden. Der 14 Zentimeter kleinere Deutsche hatte Probleme, die größere Reichweite des 2,05-Meter-Riesen aus Kasachstan zu überwinden. Der bewegliche Dytschko boxte nahezu ohne Deckung und setzte deutlich mehr Treffer als Pfeifer. Vor Pfeifer hatte sich schon Weltergewichtler Patrick Wojcicki frühzeitig verabschiedet. Mit den Berlinern Stefan Härtel im Mittelgewicht und Enrico Kölling im Halbschwergewicht stehen zwei deutsche Boxer im Achtelfinale.

Reiten: Einen Tag nach seinem zweifachen Olympiasieg ist Vielseitigkeitsreiter Michael Jung mit großem Jubel in seiner Heimat empfangen worden. Familie und Freunde begrüßten den Erfolgsreiter am späten Mittwochabend in der väterlichen Reitschule in Horb nahe Reutlingen in Baden-Württemberg. Dabei konnten die Gratulanten Jung gleich zweimal hochleben lassen: Neben dem zweifachen Goldmedaillen-Gewinn in London sollte auch auf den 30. Geburtstag des gelernten Pferdewirts am Tag zuvor angestoßen werden. Jung hatte am Dienstag Sportgeschichte geschrieben: Er ist der erste Vielseitigkeitsreiter, der zur selben Zeit Welt- und Europameister sowie Olympiasieger ist.

Beachvolleyball: Die Beachvolleyball-Europameister Julius Brink und Jonas Reckermann haben als Gruppensieger die erste Etappe auf dem Weg zur anvisierten Olympiamedaille geschafft. Vor 15.000 begeisterten Zuschauern an der Horse Guards Parade feierten die Mitfavoriten mit dem 2:0 (21:14, 21:16) gegen die Schweizer Sascha Heyer/Seba Chevallier den dritten Sieg im dritten Vorrundenspiel. Ebenfalls schon im Achtelfinale stehen Katrin Holtwick/Ilka Semmler. Brink/Reckermann zeigten unter Flutlicht im Herzen von London im Gruppenfinale eine Galavorstellung und steigerten sich im Vergleich zu den vorangegangenen beiden Siegen noch einmal deutlich. Brink überragte in der Feldabwehr, Reckermann war im Block kaum zu überwinden. "Wir denken von Spiel zu Spiel, aber natürlich wollen wir hier um die Medaillen mitspielen", sagte Brink. Der Gegner im Achtelfinale wird am Donnerstagabend ausgelost, aber der Weg ins Halbfinale ist für die Weltmeister von 2009 offen.

Sieben Medaillen am Mittwoch

Judo: Judoka Kerstin Thiele hat die Silbermedaille gewonnen. Im Finale war die 25 Jahre alte Leipzigerin in der Gewichtsklasse bis 70 Kilogramm beim 0:12 gegen die französische Weltmeisterin Lucie Decosse chancenlos. Die EM-Zweite von 2009 holte dennoch sensationell die zweite Olympia-Medaille für die deutschen Judokas, nachdem am Dienstag ihr Teamkollege Ole Bischof ebenfalls Silber geholt hatte.

In der Vorschlussrunde hatte sich Thiele unerwartet auch von der Chinesin Chen Fei nicht aufhalten lassen. Die Deutsche gewann durch Kampfrichterentscheid nach Verlängerung und stand überraschend im Finale. "Das war mehr als verdient. Kerstin hat alles richtig gemacht und war auch am Boden stark", lobte Bundestrainer Michael Bazynski seine Kämpferin, die als letzte der elf deutschen Judokas das Olympia-Ticket erhalten hatte. "Kerstin kann eben einfach alles." In der Vorrunde hatte Thiele, die im vergangenen Jahr wiederholt mit Verletzungen zu kämpfen hatte und wegen Knieproblemen auch die WM-Teilnahme absagen musste, zunächst die Neuseeländerin Moira de Villiers geschlagen. Dann räumte sie auch die starke Ungarin Anett Meszaros sowie im Pool-Finale Edith Bosch (Niederlande) aus dem Weg.

Hier eine Bildergalerie zu allen Olympiasiegern der vergangenen beiden Tage.

