Muto und Malli treffen beim 2:1 des FSV:Der Traum von Europa

Mainz 05 gewinnt das Derby und erfüllt die Hinrunden-Ziele schon nach 14 Spielen. Frankfurt verliert dagegen seinen Torjäger Alexander Meier und muss sich nach unten orientieren.

Von Ulrich Hartmann, Mainz

Der Fußballtrainer Armin Veh könnte auch Klappentexte für Kriminalromane formulieren. Aus dem Rhein-Main-Derby beim FSV Mainz 05 filterte der Coach von Eintracht Frankfurt blumig "eine tödliche Chronologie", wobei man das Attribut natürlich nur metaphorisch verstehen darf und gerade in diesen Zeiten keineswegs wörtlich. Diese Chronologie, die sich da am Samstag zum Nachteil der Frankfurter ereignet hatte, fasste Veh folgendermaßen zusammen: "Ein frühes Gegentor, danach gut zurückgekommen, dann eine gelb-rote Karte für Alexander Meier in der 40. Minute und zwei Minuten später das 0:2." Von dieser Ereigniskette hat sich Frankfurt in der zweiten Halbzeit zwar noch ein bisschen, aber nicht mehr genug erholt, um das Spiel noch zu drehen.

Die 1:2 (0:2)-Niederlage bedeutete für die Eintracht, dass sie nun schon seit 29 Jahren nicht mehr in Mainz gewinnen konnte (in der Bundesliga noch nie!) und sukzessive Richtung Abstiegszone trudelt. Die Mainzer hingegen rücken tabellarisch an die internationalen Plätze heran und haben ihr Hinrunden-Ziel mit 20 Punkten bereits nach 14 Spielen erreicht.

Muto erzielt bereits sein siebtes Saisontor, Malli später sogar sein achtes

Das Spiel hatte mit einer viertelstündigen Verspätung begonnen, weil an den Eingängen 33.098 Zuschauer abgetastet werden mussten. Dadurch ergab sich im Stadion genügend Zeit, um die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer am Spielfeldrand fürsorglich für ein TV-Interview zu schminken und ihr mit dem Anstrich der Lässigkeit sehr akribisch einen Mainzer Fanschal um den Hals zu drapieren. "Die Mainzer machen es im Moment ganz gut", und: "Siege gegen Frankfurt sind immer etwas Besonderes", sagte Dreyer schon vor dem Anpfiff ins Mikrofon und demonstrierte damit ihren fußballerischen und heimatlichen Sachverstand.

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Weisen den Weg nach Europa: Die Mainzer Yoshinori Muto (l.) und Yunus Malli haben zusammen schon 15 Tore erzielt.

(Foto: Eßling/imago)

Beim Abtasten auf dem Feld ließen die Mainzer nach Spielbeginn nicht so viel Sorgfalt walten wie zuvor das Ordnungspersonal an den Stadioneingängen. "Wir wissen, wie man die Frankfurter knackt", hatte der Trainer Martin Schmidt vor dem Spiel gesagt, und tatsächlich waren noch keine fünf Minuten gespielt, da erzielte der Japaner Yoshinori Muto auf Vorlage des Rechtsaußen Pablo De Blasis sein siebtes Saisontor. Schmidt hatte in der Mainzer Startelf den U23-Spieler Alexander Hack neu für den muskulär belasteten Nico Bungert gebracht. Veh hatte doch nicht ganz so viele personelle Probleme wie zuvor befürchtet. Er stellte Haris Seferovic und Mijat Gacinovic statt der verletzten Luc Castaignos (Sprunggelenk) und Marc Stendera (Muskelfaserriss) auf.

Meiers Platzverweis trifft die Eintracht hart

Nach dem Führungstor knackten die Mainzer aber erst einmal für längere Zeit nichts mehr. Frankfurt übernahm die Kontrolle im Mittelfeld, tat sich allerdings mit der Chancen-Kreation schwer. Ein Freistoß von Bastian Oczipka, den Loris Karius aus dem Winkel fischte, war das Maximum. Seit sieben Stunden und 40 Minuten reiner Spielzeit hatte Mittelstürmer Meier schon kein Tor mehr erzielt, als in der 40. Minute klar war, dass er mindestens zwei weitere Wochen darauf warten muss. Denn nach zwei Fouls gegen Danny Latza musste Meier bereits fünf Minuten vor der Pause gelb-rot bestraft vom Feld. Damit fehlt Meier im nächsten Derby, zu dem die Frankfurter ihren geografischen und tabellarischen Nachbarn aus Darmstadt empfangen. "Alex weiß, dass es Mist war, 60, 70 oder 80 Meter vor dem eigenen Tor zu foulen", sagte Eintracht-Coach Armin Veh und kündigte an: "Ich werde mit ihm darüber reden." Gesprochen hat schon Frankfurts Vorstandsmitglied Axel Hellmann: "Alex muss wissen, dass er da so nicht hingehen darf, wenn er schon verwarnt ist."

Schema & Statistik

Alle Daten und Fakten zum Spiel stehen hier.

Meiers Platzverweis war schon ein kleiner Schock für die Frankfurter, die sich in der 42. Minute prompt das zweite Gegentor einfingen. Yunus Malli profitierte nach einem Vorstoß seines Kollegen Jairo Samperio von Frankfurter Desorientierung im Strafraum, als er mit dem 2:0 sein achtes Saisontor erzielte. Seferovic verkürzte nach der Pause recht unverhofft für die Frankfurter. Plötzlich bekamen die unterzähligen Hessen noch einmal Oberwasser und waren dem Ausgleich durchaus nahe. Allerdings fehlte ihnen am Ende ebenso die Kraft wie die Unterstützung der Fans, die in ihrem Fanblock standen und demonstrativ schmollten. Dabei hatte die Frankfurter Leistung ihnen eigentlich keinen allzu großen Anlass dazu gegeben.

Glücklich zeigte sich nach dem Spiel der Mainzer Malli. Weniger über sein achtes Tor als darüber, dass man das Ziel der Hinrunde bereits erreicht hat. "Und jetzt kommen ja noch drei Spiele", rechnete Malli vor und stellte damit als Gedanken in den Raum, wie weit die Mainzer bis zur Winterpause wohl noch nach oben klettern können. Selbst die Champions-League-Plätze sind plötzlich in Reichweite. Aber solche Träume von Europa hatte vor dem Spiel nicht mal die Ministerpräsidentin zu formulieren gewagt - entsprechende Demut ließen auch die Fußballer walten. "Wir wollen uns im Mittelfeld stabilisieren", sagte Trainer Martin Schmidt abschließend und bewies damit ähnlich viel Augenmaß wie seine Spieler zuvor auf dem Platz.

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