Nach Lügenvorwurf gegen den DFB:Michael Ballack - die verbitterte Diva

Bundestrainer Joachim Löw hat sich bei der Trennung von seinem ehemaligen Kapitän nicht optimal verhalten. Aber Michael Ballack? Er hat sich durch seine sture und beleidigte Sprachlosigkeit selbst isoliert. Niemand versteht ihn mehr.

Philipp Selldorf

Es war kein gutes Wochenende für den Bundestrainer, Joachim Löw bekam nach seinem Auftritt miese Kritiken. Der Fall sei "niveaulos", voller "moralischer Allerweltsbotschaften". Von der "Theater-AG des DFB" war die Rede.

Bayer Leverkusen - Training Session

Michael Ballack beim Trainingsauftakt in Leverkusen.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Vernichtende Urteile, und doch hielt sich der Schaden für Löw in Grenzen, weil die Wertungen lediglich dem am Sonntag ausgestrahlten ARD-Tatort galten, in dem er im Dienst der nahenden Frauen-WM ein prominenter Komparse war.

Sein jüngster Auftritt im wahren Leben lässt sich nicht ganz so klar einordnen, aber die Fakten besagen, dass er schon mal besser ausgesehen hat als bei der quälend mühseligen Trennung vom ehemaligen Kapitän. Was hat sich Löw nur dabei gedacht, als er Michael Ballack zum Trost für den Abschied von der Nationalelf die Kombination von zwei Testspielen angeboten hat?

Die Offerte, bei der Benefiz-Partie gegen Uruguay im Mai mitzuspielen, um dann im August gegen Brasilien das Jubiläum des 100. Länderspieleinsatzes zu realisieren, zeugt von Gespürlosigkeit. In der Praxis hätte das so ausgesehen: Löw hätte Ballack gegen Uruguay mitspielen lassen - und ihn dann vor den Qualifikationsspielen in Österreich und Aserbaidschan nach Hause geschickt. Motto: Jetzt wird's ernst, andere müssen ran! Die Idee mag auf guter Absicht beruht haben, aber das macht sie nicht besser.

Womöglich liegt darin ein Motiv für Ballacks brüske Reaktion gegenüber Löw und für den harten Vorwurf der "Scheinheiligkeit". Doch die Anerkennung dieses Beweggrundes drückt schon das äußerste Wohlwollen aus, das sich für Ballack finden lässt. Ansonsten hat sich der frühere Hauptdarsteller des deutschen Fußballs durch sture und beleidigte Sprachlosigkeit selbst isoliert. Niemand versteht ihn mehr. Sein Ruf ist nun der einer verbitterten Diva, die an ihrem eigenen Spiegelbild leidet.

Löw hat Ballack - auch wenn Letzterer das nun wieder bestreitet - vor Monaten mitgeteilt, dass dessen Zeit im Nationalteam vorbei sei. Damit hätte er seine wichtigste Aufgabe erfüllt. Aber dass dieses Trauerspiel über eine zerrüttete Beziehung vom Versagen der Kommunikation handelt, daran hat auch er Anteil.

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