1860 München:Wenn gar nix genügt

TSV 1860 München - SpVgg Greuther Fürth

Trotz eines Verhältnisses von 12:0 Eckbällen kein Tor für 1860: Jan Mauersberger im Luftduell gegen Fürth.

(Foto: Peter Kneffel/dpa)

Trotz guter Möglichkeiten und starker Spielweise verlieren die Sechziger gegen die SpVgg Greuther Fürth. Nach dem 0:1 sprechen sich die Sechziger Mut zu - und auch das Münchner Publikum gibt die Mannschaft nicht auf.

Von Markus Schäflein

Der Gang zu den Journalisten gehört - neben den Fußballspielen als solchen - zu den unangenehmen Aufgaben der Profis beim Zweitligisten TSV 1860 München. Jan Mauersberger erschien nach dem 0:1 gegen die SpVgg Greuther Fürth mit dem festen Willen in der Mixed Zone, erst einmal das Positive herauszustellen. "Die Art und Weise, wie wir gespielt haben, war richtig stark. Wir haben über 88 Minuten ein sehr, sehr gutes Spiel gemacht", sprach der Innenverteidiger, "das muss uns Mut machen. Jeder war da, jeder war fokussiert, wir waren aggressiv, haben Fürth bekämpft. Wir hatten alles, was man braucht, um ein Spiel zu gewinnen."

Allerdings hatten sie es nicht gewonnen. Ursprung der Misere war ein Gegentor in der zweiten Minute, das Ersatz-Linksverteidiger Sertan Yegenoglu maßgeblich auf seine Kappe zu nehmen hatte. Fürths Veton Berisha durfte unbehelligt die rechte Seite entlang flitzen und flanken, Robert Zulj köpfelte den Ball ins Tor. Mauersberger fand es "sehr, sehr bitter, dass uns das den Sieg gekostet hat", und erklärte: "Wir wollten vorne auf den Ballführenden schieben, das hat nicht geklappt. Es war eine Verkettung von Fehlern." Und das Ergebnis einer sehr risikofreudigen Taktik von Beginn an. "Insgesamt haben wir es taktisch gut gemacht", meinte Mauersberger, "dass unsere Außenverteidiger sich nach vorne einschalten, ist auch schon in den letzten Spielen so gewesen."

Diese Taktik zogen die Löwen weiter durch, was dazu führte, dass Fürth nach einer guten Viertelstunde schon 3:0 hätte führen können angesichts exzellenter Konterchancen. Aber auch dazu, dass der Tabellendrittletzte aus München eine Reihe von Möglichkeiten hatte. 12:0 Eckbälle standen am Ende der Partie zu Buche. "In den letzten Spielen hatten wir immer weniger Ecken als der Gegner und kaum Standards", sagte Mauersberger.

Diesmal hingegen standen Ecken, Freistöße, Fernschüsse, Kopfbälle Flanken en masse zu Buche - fast alle jedoch ohne die notwendige Präzision oder den letzten Tick Überzeugung. "Wir haben genug Chancen gehabt", meinte Stürmer Sascha Mölders, der selbst genug Chancen gehabt hatte. "Die bessere Mannschaft hat verloren, so grausam kann Fußball sein." In jedem Fall hatte die wesentlich aktivere, engagiertere Mannschaft verloren; die SpVgg schlug die Bälle in der zweiten Hälfte oft einfach weg, weil das Aufbauspiel stets in einem bizarren Fehlpass endete, den wiederum die Münchner meist nicht zu einem schnellen und zielstrebigen Angriff verwerten konnten. 1860-Trainer Benno Möhlmann hüpfte wild an der Linie herum, Fürths Übungsleiter Stefan Ruthenbeck nahm das merkwürdige Spiel etwas gelassener, sagte hinterher aber: "So wie heute wollen und werden wir nicht mehr auftreten, das war gar nix."

Dass auch gar nix reichen kann, um bei Sechzig zu gewinnen, mag zu denken geben. Mauersberger blieb jedoch positiv: "Wenn wir die nächsten fünf Spiele so auftreten, werden wir auf jeden Fall die Punkte holen", sagte er. Die nächste Gelegenheit bietet sich am Freitag beim MSV Duisburg, dem aufstrebenden Tabellenletzten. "Wir müssen jetzt die Köpfe hochnehmen, denn wir haben nächstes Wochenende ein ganz wichtiges Spiel", sagte Mölders. Das Bemerkenswerteste gegen Fürth war das Publikum: Die 18 300 Zuschauer boten trotz des Rückstands stetige Anfeuerung, kaum Pfiffe waren zu hören. "Die Fans haben gemerkt, dass wir alles getan haben, heute hier nicht zu verlieren, und das haben sie honoriert", meinte Mauersberger, und Mölders fand die Fans "wunderbar". Vielleicht freuten sie sich über die deutliche Leistungssteigerung gegenüber dem Spiel in Karlsruhe, die allerdings auch zu erwarten gewesen war ("schlechter konnten wir nicht mehr spielen", meinte Mölders).

Und womöglich hob die Laune auf den Rängen auch die Nachricht vom Debakel des SC Paderborn gegen Union Berlin (0:4) - der TSV 1860 München bleibt nicht nur auf dem Relegationsplatz, sondern hat sich in punkto Torverhältnis im Vergleich zum ersten Direktabsteiger gar verbessert. "Das Torverhältnis ist sicherlich auch irgendwann entscheidend", sagte Mauersberger, "aber grundsätzlich geht's um Punkte."

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