1860 München:Verworrene Willensbildung

TSV 1860 München - RB Leipzig

Bleibt er? Geht er? Die Suche nach einem Nachfolger für Torsten Fröhling gestaltet sich offenbar schwierig.

(Foto: Angelika Warmuth/dpa)

Der TSV bringt weder ein Bekenntnis zu Trainer Fröhling noch eine Vollzugsmeldung hin.

Von Markus Schäflein

Am Samstag nach dem 1:1 in Bielefeld, dem zehnten sieglosen Spiel der Saison, schlenderte Necat Aygün übers Trainingsgelände des Fußball-Zweitligisten TSV 1860 München. Aygün ist ja Sportdirektor des Klubs, Bis-auf-Weiteres-Sportdirektor ist er dem offiziellen Sprachgebrauch nach jedenfalls, also fragten die Reporter nach, wie denn nun die Zukunft von Torsten Fröhling aussehe. Und Aygüns Ausführungen klangen nicht gerade wie ein Bekenntnis zum Trainer: "Wir analysieren das Spiel jetzt intern - mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Ich bin jetzt nicht da, um irgendwelche Garantien auszustellen oder zu sagen, es gibt irgendwie ein Ablaufdatum."

Die Frage ist allerdings, ob Aygün da ist, um überhaupt gewichtig mitzureden in der Trainerfrage; schließlich sucht 1860 ja parallel auch nach einem neuen Sportchef und mithin nach einem Nachfolger für Aygün, wobei ihm ja bislang auch niemand eine Garantie oder ein Ablaufdatum verpasst hat. Die Willensbildung bei den Löwen ist traditionell verworren, und diesmal ist es noch ein bisschen verworrener: Präsident Siegfried Schneider amtiert ja wie Aygün nur übergangsweise; der für die Finanzen geholte Geschäftsführer Markus Rejek hat betont, sich aus dem Sport eigentlich heraushalten zu wollen. Bleibt noch der andere Geschäftsführer Noor Basha, Vertreter des jordanischen Investors Hasan Ismaik. Er mochte am Sonntag kein Statement zur Lage abgeben.

Seit vier Spielen ist Fröhling nun ungeschlagen, so kann man die Unentschiedenserie ja auch mal betrachten, und das Spiel in Bielefeld selbst gab mal wieder relativ wenig Anlass für einen Trainerwechsel. Die Löwen kamen gut in die Partie und gingen durch Marius Wolf auf Vorlage von Korbinian Vollmann in Führung (8.), danach hatten sie Bielefeld lange im Griff, ohne allerdings konsequent auf den zweiten Treffer hinzuarbeiten. "Es ist für mich ein bisschen unverständlich, dass wir da nicht weitermachen und auf das 2:0 spielen, und uns stattdessen zu sehr hinten reindrängen lassen", sagte Aygün - das 1:1 durch Bielefelds Torjäger Fabian Klos war die Folge. Torwart Stefan Ortega, der diesmal Vitus Eicher vertrat, machte beim Versuch des Herauslaufens in der Szene keinen guten Eindruck.

Im zweiten Durchgang wurde die Arminia offensiver, was Sechzig Räume eröffnete, die allerdings ungenutzt blieben: "Da hatten wir wieder viele Konterchancen, uns hat aber einfach die letzte Präzision gefehlt", ärgerte sich Torschütze Wolf. Und Fröhling fand den zweiten Durchgang "interessant für die Zuschauer, unbefriedigend für uns". Unbefriedigend war vor allem mal wieder das Ergebnis - weil der eingewechselte Stürmer Stefan Mugosa sich den Ball in der hitzigen Nachspielzeit, als beide Teams den Sieg noch auf dem Fuß hatten, zu weit vorlegte, blieb es beim 1:1.

Zehn Spiele, sechs Punkte, kein Sieg, Platz 17 - "eindeutig zu wenig" sei das, findet Aygün, "Fakt ist, dass wir uns den Saisonverlauf anders vorgestellt haben." Und Fakt ist, dass Fröhling das Training an diesem Montag nicht leiten wird - er weilt noch auf der Trainertagung. Ob er am Dienstag wieder übernimmt, ist offen. Weder ein klares Bekenntnis zur Zukunft mit Fröhling noch eine Vollzugsmeldung zu Beginn der Länderspielpause brachten die Verantwortlichen hin - das kann nur bedeuten, dass sich die Suche nach einem Nachfolger schwierig gestaltet. Über manche Kandidaten wird man sich intern nicht einig, andere haben kein Interesse an dem Job: Während an Peter Neururer, mit dem Basha verhandelte, der Rest der Sechzig-Führung kein Interesse zeigte, sagte der frühere Augsburger Jos Luhukay den Löwen ab.

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