Munich Mash:Crazy im Park

Munich Mash 2015 im Olympiapark 2015 BMX Street Rink im Bild Garrett Reynolds 2 Platz; mm

Der Mountainbike-Slopestyle-Wettbewerb ist der Höhepunkt des Munich Mash.

(Foto: imago)

Mountain-Bike, BMX, Skateboard - das Festival zieht wie erhofft junges Publikum in den Olympiapark. Und ganz nebenbei zeigen die Profis, vor allem jene aus den USA, sportliche Höchstleistungen.

Von Sebastian Winter, München

Sam Pilgrim versucht dann nochmal einen spektakulären Sprung über die Schanze, doch er verliert die Kontrolle und fällt quasi vom Himmel. Der Brite landet hart, sein Muskelshirt ist mit Lehm beschmiert. Doch Pilgrim, Brite aus Colchester mit Zahnlücke, steht schnell wieder - und jubelt. Zehntausende im Münchner Olympiapark jubeln zurück.

Der Mountainbike-Slopestyle-Wettbewerb am Samstag, den schließlich der Favorit Brett Rheeder aus Kanada gewinnt (Pilgrim wurde Fünfter), ist der Höhepunkt des diesjährigen Munich Mash, einem Actionsport-Festival, das in Deutschland keine Konkurrenz hat auf diesem Niveau. Und das bereits am Samstagnachmittag BMX-Street Rink in der Olympia-Eishalle bereithielt - an selber Stelle werden zum Abschluss am Sonntag noch die Skateboarder ihre Tricks zeigen.

Salti und Schrauben - als wären sie Stuntmen

Stürze gibt es bei den Mountainbikern viele auf der knapp 250 Meter langen Lehmpiste, die vom Olympiastadion hinunterführt zum künstlichen See, gespickt mit riesigen Kickern, Rampen und Kurven, die die Fahrer für waghalsige Salti und Schrauben nutzen. Als wären sie Stuntmen. Pilgrim gesteht zwischendurch, dass der Wind "crazy" sei, es herrschen tatsächlich grenzwertige Bedingungen, aber immerhin zieht das Gewitter vorbei. Nur einmal halten die Zuschauer vor Schreck den Atem an: Als der Deutsche Amir Kabbani gleich nach dem Sprung vom mehr als 15 Meter hohen Startturm stürzt - und mit gebrochenen Rippen ins Krankenhaus muss.

Es sind Nischensportarten, die dieses große Spektakel bieten - und vor allem junges, sportliches Publikum in den Park locken, das dem riesigen Areal zuletzt eher ferngeblieben war. Und auch der sportliche Wert stimmt: Der Slopestyle-Wettbewerb ist Teil der weltweiten Profitour und eines von sechs so genannten Diamond Events, der höchsten Kategorie in diesem Sport. Olympisch ist er nicht, aber bei den X-Games vertreten, den Weltspielen der Extremsportarten.

Insgesamt 40.000 Zuschauer schauen am Samstag zu und schlendern durch die Ess- und Mitmachmeile. Viele sind begeistert, wie Joachim Huss aus Gräfelfing bei München: "Ich fahre selber Mountainbike und wollte mir das hier mal anschauen. Beeindruckend fand ich vor allem, dass man so nah rankommt an den Parcours." Dass der Olympiapark mittlerweile auch solche trendigen Wettbewerbe anbietet und nicht nur Konzerte oder Eishockey, findet Huss gut: "Sonst vergammelt das hier ja."

Natürlich riecht es auch nach Marihuana

Ein paar Schritte weiter tobt das Publikum am Samstagnachmittag in der alten Olympia-Eishalle, die 2018 einer neuen Arena für die Eishockey-Spieler des EHC München und die FC-Bayern-Basketballer weichen soll. Ein paar Sitze sind freigeblieben, bei stolzen Ticketpreisen bis 35 Euro nachvollziehbar. Aber rund 4000 Zuschauer wollen sich das Finale im BMX-Street-Rink-Wettbewerb dann doch anschauen. Sie sehen US-Profis wie den unbestrittenen Star der Szene, Garrett Reynolds, der brillante Tricks zeigt. Und natürlich riecht es auch nach Marihuana.

Als Dan Lacey aus Großbritannien bei einem gewagten Sprung über neun Treppenstufen übel auf die Schulter fällt und kurz regungslos liegen bleibt, ist es aber auch in der Halle kurz still. Doch als Lacey ein paar Augenblicke später seine Finger zum Victory-Zeichen spreizt, ist klar, dass nichts Schlimmeres passiert ist. Solche Dinge kennt man sowieso von Lacey, der wegen seiner berüchtigten Tricks auch "Madman" genannt wird, "der Wahnsinnige".

Auch Tom, 10, und Tim, 5, applaudieren erleichtert. Die beiden Jungen sind mit ihrem Vater Ralph Reinert aus dem Dachauer Hinterland zum Munich Mash gekommen, sie hatten es also nicht weit. Und beide sind selbst begeisterte BMX-Fahrer, die bei sich zu Hause viel auf einer lehmigen Outdoor-Strecke fahren.

"Gut für die Zukunft", sagt der Olympiapark-Chef

Sie sind die Zielgruppe, die Olympiaparkchef Arno Hartung meint, als er Samstagabend zufrieden sagt: "Das ist eine ganz eigene, interessante Szene. Wenn wir in diesem Trendsport-Segment bleiben, ist das gut für unsere Zukunft." Es gab ja schon Jahre, die schlechter liefen für den Park. Als der US-amerikanische TV-Riese ESPN sich im Herbst 2013 kurz nach dem vielversprechendem X-Games-Auftakt und laufender Verträge aus München zurückzog, angeblich aus wirtschaftlichen Gründen, hinterließ das Ratlosigkeit in München. Der Nachfolger heißt nun Munich Mash.

Möglichst bald soll auch die World Tour der Beachvolleyballer Station im Olympiapark machen, der Ski-Weltcup auf dem Olympiaberg läuft weiter, auch die Verträge mit dem Munich Mash sind langfristig. Der Etat für das Actionsport-Fest beträgt etwas mehr als eine Million Euro. Die jeweiligen Sieger beim Slopestyle, BMX und Skateboard bekommen rund 10.000 Euro Preisgeld.

"Wow", sagt Dennis Enarson aus San Diego über diesen vergleichsweise opulenten Siegerscheck, den er sich mit Platz eins im BMX-Wettbewerb gesichert hat. Und er lobt den Wettbewerb: "Der Kurs hier war noch besser als bei vielen Street-Contests in den USA", sagt der US-Boy mit den blonden, langen Haaren, der auch über das fachkundige Publikum staunt. Enarson möchte wiederkommen im nächsten Jahr - und dann aber länger als nur drei Tage bleiben: "Denn ich habe immer noch einen gewaltigen Jetlag und muss morgen schon wieder in die USA zurück."

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