Münchner Bestechungs-Affäre:Wildmoser frei - aber weiter unter Verdacht

Karl-Heinz Wildmoser ist wieder frei. Die Ermittlungsrichterin setzte den Haftbefehl gegen den Präsidenten des TSV 1860 unter Auflagen außer Vollzug. Er durfte das Gefängnis Stadelheim am Freitag verlassen - gegen ihn und seinen Sohn wird jedoch weiter ermittelt.

Von Jan Bielicki und Dominik Hutter

Gegen 14.25 Uhr verließ Wildmoser senior das Gefängnis Stadelheim durch ein Seitentor - "auf eigenen Wunsch" , so ein Justizbeamter, um den vor dem Haupttor versammelten Kamerateams zu entgehen. Sein Anwalt Steffen Ufer erklärte, sein Mandant fühle sich nun auch "innerlich befreit".

Zuvor hatte die Ermittlungsrichterin den gegen ihn wegen des Verdachts der Beihilfe zur Untreue bestehenden Haftbefehl außer Vollzug gesetzt. Wildmoser hinterlegte eine Bankbürgschaft über 200000 Euro, gab seinen Pass ab und darf mit niemandem in Kontakt treten, gegen den die Staatsanwaltschaft in der so genannten Bestechungsaffäre um das Fröttmaninger Stadion ermittelt.

Wildmoser senior war wie sein Sohn am Dienstag unter dem Verdacht verhaftet worden, er habe im Zusammenhang mit dem Bau des Fröttmaninger Stadions rund 2,4 Millionen Euro von der Baufirma Alpine erhalten. Diese Geldflüsse hatte Wildmoser junior weitgehend gestanden, seinen Vater allerdings in Schutz genommen: Der wisse davon nichts (siehe SZ vom 12. März).

"Nullkommanull"

Auch der Vater sagte gestern bei einer sich über mehr als eineinhalb Stunden ziehenden Vernehmung im Haus der Staatsanwaltschaft aus, er sei nicht in die Geschäfte seines Sohnes eingeweiht gewesen: "Ich habe gesagt, dass ich nichts weiß, nichts, nullkommanull", sagte Wildmoser dem Fernsehsender DSF.

Dagegen erklärte der Leitende Oberstaatsanwalt Christian Schmidt-Sommerfeld, es bestehe "weiterhin dringender Tatverdacht" auch gegen den Vater. Der Haftbefehl gegen Wildmoser senior bestehe fort, sei jedoch außer Vollzug gesetzt worden, da nach dem Geständnis des Sohnes und den Aussagen des Vaters die Verdunkelungsgefahr "deutlich reduziert" sei. Die Staatsanwaltschaft gehe aber "weiterhin davon aus, dass er an der Tat beteiligt war", allerdings könne es sein, dass "der Tatumfang nicht die Schwere hat, von der wir anfangs ausgehen mussten". Tatsächlich soll Wildmoser senior nach SZ-Informationen persönlich Dokumente unterzeichnet haben, die den Eingang von Beträgen bestätigten, die auf Konten von Wildmoser-Firmen geschleust wurden.

Wildmosers Anwalt Ufer kritisierte dagegen "ein extrem amerikanisiertes Verfahren" und "Vorverurteilungen" seines Mandanten. Er sei sich sicher, dass der Haftbefehl gegen Wildmoser senior bald völlig aufgehoben werde. Weiter in Haft bleiben Wildmosers Sohn und dessen Schulfreund Stefan D., der zwischen der Alpine und dem jungen Wildmoser vermittelt haben soll. Wildmoser junior verlor gestern auch seinen Job als Geschäftsführer der München Stadion GmbH, die für die Vereine FC Bayern und TSV 1860 als Bauherr der neuen Arena auftritt.

Gegen seine mutmaßlichen Geldgeber, die österreichische Baufirma Alpine Mayreder, hat inzwischen die Staatsanwaltschaft Salzburg ein Vorermittlungsverfahren eröffnet. Nach SZ-Informationen hat Wildmoser junior ausgesagt, er habe die Zahlungen an ihn sowohl mit Alpine-Chef Dietmar Aluta-Oltyan als auch dessen Sohn Markus Aluta besprochen. Beide waren gestern für die SZ nicht zu erreichen, die Firma wollte keine Stellungnahme abgeben. Staatsanwalt Schmidt-Sommerfeld bestätigte jedoch, dass Vater und Sohn Aluta in den Ermittlungen "sicher über kurz oder lang als Beschuldigte geführt werden".

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