Rad, Einzelzeitfahren: Tony Martin und Judith Arndt haben bei den Olympischen Spielen Silber im Zeitfahren und damit die ersten Medaillen für die deutschen Radsportler gewonnen. Weltmeister Martin trotzte den Schmerzen in seiner gebrochenen linken Hand und musste nach 44 Kilometern nur dem überragenden Tour de France-Sieger Bradley Wiggins aus Großbritannien den Vortritt lassen. Wiggins lag im Ziel 42 Sekunden vor dem Deutschen, der von Beginn an auf Platz zwei rangierte. Bronze ging an den Briten Christopher Froome. Bert Grabsch wurde Achter. "Die Silbermedaille entschädigt für alles. Sie glänzt für mich fast wie eine goldene. Nach so viel Pech und Schmerzen war das ein toller Abschluss und ist nach meiner Vorgeschichte wie ein Sieg zu werten. Ich bin heute ein sehr glücklicher Mensch", sagte Martin

Zuvor war Arndt bei ihrer letzten Olympia-Teilnahme ebenfalls auf Platz zwei gefahren. Die 36-jährige Leipzigerin lieferte über 29 Kilometer ein beherztes Rennen und musste sich nur der US-Amerikanerin Kristin Armstrong geschlagen geben. Arndt lag im Ziel etwas mehr als 15 Sekunden hinter der Olympiasiegerin zurück, die wie 2008 in Peking Gold holte. Bronze ging an die Russin Olga Sabelinskaja, die in London auch auf der Straße Dritte geworden war. Die zweite deutsche Fahrerin Trixi Worrack konnte nicht in den Kampf um die Medaillen eingreifen. Sie beendete das Rennen auf dem neunten Platz. "Eigentlich fühle ich mich wie eine Gewinnerin, denn ich habe eine Medaille gewonnen", sagte Arndt. Die Freude überwog, auch wenn ihr der krönende Abschluss verwehrt blieb. Wenn sie zum Ende der Saison die Radsport-Bühne verlässt, wird der Olympiasieg in ihrer beeindruckenden Medaillensammlung fehlen.

Kanuslalom: Slalomkanute Hannes Aigner hat Bronze im Kajak-Wettbewerb gewonnen. Der EM-Dritte aus Augsburg fuhr im Finale in einem fehlerfreien Lauf 94,92 Sekunden. Auf dem Wildwasser-Kanal im Lee Valley White Water Centre waren nur der Italiener Daniele Molmenti in 93,43 Sekunden sowie der Tscheche Vavrinec Hradilek, der 94,78 Sekunden benötigte, schneller. Zu Silber fehlten dem 23 Jahre alten Aigner 14 Hundertstelsekunden. Vor vier Jahren in Peking hatte Aigners Augsburger Klub-Kollege Alexander Grimm Gold gewonnen. Der Olympiasieger war aber in der nationalen Qualifikation für London gescheitert war. Aigner holte bei den Spielen die zweite Medaille für die deutschen Slalomkanuten. 24 Stunden zuvor hatte Europameister Sideris Tasiadis aus Augsburg im Canadier-Wettbewerb Silber gewonnen.

Badminton: Die deutsche Medaillenhoffnung Juliane Schenk ist beim olympischen Badmintonturnier ausgeschieden. Im Achtelfinale unterlag die Weltranglistensechste aus Berlin der erst 17 Jahre alten Junioren-Weltmeisterin Ratchanok Intanon (Thailand) 16:21, 15:21. Vize-Europameisterin Schenk hatte sich in den vorherigen drei Duellen mit dem Talent jeweils durchgesetzt, in London war sie in 44 Minuten allerdings chancenlos. Noch im vergangenen Jahr hatte die 29 Jahre alte Sportsoldatin in der Wembley Arena Bronze gewonnen und als Ziel für ihre dritten Olympischen Spielen die erste deutsche Badminton-Medaille ausgegeben.

Fußball: Top-Favorit Brasilien ist ohne Punktverlust ins Viertelfinale des olympischen Fußball-Turniers eingezogen. Im letzten Spiel der Gruppe C am Mittwoch gewann das Team um Nachwuchsstar Neymar in Newcastle gegen Neuseeland mit 3:0 (2:0). Durch das 3:1 (0:0) gegen Weißrussland in Glasgow folgte Ägypten den Südamerikanern als Gruppenzweiter in die K.o.-Phase. Danilo (23. Minute), Leandro Damiao (29.) und Sandro (52.) erzielten die Tore für die Südamerikaner, bei denen Alex Sandro in der 76. Minute mit der Gelb-Roten Karte vom Platz flog. Für Neuseeland ist das Turnier durch die Niederlage ebenso vorbei wie für Weißrussland. Gegen das Team aus Osteuropa brauchte Ägypten bis Mitte der zweiten Halbzeit, um den Weg ins Viertelfinale zu ebnen. Mohamed Salah Ghaly vom FC Basel erzielte nach 56 Minuten das wichtige 1:0. Vor dem Ehrentreffer durch den eingewechselten Andrej Woronkow (87.) waren zudem Marwan Mohsen (73.) und Kapitän Mohamed Aboutrika (79.) für die Nordafrikaner erfolgreich.

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