Nach Anschlag auf BVB-Bus:"Wurden behandelt, als wäre eine Bierdose an den Bus geflogen"

  • Nach dem Anschlag auf den BVB-Bus wurden die Dortmunder offenbar gezwungen, einen Tag später gegen Monaco wieder zu spielen.
  • Das findet Trainer Thomas Tuchel sehr bedenktlich - er reagiert mit harten Worten.
  • Kritik gibt es auch von anderer Stelle - derweil gibt es Zoff um einen Dortmunder Rapper.

Borussia Dortmunds Trainer Thomas Tuchel und Torhüter Roman Bürki haben die Europäische Fußball-Union (Uefa) wegen der Neuansetzung des Champions-League-Viertelfinals gegen AS Monaco keine 24 Stunden nach dem Sprengstoffanschlag auf den Mannschaftsbus des BVB auch nach dem Abpfiff scharf kritisiert. "Die Termine werden vorgegeben und wir haben zu funktionieren. Wir hatten das Gefühl, dass wir behandelt werden, als wäre eine Bierdose an unseren Bus geflogen", sagte Tuchel nach der 2:3 (0:2)-Niederlage gegen den französischen Tabellenführer.

Tuchel bemängelte zudem, dass man "in die Entscheidung überhaupt nicht eingebunden" gewesen sei. "Das hat die Uefa in der Schweiz entschieden. Das ist kein gutes Gefühl, es war ein Gefühl der Ohnmacht." Der Schweizer Keeper Bürki erklärte: "Man hat uns keinen Gefallen getan, dieses Spiel anzusetzen, nicht mal 24 Stunden nach einem Anschlag. Ich hatte nicht eine Stunde Schlaf in der Nacht, das ist nicht die optimale Vorbereitung auf solch ein Spiel." Die Uefa hatte allerdings am Mittwochmittag verkündet, dass der neue Termin mit allen beteiligten Parteien abgesprochen gewesen sei. "Es gab dazu keine Alternative, weil die Terminsituation zwischen Viertel- und Halbfinale nichts anderes zulässt", hatte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke erklärt.

Kritik kam auch von Toni Kroos, der die schnelle Neuansetzung nicht nachvollziehen konnte. "Wir hatten gerade das Abschlusstraining beendet, als wir das gehört haben. Das ist natürlich eine Katastrophe", berichtete der Mittelfeldmann von Real Madrid nach dem 2:1 beim FC Bayern. "Dass die Spieler dann heute direkt auflaufen müssen, ist nicht ideal. Ich kann mich nicht hineinversetzen, weil ich sowas noch nicht erlebt habe. Ich kann mir aber vorstellen, dass es ein bisschen länger als einen Tag braucht, so eine Geschichte zu verarbeiten", sagte Kroos. "Dann heute hier Champions League zu spielen, ist aber offensichtlich anders nicht möglich."

Am Tag nach der viel diskutierten Partie gegen Monaco ist die Polizei derweil zufrieden mit dem Ablauf rund um den Abend. Trotz der aktuell angespannten Sicherheitslage sei alles vergleichsweise ruhig geblieben, sagte eine Polizeisprecherin am Donnerstagmorgen. Hunderte Beamte sorgten nach dem Terror-Angriff vom Dienstagabend für Sicherheit. Für kurze Aufregung sorgten zwei Rucksäcke und ein Roller. Spezialisten gaben aber nach kurzer Zeit Entwarnung. Ein BVB-Anhänger wurde im Rahmen des Spiels schwer verletzt. Er habe sich die Verletzungen durch einen selbst verschuldeten Sturz zugezogen, teilte die Polizei mit.

Der Fan wurde mit einem Rettungswagen in ein Krankenhaus gebracht. Abseits der Begegnung löste zudem ein Rapper einen Großeinsatz der Polizei aus. Der Mann war zum Dreh eines Musikvideos am Mittwoch mit einer echt aussehenden Waffenattrappe durch Dortmund gefahren und hatte mehrere Bürger in Angst und Schrecken versetzt. Polizisten, darunter Spezialeinsatzkräfte, beendeten den "völlig deplatzierten Dreh", hieß es von Seiten der Polizei. Der Rapper erhielt einen Platzverweis und eine Anzeige wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz.

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